Nach mehr als dreijährigem Wachkoma ist der Weltmeister von 1974 und ehemalige Kölner Mittelfeldstar, Heinz Flohe, in seiner Heimatstadt Euskirchen am Samstag im Alter von 65 Jahren gestorben. Lukas Podolski kondolierte via Facebook - “Flocke, alle, die den Fußball lieben, werden Dich nicht vergessen“.
Fußball-Deutschland trauert um Heinz Flohe: Der 39-malige Nationalspieler und Weltmeister von 1974 ist nach mehr als dreijährigem Wachkoma am Samstag im Alter von 65 Jahren in seiner Heimatstadt Euskirchen gestorben. Der einstige FC-Mittelfeldstar ist der erste der Weltmeister von 1974, der verstorben ist.
"Flocke, alle, die den Fußball lieben, werden Dich nicht vergessen. Denn Du warst ein ganz Großer. Dein Poldi", kondolierte die langjährige FC-Ikone Lukas Podolski vom FC Arsenal via Facebook. Zum 65. Geburtstag von Flohe am 28. Januar hatten "Prinz Poldi" und sein
Arsenal-Teamkollege Per Mertesacker mit einem Gunners-Trikot mit der Nummer 65
und dem Namen Flohe gratuliert.
Große Betroffenheit in Köln - "Wir verlieren mit Heinz Flohe einen brillanten Fußballer und eine FC-Ikone"
In ganz Köln war die Betroffenheit groß. "Wir verlieren mit Heinz Flohe einen brillanten Fußballer und eine FC-Ikone", sagte FC-Vizepräsident Toni Schumacher, "er war ein solch genialer Fußballer, dass wir immer darüber gescherzt haben, dass selbst dann nicht vom Ball zu trennen gewesen wäre, wenn man Flocke mit zwei anderen Spielern in eine Telefonzelle eingeschlossen hätte."
Für die Kölner Mannschaft der 70er und 80er Jahre sei Flohe eine Integrationsfigur und Vorbild gewesen, so Schumacher, "sportlich sowie menschlich. Nicht zuletzt deshalb haben wir im vergangenen Jahr entschieden, die neu gegründete FC-Fußballschule nach ihm zu benennen, um seinen Namen in Ehren zu halten". FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle meinte: "Es ist ein trauriger Tag für den 1. FC Köln. Heinz Flohe ist einer der Größten, den dieser Klub hatte."
Flohes Freund, FC-Nachwuchsleiter Stephan Engels, äußerte: "Wir haben immer gehofft, dass er aus dem Koma noch einmal aufwacht, aber leider war das nicht realistisch." Engels hatte Flohe 1976 kennengelernt, als er als Profi beim FC begann: "Wir waren Zimmerkollegen, und er wurde zu meinem besten Freund im Fußball. Später war er mein Assistenztrainer. Heinz Flohe war jemand, auf den man sich immer verlassen konnte, auf dem Platz und außerhalb." Dem Express sagte der 53-Jährige: "Heinz war ein großer Fußballer und ein toller Mensch mit einem großen Herzen. Er ist friedlich eingeschlafen."
Zusammenbruch nach schweren Herzrhythmusstörungen - Flohe blieb drei Jahre im Koma
Der 11. Mai 2010 war es, der das Leben der Familie Flohe so radikal veränderte. Mittags besuchte Flohe eine Feier zur Einweihung des Box-Gyms von Weltmeister Felix Sturm. Bei einem anschließenden Spaziergang in der Kölner Südstadt brach er mit schweren Herzrhythmusstörungen zusammen. Um Schädigungen des Gehirns zu minimieren, versetzten ihn die Ärzte nach der Reanimierung in einen Kälteschlaf. Doch Flohe blieb im Koma.
"Im ersten Jahr war ich hilflos, im zweiten traurig", sagte Ulla Flohe rückblickend. Doch dann habe sie begonnen zu kämpfen, damit ihr Mann es so gut habe, wie eben möglich. Das kleine Klinikzimmer war geschmückt mit Dingen, die Flohe etwas bedeuteten. Mit Fotos aus seiner langen Karriere, mit Trikots seines 1. FC Köln. Die Verbindung zwischen Verein und Familie blieb auch Jahrzehnte nach dem Ende der Karriere eng.
Flohe bleibt ein Held in Köln. In einer Reihe mit Idolen wie Hans Schäfer, Overath, Schumacher und Pierre Littbarski steht er für Großtaten in Müngersdorf, aus denen der Klub noch heute sein Selbstbewusstsein zieht. In der Saison 1977/1978 holten die Kölner das Double, Kapitän Flohe war dabei der Lenker und Denker im Team. "Alle lieben Flocke", titelten daher die Kölner Zeitungen im Sommer 1978, als der Verein seinen Fans Pokal und Meisterschale präsentierte.
Insgesamt 329-mal lief der Spielmacher für den FC in der Bundesliga auf. Mit der Nationalelf holte er 1974 den Titel, kam insgesamt auf 39 Einsätze - eigentlich zu wenig für jemanden wie ihn, wie viele meinten. "Damals", sagte sogar Franz Beckenbauer später, "war Heinz Flohe der beste Fußballspieler Deutschlands."
Das konnte er jedoch nur bis ins Alter von 31 Jahren zeigen. Damals bereits in Diensten von 1860 München, wurde Flohe vom Duisburger Paul Steiner hart gefoult. Ein Schien- und Wadenbeinbruch besiegelte das Karriereende. Danach zog sich Flohe weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, Rummel hatte der gebürtige Euskirchener schon zu seiner aktiven Zeit nicht gebraucht. Zudem machten ihm zunehmend anhaltende Rhythmusstörungen zu schaffen. Der folgenschwere Zusammenbruch im Jahr 2010 kam nicht aus dem Nichts. Zweimal, 1992 und 2004, hatte sich Flohe komplizierten Eingriffen am Herzen unterziehen müssen. (sid)