Kontiolahti. Die deutschen Biathlon-Trainer glaubten an ihre Aufstellung. Der Schuss ging aber doch nach hinten los. Weil die Top-Leute geschont wurden, reichte es beim WM-Auftakt in der Mixed-Staffel nur zu Rang sechs.

Hoch gepokert und nichts gewonnen. Ausgerechnet beim WM-Auftakt ist für die deutschen Biathleten der Aufstellungspoker voll daneben gegangen. Ohne ihre Top-Asse waren die Skijäger in der Mixed-Staffel chancenlos und mussten sich in der ersten von elf WM-Entscheidungen mit Rang sechs zufriedengeben.

Das Überraschungs-Quartett Luise Kummer, Franziska Preuß, Daniel Böhm und Benedikt Doll leistete sich am Donnerstag im finnischen Kontiolahti über die 2 x 6 und 2 x 7,5 Kilometer zwar nur sechs Nachlader. Aber weil vor allem die beiden jungen WM-Debütantinnen Kummer (21) und Preuß (20) in der Loipe diesmal nicht konkurrenzfähig waren und abgeschlagen zurücklagen, konnten die stark laufenden Böhm und Doll nur noch Ergebniskosmetik betreiben - die erhoffte Medaille wurde klar verfehlt, die erste kleine WM-Enttäuschung steht zu Buche. "Das war nicht das, was wir uns erhofft haben. Aber damit müssen wir jetzt leben", sagten Herren-Bundestrainer Mark Kirchner.

Trainer müssen sich für Aufstellung rechtfertigen

Während die siegreichen Tschechen ihren WM-Triumph vor Frankreich und Norwegen bejubelten, mussten sich Damen-Coach Gerald Hönig und Kirchner für ihre mutige Aufstellung und den deutlichen Rückstand von 1:22,8 Minuten rechtfertigen. Waren sie doch bewusst das Risiko, eine mögliche Goldmedaille herzuschenken, mit dem Verzicht auf die Saisonsieger Laura Dahlmeier, Simon Schempp und Arnd Peiffer eingegangen. Mit Blick auf das anstrengende WM-Programm wollten die Trainer die Einsätze auf alle Athleten verteilen.

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"Wir haben die Staffel schon mit einem guten Gefühl aufgestellt, um die Medaillen mitlaufen zu können", sagte Hönig. Aber gerade seine Schützlinge mussten in ihren ersten WM-Rennen Lehrgeld zahlen. "Die Bedingungen haben uns nicht in die Karten gespielt. Die läuferisch starken, die älteren, erfahrenen Athleten haben sich durchgesetzt. Diese WM soll eine Zwischenstation sein auf dem Weg, wo wir mit dieser weiblichen Mannschaft hinwollen in den nächsten Jahren", meinte Hönig und wollte aufkeimende Kritik gar nicht erst zulassen: "Das ist eine Erfahrung, die sich in den nächsten Jahren noch bezahlt macht für die Truppe."

Platz sechs "nicht grottenschlecht"

Auch Kirchner verteidigte die Strategie. "Hinterher sind immer viele schlau, aber wir stehen dazu. Die beiden Jungs haben einen super Job gemacht. Der sechste Platz ist sicher nicht zufriedenstellend, aber auch nicht grottenschlecht", sagte der Olympiasieger.

An der "Bärenbucht" sorgte diesmal nicht der sonst oft tückische Wind für Probleme, sondern die durch den weichen Schnee tiefe und kraftraubende Strecke. So übergab Startläuferin Kummer vor den nur rund 2000 Zuschauern, die noch nicht die große WM-Stimmung aufkommen ließen, als 16. mit einem bereits gehörigen Rückstand von 1:16,0 Minuten an Franziska Preuß. "Es tut mir wahnsinnig leid für meine Kollegen. So habe ich mir meine WM-Premiere nicht vorgestellt", sagte die Junioren-Weltmeisterin.

Böhm und Schlussläufer Doll mit starkem Rennen

Somit war das Rennen bereits gelaufen, ehe es richtig begonnen hatte. Zumal auch Preuß die Hypothek des Rückstands erhöhte und Böhm als Zwölften mehr als zwei Minuten hinter der Spitze ins Rennen schickte. Böhm und Schlussläufer Doll lieferten ein starkes Rennen ab, auch wenn beide auf verlorenem Posten standen. "Klar wollten wir um die Medaillen mitlaufen, aber es kann nicht immer klappen", bilanzierte Böhm.

Nun sollen am Wochenende bei den Sprint- und Verfolgungsrennen, den ersten schweren Bewährungsproben, die ersten Medaillen her. Da zählen Schempp, Peiffer und Dahlmeier zu den Medaillenanwärtern. "Die WM hat erstmal angefangen, wir wollen ja noch was anderes", sagte Kirchner.

Insgesamt hatten in der Mixed-Staffel nur zehn der 26 gestarteten Teams ihre nominell Besten ins Rennen geschickt - auch andere Teams schonten ihre Top-Leute. (dpa)