Hamburg..
Witali Klitschko hat seit 14 Jahren seinen Wohnsitz in Hamburg. Am Samstag klettert er erstmals seit 1999 im WM-Kampf gegen „Großmaul“ Shannon Briggs wieder in seiner zweiten Heimat in den Ring.
Vor über 14 Jahren wurden Witali Klitschko und sein kleiner Bruder Wladimir an Bord eines Museumsschiffes im Hamburger Hafen der Öffentlichkeit als neue Hoffnungsträger im Profiboxen vorgestellt. Inzwischen beherrschen die beiden Ukrainer das Schwergewicht längst nach Belieben, und dennoch ist es für Witali etwas Besonderes, dass er am Samstag (22.10 Uhr/live bei RTL) zur Verteidigung des WBC-Titels gegen Shannon Briggs in Hamburg in den Ring klettern kann: „Es bedeutet mir unheimlich viel, dass ich in meiner Wahlheimat wieder einen Kampf bestreiten kann. Darauf bin ich stolz.“
Seit 1999 war der mittlerweile 39-Jährige nicht mehr in der Hansestadt aktiv. Seinen Lebensmittelpunkt hat er aber auch nach der Trennung von Promoter Klaus-Peter Kohl 2004 in Hamburg, wo er einst am 16. November 1996 sein Profidebüt feierte. „Meine Kinder fühlen sich als Hamburger“, sagt der Weltmeister, „die Fans haben mich hier immer gefeiert, und ich wünsche mir, dass es auch nach dem Kampf gegen Briggs etwas zu feiern gibt.“
Umso erstaunlicher ist die Wahrnehmung von Großmaul Briggs, der lautstark im Vorfeld des Fights erklärte: „Jeder in Hamburg drückt mir die Daumen, dass ich Klitschko ausknocke. Das ist nicht seine Stadt. Er ist Russe, ich bin Deutscher - I“m the black German.“
Dass Boxen immer auch Showbusiness ist, ist ja klar. Der 38 Jahre alte Muskelprotz, der seine wilden Rastalocken im Ring zu einer Art Ananas auf dem Kopf bändigt, hat seine Rolle als Lautsprecher jedenfalls glänzend bedient. Sein fast 30-minütiger Monolog auf der Pressekonferenz am Montag endete in einem Striptease. Am Mittwoch forderte er dann auch noch Wladimir heraus: „Du kannst nicht weglaufen, du bist der nächste.“
Am Samstag wird vor dem Kampf und vor den 16.000 in der ausverkauften Arena die derzeit erfolgreichste deutsche Band Unheilig live ihre neue Single promoten, dann darf Michael Buffer wieder „let“s get ready to rumble“ ins Mikrofon dröhnen, und Promis lassen sich interviewen. Und dann erst werden zwei der gefährlichsten K.o.-Schläger aufeinandertreffen. Dann ist Schluss mit lustig.
„Der Kampf wird nicht einfach“, sagt Witali Klitschko, „Briggs hat eine riesige K.o.-Quote und wird alles dran setzen, seine letzte Chance zu nutzen, um wieder Weltmeister zu werden.“ Immerhin 45 seiner 51 Siege konnte Briggs vorzeitig erzielen, 30 Mal ging der Gegner bereits in der ersten Runde K.o. Weltrekord.
„Briggs ist in den ersten Runden sehr gefährlich“, sagt Klitschko-Trainer Fritz Sdunek, „aber ab der fünften, sechsten hat Witali wegen seiner Kondition große Vorteile. Ich rechne mit einem K.o.-Sieg.“ Klitschko hat immerhin 38 seiner 40 Siege vorzeitig errungen.
40 Jahre alt wird der Ukrainer im nächsten Sommer, ans Aufhören aber verschwendet er noch keinen Gedanken. „Ich fühle mich wie 25“, hat er kürzlich trotz seiner Schulterverletzungen und überstandener Rückenoperationen gesagt. Da ist ja noch das große sportliche Ziel, WBA-Weltmeister David Haye zu entthronen, der seit zwei Jahren die Brüder verbal provoziert, aber schon zweimal Kämpfe platzen ließ. „Jeder kennt diesen Typ Boxer, der nicht so gut kämpft, aber dafür umso besser beleidigen kann“, sagt Klitschko: „Ich würde ihm gerne das Maul stopfen.“ Das kann er bei Briggs ja schon mal üben. (sid)