Die vom Doping-Betrug im Frauen-Handball betroffene Firma Serco Control GmbH hat sich über ein Anwaltsbüro für die Vorkommnisse im Januar dieses Jahres entschuldigt. Ein freier Mitarbeiter der Firma war nicht zu den Spielen gefahren, um Urinproben zu entnehmen, sondern hatte gefälschte Abnahmeprotokolle angefertigt und dabei auch Unterschriften von Spielerinnen und Betreuern gefälscht. "Unterstützung erhielt er hierbei vermutlich von seiner Schwester, die hierfür ihren Urin zur Verfügung gestellt hat", heißt es in dem Schreiben der Anwaltssozietät Fischer.
Die Firma habe das Mitarbeiterverhältnis "unverzüglich fristlos gekündigt". Bereits am 27. Januar 2010 sei gegen den Mann außerdem eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Mannheim wegen "Verdacht des Betruges und der Urkundenfälschung" erstattet worden. Die Firma habe ihre "erheblichen Schadenersatzforderungen im oberen vierstelligen Bereich" gegen den früheren Mitarbeiter "gerichtlich titulieren lassen" und betreibe derzeit gegen den Mann die Zwangsvollstreckung.
Bedauern über Trennung vom DHB
Mit Bedauern nimmt Serco Control die Trennung vom Deutschen Handball-Bund zur Kenntnis, für den das Unternehmen 17 Jahre "ohne Beanstandungen" gearbeitet habe. Man sei entsetzt über das Verhalten des früheren Mitarbeiters, "das dem Ansehen der Firma ebenso schadet wie dem Deutschen Handball-Bund".
Derweil hat die Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag das Verhalten der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) und des Deutschen Handball-Bundes (DHB) kritisiert. "Ich sehe bei beiden Institutionen bislang keinerlei Bemühungen, Lösungen zu finden, wie man so etwas in Zukunft verhindern kann. Ich erwarte vor allem von der NADA konkrete Vorschläge", sagte die SPD-Politikerin dem SID. Diese Forderung werde sie auch bei einem Treffen in den kommenden Tagen mit den NADA-Verantwortlichen "deutlich zur Sprache bringen".
Skandal soll auf Agenda
Der Grünen-Abgeordnete Winfried Hermann forderte den Sportausschuss des Bundestages auf, den Skandal auf seine Agenda zu heben. "Es ist Aufgabe von Regierung und Parlament, die Wirksamkeit des staatlich geförderten Kontrollsystems zu überprüfen und Verbesserungen anzumahnen", sagte Hermann.
Der Fall war durch einen Bericht der ARD-Sportschau und des WDR-Magazins "sport inside" am vergangenen Sonntag bekannt geworden.