Hannover/Lissabon/Genk. Trauer in Mönchengladbach, Leverkusen und Hannover - nur Stuttgart darf jubeln: Der VfB hat die Fußball-Bundesliga in der Europa League vor einem Debakel bewahrt und als einziges Team aus dem deutschen Quartett das Achtelfinale erreicht. Der VfB gewann bei KRC Genk 2:0 (1:0) und machte damit in Belgien das 1:1 aus dem Hinspiel wett.

Pech im Abschluss und eine mangelnde Chancenverwertung haben Bayer Leverkusen den Einzug ins Achtelfinale der Europa League gekostet. Der Werksklub verlor trotz einer über weite Strecken guten Leistung das Zwischenrunden-Rückspiel beim portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon 1:2 (0:0). Ein sehenswertes Volley-Tor von Andre Schürrle (75.) reichte Bayer nach dem 0:1 im Hinspiel nicht zum Weiterkommen.

Ola John (60.) hatte die Gastgeber in Führung gebracht, Nemanja Matic riss Leverkusen nur knapp zwei Minuten nach dem Ausgleich aus allen Träumen. Damit bleibt eine schwarze Europacup-Serie bestehen. Noch nie hat Bayer nach einer Hinspiel-Heimpleite in einem europäischen K.o.-Spiel auswärts noch das Weiterkommen perfekt gemacht.

Bayer beginnt mit bester Elf

"Das ist natürlich bitter. Da läufst du und kämpfst und kriegst dann so ein
Scheißtor. Da wirst du eigentlich um den Lohn gebracht", sagte
Bundesliga-Toptorjäger Stefan Kießling total frustriert.

Das Trainergespann Sami Hyypiä/Sascha Lewandowski hatte im Gegensatz zum Hinspiel auf Rotation verzichtet und seine Bestbesetzung aufgeboten. Dies tat dem Spiel des Tabellendritten der Bundesliga im Estadio da Luz sichtlich gut. Bayer kombinierte gefällig und spielte couragiert nach vorne. Den ersten Warnschuss gab Stefan Reinartz bereits in der dritten Minute ab, Benfica-Schlussmann Artur Moraes war aber zur Stelle.

Auch in der Folge blieben die Gäste die spielbestimmende Mannschaft, hatten aber Pech im Abschluss. Torjäger Stefan Kießling setzte eine Hereingabe von Daniel Carvajal aus sieben Metern an den Pfosten (12.), Andre Schürrle traf in der 40. Minute mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze den Außenpfosten. Zwei Minuten zuvor war der Nationalspieler aus guter Position an Moraes gescheitert.

Kießling und Schürrle treffen den Pfosten

Lissabon kam mit zunehmender Spieldauer zwar etwas besser ins Spiel, doch die Leverkusener Deckung ließ im ersten Durchgang nur wenig zu. Torhüter Bernd Leno musste nur bei einem Kopfball von Nicolas Gaitan sein Können aufbieten (16.).

Nach dem Wechsel übte Leverkusen weiter Druck aus. Nach glänzender Vorarbeit von Carvajal drückte Kießling den Ball aus kurzer Distanz zwar über die Linie, stand aber knapp im Abseits (52.). Lissabon zeigte sich vom mutigen Auftritt der Gäste beeindruckt und spielte nur sporadisch nach vorne. Das reichte aber zur Führung. John spielte Gonzalo Castro aus und schlenzte den Ball unhaltbar für Leno in den Winkel.

Bayer zeigte sich von dem Rückschlag nur kurz geschockt und drängte auf den Ausgleich. Die Gäste fanden ihren Meister aber immer öfter in Artur Moraes. Der Torhüter parierte zunächst gegen Simon Rolfes glänzend (67.), eine Minute später war er gegen Schürrle zur Stelle.

Bei Lissabon überzeugten Artur Moraes und John, bei Leverkusen verdienten sich Kießling und Rolfes gute Noten.

