Leverkusen.. Im Achtelfinale der Champions League kommt der FC Barcelona zu Bayer 04. Aber es ist fraglich, ob der Elf von Trainer Robin Dutt gegen die beste Vereinself der Welt eine Überraschung gelingt.
Simon Rolfes hat dann doch darauf verzichtet, Listen anzulegen. Eine hätte der Kapitän des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen in den letzten Wochen führen können, um die Kartenwünsche aus seinem Freundeskreis für den Kracher gegen den FC Barcelona zu notieren. Die Mühe konnte er sich sparen: „Es wollte sowieso jeder ein Ticket.“
Auf der anderen Liste hätte Rolfes der Einfachheit halber alle Namen seiner Mitspieler notieren können. Nach Abpfiff des Achtelfinal-Hinspiels der Champions League gegen die beste Vereinsmannschaft der Welt (20.45 Uhr/Sky) möchte ohnehin jeder das Trikot mit Superstar Lionel Messi tauschen. Aber da hat Rolfes, ganz Kapitän, einen Riegel vorgeschoben: „Rudelbildung wird’s nicht geben“, sagt er und fügt listig hinzu: „Ich werde es im Spiel öfter mit Messi zu tun bekommen.“
Daraus leitet sich augenzwinkernd der Anspruch ab, dass der Kapitän nach Spielschluss Messis natürlicher Tauschpartner sein soll. Die viel wichtigere Frage ist allerdings die, ob Rolfes und mit ihm ganz Leverkusen es vorher schafft, dem Weltfußballer nahe zu kommen. Tritt Bayer im Spiel so dezent auf wie am Tag vor der Partie, wird es wohl nicht klappen.
Damit kein Missverständnis aufkommt: Bayer hat keinen Anlass, um große Töne zu spucken. Das liegt zuerst an der einmaligen Qualität des Gegners. Barcelona gilt auch in einer Saison, in der die Mannschaft in der spanischen Meisterschaft etwas an Spannkraft eingebüßt hat, immer noch als Maß aller Dinge. Auf der anderen Seite stehen die hausgemachten Leverkusener Probleme: Die Mannschaft hat in der Bundesliga Leichtigkeit und Unternehmungsgeist verloren. Viele Spieler laufen ihrer Form aus dem Vorjahr hinterher. In der Konsequenz führt das dazu, dass Trainer Robin Dutt auch nach einem dreiviertel Jahr um Anerkennung kämpfen muss.
Der misslichen Ausgangslage zum Trotz gibt es eine feine Linie zwischen angebrachter Zurückhaltung oder offener Bewunderung des Gegners und einem Auftritt, der das Gefühl vermitteln konnte, schon zufrieden zu sein, wenn das Ergebnis erträglich bleibt und sich die Mannschaft ordentlich präsentiert. So wird niemand in Leverkusen denken, aber Robin Dutt schrammte an dieser unsichtbaren Grenze ein paar mal nur knapp vorbei.
Ballack fällt aus
Von sich aus pries Leverkusens Trainer lang und breit die Vorzüge des Gegners, gerade so, als müsse er noch jemanden davon überzeugen, dass Barca an seinen besten Tagen nicht nur gewinnen, sondern Fußball in vollkommener Schönheit zelebrieren kann. Da wimmelte es von Betrachtungen, dass es schon der ganz hohen taktischen Schule bedürfe, um gegen dieses schlafwandlerisch sicher kombinierende Team nicht ständig hinterher zu hetzen wie der gedanklich langsame Hase dem fabelhaften Igel. Als ob das nicht reicht, kommt die individuelle Klasse von Xavi, Iniesta, Messi, Puyol oder Fabregas hinzu: „Barcelona“, das war schließlich Dutts Quintessenz, „ist besser als die spanische Nationalelf.“
Damit kein einseitiges Bild aufkommt: Natürlich haben der Coach und sein Kapitän dann doch noch über die eigenen Mittel gesprochen, dieser Über-Mannschaft beizukommen. Oft wird Leverkusen wohl nicht am Ball sein, aber das heißt ja nicht, dass man nicht etwas Anständiges mit der Kugel anstellen kann, wenn man sie hat. In der bislang reichlich durchwachsenen Bundesliga-Saison funktionierte das zuletzt eher selten, aber das ficht Dutt nicht an: „Dieses Spiel steht für sich, wir alle freuen uns riesig darauf.“ Simon Rolfes ergänzte, es sei ähnlich wie bei einem Viertligisten im Pokal: der wisse vorher auch nicht, wie er einem Erstligisten beikommen könne. „Aber dann gibt es Situationen, in denen es klappt.“
Das klang durchaus mutiger als es sich lesen mag. Aber wie verkrampft die Situation ist, zeigte eine Frage nach „einem bestimmten Spieler“. Man dürfe den Namen ruhig nennen, sagte Dutt leicht amüsiert. Also: Der Spieler Michael Ballack wird wegen eines Faserrisses in der Wade drei Wochen lang fehlen. Auch das gehört zur Leverkusener Gemengelage: Dass es ohne den international Erfahrensten gehen muss, steht auf keiner Liste mehr. Schon gar nicht auf der mit den Problemen.