Essen. Beim DFB gab es Durchsuchungen – dabei hat dieser laut Süddeutscher Zeitung seine Steuerschulden längst beglichen. Das wirft neue Fragen auf.

Es war ein Großaufgebot, mit dem die Fahnder vor einer Woche ausrückten: Rund 200 Einsatzkräfte waren beteiligt, als die Zentrale des deutschen Fußball-Bundes und mehrere Privatwohnungen in Deutschland durchsucht wurden. Der Vorwurf: Der DFB habe Erlöse aus Bandenwerbung in den Jahren 2014 und 2015 falsch versteuert, er habe sie der Vermögensverwaltung statt dem steuerpflichtigen Wirtschaftsbetrieb zugeschlagen und daher Abgaben in Höhe von 4,7 Millionen Euro hinterzogen. Mehr noch: Die Verantwortlichen hätten gewusst, dass ihr Vorgehen falsch sei und somit bewusst Steuern hinterzogen.

Nun berichtet die Süddeutsche Zeitung, dass die Steuerschuld längst beglichen sei: Am 12. März 2019 sei die Steuererklärung für das Jahr 2015 korrigiert worden, am 22. März habe man sich mit den Finanzbehörden auch über die Besteuerung der Einnahmen aus 2014 geeinigt – und es habe eine Steuer-Nachzahlung von 4,7 Millionen Euro gegeben. Diese Informationen lagen auch der Staatsanwaltschaft Frankfurt und dem Gericht vor, das den Durchsuchungsbeschluss erließ – und dennoch kam es zur Razzia.

DFB: Warum das Vorgehen Fragen aufwirft

Ein Vorgehen, das Fragen aufwirft. Eine mögliche Erklärung: Die staatlichen Stellen betrachten zwar die Steuerschuld als erledigt, verfolgen das Vergehen aber weiter. So schrieb die Düsseldorfer Richterin Kornelia Toporzysek auf Twitter: „Nur so eine Idee ohne den Anspruch zu erheben, die Sache bewerten zu können: Eine Steuerhinterziehung, so es sie gab, entfällt nicht dadurch, dass die hinterzogenen Steuern nachgezahlt werden. Das wäre nur die Erfüllung der ohnehin bestehenden Steuerschuld.“

Zuletzt gab es aber auch Spekulationen, dass es den Fahndern gar nicht nur um die Steuerangelegenheit rund um die Bandenwerbung in den Jahren 2014/15 ging, sondern auch um eine andere Affäre, die die Ermittler seit Jahren beschäftigt: jene um das Sommermärchen 2006.

Noch immer ist ja die Frage ungelöst, was mit den 6,7 Millionen Euro geschah, die über dunkle Kanäle in Katar versickerten. In der Angelegenheit könnte es noch zu einem Prozess wegen Steuerhinterziehung gegen frühere Verantwortliche des DFB kommen – denn die 6,7 Millionen Euro wurden in der Steuererklärung für 2016 fälschlicherweise als Betriebsausgaben deklariert.

DFB-Präsident Keller begrüßt Untersuchungen

Rätsel gibt auch das Verhalten des DFB in der jüngsten Affäre auf: Der Verband vermied es, auf die beglichene Steuerschuld hinzuweisen und so der Angelegenheit ein wenig Wucht zu nehmen. Stattdessen erklärte Präsident Fritz Keller, er könne „eine staatliche Unterstützung bei den Untersuchungen nur begrüßen“.