Hannovers Europa-Reise nach 1:1 gegen Anschi vorbei

Aus der Traum vom Achtelfinale: Hannover 96 hat ein weiteres Fußball-Märchen im dichten Schneetreiben verpasst und ist in der Zwischenrunde der Europa League trotz einer starken Vorstellung an Anschi Machatschkala gescheitert. Der Mannschaft von Trainer Mirko Slomka kam im Rückspiel nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Das reichte nicht, um die 1:3-Niederlage aus dem Hinspiel vor einer Woche vergessen zu machen. Die Führung von Sergio da Silvo Pinto (70.) per Direktabnahme war am Ende zu wenig. Lacina Traore glich in der Nachspielzeit aus (90.+9). In der Vorsaison war 96 noch bis ins Viertelfinale vorgestoßen und erst gegen den späteren Sieger Atletico Madrid ausgeschieden.

Starke Niedersachsen nutzen Chancen nicht

Die 'Roten' zeigten gegen Anschi auf dem in der zweiten Halbzeit schneebedeckten Platz eine ihrer besten Saisonleistungen, belohnten sich für ihren hohen Aufwand aber trotz guter Möglichkeiten nicht - und verpassten es so, die abgezockten Russen noch stärker unter Druck zu setzen. Nach der Pause mussten die Niedersachsen ihrem enormen Anfangstempo etwas Tribut zollen, durften aber dennoch bis zum Schluss hoffen. Der russische Klub des Milliardärs Suleiman Kerimov um Superstar Samuel Eto'o steht erstmals im Achtelfinale eines europäischen Wettbewerbs und trifft dort auf Newcastle United.

Vor nur 27.500 Zuschauern in der eigenen Arena war 96 bei Eiseskälte von Beginn an heiß auf ein frühes Tor. Mit Mohammed Abdellaoue, Mame Diouf und Didier Ya Konan standen drei gelernte Angreifer in der Startelf. Zusammen mit Top-Vorbereiter Szabolcs Huszti entwickelten sie viel Druck und versuchten nach Ballgewinnen überfallartig umzuschalten. Leichte Unkonzentriertheiten beim Passspiel verhinderten aber zunächst zwingende Möglichkeiten.

Slomka wirft nach Pinto-Tor alles nach vorne

Abdellaoue verpasste dann aber eine Huszti-Hereingabe (15.), verzog einen Weitschuss (20.) und hatte weitere Chancen. Diouf setzte einen Kopfball nur ganz knapp neben das Tor (23.). Nach einem weiteren gefährlichen Kopfball von Ya Konan (40.) und insgesamt neun Torschüssen im ersten Durchgang blieben weitere beste Chancen zunächst lange aus. Nach der Führung durch Pinto warf 96 dann alles nach vorne.

Anschi konzentrierte sich mit dem Hinspiel-Sieg im Rücken zunächst auf eine stabile Defensive. Über Top-Star Eto'o und den schnellen Willian versuchte das Team von Trainer Guus Hiddink mit zunehmender Spieldauer aber auch immer wieder gefährliche Nadelstiche zu setzen. Eto'o ließ in der 18. Minute fast die komplette 96-Hintermannschaft ganz schlecht aussehen, vergab aber aus aussichtsreicher Position. Mbark Boussoufa vergab aus fünf Metern (55.) für die in der zweiten Häfte immer besser werdenden 'Adler' aus Machatschkala.

Nordderby gegen den HSV bereits am Samstag

Den müden Hannoveranern bleibt nun kaum Zeit zur Erholung. Nur knapp 41 Stunden nach Abpfiff empfangen die 'Roten' am Samstag den Hamburger SV zum Nordderby in der Bundesliga - ein direkter Konkurrent um die erneute Qualifikation zur Europa League.

Bei 96 überzeugten Huszti und Diouf, Anschi hatte in Joao Carlos und Eto'o seine Besten.

