Essen. Die Nachricht von Mario Götzes Ausfall im Champions-League-Finale ist bitter für alle Beteiligten. Die größte Enttäuschung dürfte aber Götze selbst spüren, der sich seine Abschiedsvorstellung beim BVB sicher anders vorgestellt hat. Trotzdem wird der Jungstar auf Facebook erneut zur Zielscheibe von Hass und Häme.
Seit Mittwoch ist auch das letzte Fünkchen Hoffnung dahin. Der Traum vom Champions-League-Finale gegen den FC Bayern München - ausgeträumt für Mario Götze, der sich im Halbfinale gegen Real Madrid einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen hatte. Dass er definitiv ausfällt für das größte aller Klubspiele, ist ein Schock für die Mannschaft, die Trainer, die Fans. Sicher aber auch für den 20-Jährigen selbst, der noch vor Kurzem auf seiner Facebook-Seite postete: "Kämpfe und arbeite hart für das Finale"; darunter ein Video mit dem Titel "Mario Götze - Portrait of a fighter".
Fans glauben, Götze schiebe Verletzung nur vor
Löste dieser Eintrag zunächst noch Genesungswünsche aus, gehen viele Kommentare mittlerweile unter die Gürtellinie. Von "Judas" über "Pisser" bis "geldgeiler Sack" ist die ganze Bandbreite an Beschimpfungen vertreten - und die Auswahl ist noch harmlos. Rund tausend Kommentare haben sich bis zum Mittag unter diesem Post angesammelt. Vielen Fans dient Facebook dabei offenbar als Kanal zum Wutablassen. "Was anderes hat man von so ner Charaktersau auch nicht erwartet", schreibt Wesley S. und auch Marlon S. schimpft: "Du bist nicht würdig, das Logo einer Traditionsmannschaft zu tragen."
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Dass Götze alles versucht habe, um doch noch rechtzeitig fit zu werden, scheint ihm der Großteil der Nutzer nicht abzukaufen. Marcel F. glaubt gar, die Verletzung habe mit der Final-Absage gar nichts zu tun: "Lächerlich! War doch abzusehen, dass du gegen Bayern kneifst." Die Unterstellung: Götze möchte nicht gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber auflaufen, der sich das Ausnahmetalent 37 Millionen Euro kosten ließ.
Manche Nutzer sehen es differenzierter
Doch es gibt auch besonnenere Fans. "Also ich bin ehrlich enttäuscht, aber Beleidigungen öffentlich zu machen, das ist lächerlich", findet Marco E., gibt aber auch zu bedenken: "Keine Stellungnahme zu den Fans, ich finde das traurig!!! Trotzdem ein kleines Danke für das, was du für den BVB geleistet hast!!!"
Auch in unserer DerWesten-Community glauben einige Nutzer nicht, dass nur Pech im Spiel ist. "Er wird sich entschieden haben nicht gegen den neuen Verein treffen zu wollen", schreibt "eriker" und "renibert" pflichtet ihm bei: "Als er sich an den Oberschenkel fasste schon zu Beginn in Madrid, hatte ich schon an eine Scheinverletzung gedacht, aber ein Schelm der Böses dabei denkt."
Für solche Kommentare hat Nutzer "Weserborusse" nur Kopfschütteln übrig: "Langsam nimmt das Ganze aber paranoide Züge an. Es glaubt doch keiner ernsthaft, dass Mario eine Verletzung vortäuscht. Er hat wie jeder andere Spieler von uns dazu beigetragen, dass wir im Finale stehen. Von daher bedauere ich es wirklich, dass er nicht zu einem möglichen Sieg beitragen kann."
Nicht der erste Shitstorm für Götze
Es ist nicht das erste Mal, dass die Fans ihrer Enttäuschung und Wut im Internet Luft machen. Schon als im April der Wechsel zu den Bayern bekannt gegeben wurde, hagelte es böse Kommentare. So böse, dass die Kommentarfunktion auf Götzes Homepage gelöscht wurde.
Auf Facebook und Twitter ist das freilich nicht möglich. Wobei die Bekundungen über den Kurznachrichtendienst nicht nur spärlicher, sondern auch sehr viel moderater ausfallen - ironischer Unterton inklusive: "Das Finale hat sich offensichtlich zeitlich nicht mit der Wohnungssuche in München vereinbaren lassen", scherzt etwa Patrick P. Und Pouria kontert: "Unsinn! Es ging darum, dass er es sonst nicht pünktlich zum Final Bankett der Bayern schafft."