Duisburg..

Die Vorführung im Kopfkino beginnt. Und Bernard Dietz ist der Regisseur. „Das Spiel war in Hannover und das Wetter war damals richtig warm“, sprudelt es aus Enatz heraus, sobald er an das DFB-Pokalfinale von 1975 denkt...

Die Begeisterung, die der Europameister von 1980 empfindet, wenn er über seine Zeiten beim MSV berichtet, schwingt natürlich mit. Und wenn er spricht, hat der Zuhörer das Bild schon vor Augen. „Klaus Thies bekam in einer Situation den Ball und stürmte von der Mittellinie alleine auf Frankfurts Torhüter Günter Wienhold zu“, schildert Dietz. Wie die Situation endet, wie sie enden muss, verrät leider das Ergebnis. Am 21. Juni 1975 unterlag der MSV Duisburg der Frankfurter Eintracht im Niedersachsenstadion von Hannover mit 0:1 (0:0).

Doch trotz der zunächst hohen Temperaturen schlägt das Wetter um. „Erst zogen dunkle Wolken auf, dann blitzte und donnerte es“, schildert Dietz. Und das sollte den Zebras zum Verhängnis werden. Eine knappe Stunde lang fiel kein Tor im Finale. Es hatte längst begonnen wie aus Kübeln zu schütten, als die Hessen einen Eckball bekamen. Der Ball flog rein „und Dietmar Linders, unser Torhüter, rutschte leicht weg“. Das reichte aber schon. Charly Körbel, mit 602 Einsätzen der Rekordspieler der Bundesliga, war zur Stelle und traf zum 1:0 für Frankfurt. „Wir haben alles versucht, auch noch Latte und Pfosten getroffen, aber es hat einfach nicht geklappt“, so Dietz.

Das Halbfinale gegen den BVB endete 2:1 nach Verlängerung

Dabei lag hinter dem MSV eine herausragende Pokalsaison. Schon das Halbfinale klingt nach großem Fußball, denn die Zebras gewannen gegen Borussia Dortmund mit 2:1 nach Verlängerung. „Der BVB war damals aber nur Zweitligist“, erinnert Dietz. „Aber wir haben uns schwer getan“, so die MSV-Legende. „Als die Verlängerung losging, haben mir meine Waden wehgetan, aber als ich die Chance bekam, habe ich nochmal alle Kräfte zusammen genommen.“ Mit Erfolg. Denn Dietz erzielte den Siegtreffer.

Los ging es in der ersten Runde mit einem 3:1 gegen den Blumenthaler SV, es folgte ein 3:0 gegen Süd-Zweitligist 1. FC Nürnberg.

Und dann die Bayern.

„Wir mussten ja sogar in München ran“, berichtet Dietz. „Mit einem Weiterkommen hat kaum einer gerechnet.“ Wohl auch nicht der damalige MSV-Vorstand, der den großzügigen Siegprämien zustimmte – und sie dann auch auszahlen musste. Im Achtelfinale fegte der MSV den Hamburger Amateurverein Altona 93 mit 7:0 vom Platz und ließ sich auch von Werder Bremen beim 2:0 im Viertelfinale nicht stoppen. Das gelang erst Eintracht Frankfurt und dem Regen in Hannover.

Den Pokal immer im Blick

„Natürlich will keiner Lob hören, wenn man ein Finale verliert, aber zu sagen, man sei nur Zweiter geworden ist auch nicht fair.“ Das andere Gefühl, das des Finalsiegs, erlebte Dietz als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft beim Gewinn der Europameisterschaft 1980. „Da jubelst du einfach nur. Und plötzlich fiel mir ein, dass ich der Kapitän bin, dass ich als Spieler des MSV Duisburg gleich den Pokal in Empfang nehmen muss.“ Auch die belgische Königin war in Rom, schließlich war „ihre“ Mannschaft der deutsche Finalgegner. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie mir die Hand entgegengestreckt hat, und hatte nur den Pokal im Blick.“

Ein Gefühl, das wünscht sich nicht nur Enatz, das auch die Zebras erleben sollen. Am 21. Mai in Berlin.