VfB Stuttgart zieht dank Boka und Gentner ins Achtelfinale ein

Der VfB Stuttgart ist nach der besten Leistung seit Wochen ins Achtelfinale der Europa League eingezogen. Die Schwaben setzten sich im Zwischenrunden-Rückspiel beim belgischen Vertreter KRC Genk mit 2:0 (1:0) durch und dürfen sich auf weitere Millionen-Einnahmen freuen. Arthur Boka (45.) mit seinem ersten Saisontor traf kurz vor der Pause zur Führung, ehe Christian Genter (59.) erhöhte und nach dem 1:1 im Hinspiel für klare Verhältnisse sorgte.

Nachdem die Stuttgarter am Sonntag mit dem 1:0 bei 1899 Hoffenheim den ersten Sieg nach zuvor fünf Ligapleiten gefeiert hatten, machten sie in Genk den nächsten Schritt aus der Krise und erreichten erstmals seit dem Achtelfinaleinzug in der Saison 2009/10 in der Champions League wieder eine Runde der letzten 16 auf europäischer Bühne.

Jetzt warten Lazio Rom und Miro Klose auf den VfB

Dort trifft das Team von Trainer Bruno Labbadia am 7. und 14. März auf Lazio Rom um Nationalstürmer Miroslav Klose, das Borussia Mönchengladbach ausschaltete. Stürmer Vedad Ibisevic ist im Hinspiel vor eigenem Publikum nach seiner dritten Gelben Karte gesperrt.

In Genk lauerten die engagierten Gäste vor 16.796 Zuschauern in einer bedächtigen Anfangsphase zunächst auf Konter. Dem Bundesligisten fehlte aber zumeist die Raffinesse und die Abgeklärtheit, um die belgische Abwehr permanent unter Druck setzen zu können. Allerdings gingen die Stuttgarter trotz der schwierigen Ausgangslage nicht das volle Risiko ein.

In der 28. Minute setzte Martin Harnik einen Schuss aus halbrechter Position fast schon fahrlässig übers Tor, nachdem Ibisevic den Österreicher nach einer schönen Einzelaktion bedient hatte. Zuvor hatte Genks Kalidou Koulibaly nach einem Schuss von Shinji Okazaki (14.) von der Strafraumgrenze auf der Linie geklärt. Okazaki war für den Österreicher Raphael Holzhauser ins Team gerückt.

Das 2:0 ist der verdiente Lohn für bissige Stuttgarter

Kurz vor dem Halbzeitpfiff erzielte der Ivorer Boka mit einem allerdings abgefälschten Distanzschuss aus rund 20 Metern die Führung. Nach der Pause drängte der VfB auf die Entscheidung. Den verdienten Lohn fuhren die bissigen und zweikampfstarken Stuttgarter durch den Treffer von Gentner nach einem überfallartig vorgetragenen Gegenstoß ein. Der Mittelfeldantreiber hatte bereits im Hinspiel getroffen.

Den Belgiern, die ohne ihren verletzten Toptorjäger Jelle Vossen auskommen mussten, fiel trotz der drohenden Niederlage nur wenig gegen die kompakte Defensive der Stuttgarter ein. Dafür verpasste Ibrahima Traore in der 73. Minute einen weiteren VfB-Treffer, als er völlig freistehend den Ball am Tor von Laszlo Köteles vorbeischob.

Dennoch lieferte Mittelfeldspieler Traore wie auch Gentner eine starke Partie. Beim dreimaligen belgischen Meister überzeugte Khaleem Hyland. (sid)

Tottenham und Chelsea in letzter Sekunde weiter - Aus für Atletico

Die England-Legionäre Lewis Holtby und Marko Marin haben dank zweier
Last-Minute-Tore das Achtelfinale der Europa League erreicht. Für Holtbys
Tottenham Hotspur erzielte Moussa Dembele in der 90. Minute den Treffer zum 1:1
(1:1) beim früheren französischen Serienmeister Olympique Lyon, der FC Chelsea
wendete durch den späten 1:1-Ausgleich von Eden Hazard gegen Sparta Prag (90.+2)
eine Blamage ab. Der Champions-League-Sieger hatte das Hinspiel 1:0 gewonnen und
vor eigener Kulisse am Donnerstag mehr Mühe als erwartet.

