Berlin. Was ist bei der Leichtathletik-EM neu? Wer sind die Stars? Welche deutschen Medaillenhoffnungen gibt es? Hier sind die wichtigen Infos.

Während die Europameisterschaft in Berlin auf Plakaten und Werbewänden immer sichtbarer wird, haben sich die deutschen Leichtathleten zurückgezogen. In Kienbaum, rund eine Autostunde von Berlin entfernt, haben sie die Ruhe vor dem großen Trubel genossen. Gemeinsam am See, alleine mit einem Buch – Hauptsache entspannt. Doch seit dem Wochenende sind auch die ersten Sportler in Berlin, im Athleten-Hotel. Sie werfen einen Blick ins Olympiastadion. Wie sich das wohl anfühlt, wenn die 50 000 Plätze besetzt sind? Ab Montag werden sie es wissen. 1500 Athleten kämpfen dann bis Sonntag um EM-Medaillen. Die wichtigsten Fragen im Überblick.

Was ist neu in Berlin?

Die EM der Leichtathleten ist Teil der erstmalen European Championships, bei denen in Glasgow sechs weitere Sportarten ihre kontinentalen Titelträger suchen. Auch die Zahl der verkauften Tickets ist neu: 270 000 sind es bereits – Rekord für eine Leichtathletik-EM. Das Programm ist straffer. Während im Stadion Innovationen wie die Laserlinie genutzt wird, mit der die Weite der Springer in der Sandgrube sichtbarer gemacht werden soll, gibt es einen großen Schritt raus aus dem Stadion: Am Breitscheidplatz in der Innenstadt tragen die Kugelstoßer ihre Qualifikation aus, die Geher und Marathon-Läufer starten von hier aus ihre Runde durch die Stadt. Ähnlich wie bei Olympia gibt es hier die Medaillenzeremonien.

Wer sind die deutschen Medaillenhoffnungen?

Eine Medaillenprognose möchte Idriss Gonschinska nicht abgeben. Der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes weigert sich partout, eine konkrete Anzahl zu nennen. Doch ein Vergleich sei erlaubt: 2016 gab es in Amsterdam 16 deutsche Medaillen.

Und auch in diesem Jahr machen einige Sportler Hoffnung. Im Speerwerfen zum Beispiel: Noch nie hat es bei einer internationalen Meisterschaft Gold, Silber und Bronze in dieser Disziplin für eine Nation gegeben. Olympiasieger Thomas Röhler (Jena), Weltmeister Johannes Vetter (Offenbach) und dem nationalen Meister Andreas Hofmann (Mannheim) wäre die Premiere zuzutrauen: Alle drei warfen schon weiter als 90 Meter.

Auch Christoph Harting hat ein klares Ziel: „Ich will gewinnen“, erklärt der Diskus-Olympiasieger von Rio. Der 27-Jährige kann dort Europameister werden, wo sein Bruder Robert 2009 Weltmeister wurde – und jetzt seinen Abschied von der großen Bühne nimmt.

Für die erste Goldmedaille könnte am Dienstag Christina Schwanitz (LV Erzgebirge) sorgen. Die Titelverteidigerin im Kugelstoßen ist nach ihrer Babypause schon wieder Favoritin – als einzige Europäerin hat sie in diesem Jahr die 20-Meter-Marke geknackt.

Der ehemalige Zehnkämpfer Frank Busemann hat aber auch Hindernisläuferin Gesa Krause noch nicht abgeschrieben. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt der Olympia-Zweite von 1996: „Sie ist zwar schwach in die Saison gestartet, aber sie ist sehr wettkampferfahren und zudem Titelverteidigerin, mit ihr ist zu rechnen.“

Wer sind die internationalen Stars in Berlin?

Er ist jung, erfolgreich und dazu äußerst unterhaltsam. 2017 gewann der 21 Jahre alte Norweger Karsten Warholm WM-Gold über 400 Meter Hürden – so jung war noch keiner vor ihm. Zur anschließenden Pressekonferenz erschien er mit Wikingerhelm und verriet: „Ich bin jung, ich bin dumm – ich bin einfach drauflos gerannt.“ Seitdem gilt Warholm zumindest vom Showtalent her als potenzieller Nachfolger des achtmaligen Sprint-Olympiasiegers Usain Bolt.

Zu den großen Stars der EM zählen zudem zwei Franzosen: Kevin Mayer, sieht nicht nur aus wie ein Model, er ist auch der derzeit beste Zehnkämpfer der Welt. Renaud Lavillenie war schon dreimal Europameister und ist mit einer Körpergröße von 1,76 Metern der kleinste Stabhochspringer, der je die Sechsmetermarke überquert hat.

Im Fokus steht auch Weitsprung-Europameisterin Ivana Spanovic. Kaum eine Leichtathletin ist sportlich so konstant und so modebewusst wie die Serbin, die in ihrer Heimat den „Style Award“ der Zeitschrift Elle verliehen bekam.

Wo ist die EM zu sehen?

Wer es nicht nach Berlin schafft, kann am Fernseher zuschauen. ARD und ZDF übertragen abwechselnd alle Wettbewerbe und bieten zudem verschiedene Live-Streams auf ihren Internetseiten an. Die ARD beginnt am Montag mit der Übertragung der Qualifikationswettbewerbe (ab 16.35 Uhr), das ZDF übernimmt am Dienstagmorgen (8.35 Uhr).