Dagegen ist für
Titelverteidiger Atletico Madrid frühzeitig Schluss: Ein 1:0 beim russischen
Pokalsieger Rubin Kasan reichte den Spaniern nicht, um das 0:2 aus dem Hinspiel
wettzumachen.

Holtby spielt 75 Minuten - Marin nur auf der Bank

Holtby, im Winter von Schalke 04 nach London gewechselt,
hatte kurz vor der Pause die erste echte Gelegenheit für die zunächst schwachen
Spurs gehabt. Sein Schuss aus der Distanz prallte jedoch nur an den rechten
Pfosten. Zuvor war Lyon durch Maxime Gonalons verdient in Führung gegangen
(17.). Nach dem Wechsel wurde Tottenham stärker. Holtby wurde in der 75. Minute
durch den Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson ersetzt. Ex-Nationalspieler Marin saß
beim FC Chelsea 90 Minuten auf der Bank.

Große Enttäuschung herrschte
bei Atletico Madrid, das sich nach dem Europa-League-Aus nun in der Primera
Division auf die erfolgreiche Qualifikation zur Champions League konzentrieren
kann. Das letztendlich wertlose Siegtor für die Spanier erzielte der
kolumbianische Stürmerstar Radamel Falco (84.). Kasans Cesar Navas sah in der
89. Minute noch die Rote Karte.

Inter siegt bei Cluj - Neapel fliegt raus

Keine Blöße gab sich dagegen der
italienische Spitzenklub Inter Mailand. Der Champions-League-Sieger von 2010 kam
bei CFR Cluj zu einem mühelosen 3:0 (2:0). Der Kolumbianer Freddy Guarin war mit
einem Doppelpack erfolgreich. Die Nerazzurri hatten bereits das Hinspiel mit 2:0
für sich entschieden. Auch der FC Basel steht nach einem 1:1 gegen Dnjepr
Dnjepropetrowsk (Hinspiel 2:0) im Achtelfinale.

Die Runde der letzten 16
erreicht hat auch UD Levante, das ohne den Ex-Herthaner Christian Lell gegen
Olympiakos Piräus 1:0 (1:0) gewann. Das Hinspiel hatten die Spanier mit 3:0 für
sich entschieden. Der zweimalige UEFA-Pokal-Sieger FC Liverpool stemmte sich in
einem hochklassigen Spiel aufopferungsvoll gegen das Aus, letztlich reichte
jedoch auch das 3:1 (2:1) gegen Zenit St. Petersburg nicht, um das 0:2 aus dem
Hinspiel vergessen zu machen. Hulk (19.) hatte die Russen in Führung gebracht,
ehe Luis Suarez mit zwei direkt verwandelten Freistößen (27./59.) sowie Joe
Allen (43.) die Hoffnung auf das Wunder weckten.

Der SSC Neapel, immerhin
Tabellenzweiter der Serie A und 1989 Finalsieger im UEFA-Pokal gegen den VfB
Stuttgart, musste sich Viktoria Pilsen nach dem 0:3-Debakel in der Vorwoche mit
0:2 (0:1) geschlagen geben und schied damit sang- und klanglos aus. (sid)

Die Achtelfinal-Paarungen der Europa League

Achtelfinale (Hinspiele 7. März/Rückspiele 14. März):

Viktoria Pilsen -
Fenerbahce Istanbul

Benfica Lissabon - Girondins Bordeaux

Anschi Machatschkala -
Newcastle United

VfB Stuttgart - Lazio Rom

Tottenham Hotspur - Inter Mailand

UD
Levante - Rubin Kasan

FC Basel - Zenit St. Petersburg

Steaua - FC
Chelsea

Weitere Termine: Viertelfinale Hinspiele 4. April - Rückspiele
11. April; Halbfinale 25. April - 2. Mai; Finale 15. Mai in Amsterdam