Essen/München.
Ob in den Stadion des deutschen Profi-Fußballs oder bei der Basketball-WM in der Türkei, Julia Scharf war im Jahr 2010 sehr viel unterwegs. Die junge Moderatorin ist das neue Gesicht bei Sport1.
Julia Scharf, sind Sie das neue Gesicht des TV-Senders Sport1?
Scharf: Wir haben vor ein paar Wochen einen neuen Trailer für unseren Sender abgedreht. Aber da bin nicht nur ich im Bild, sondern vor allem auch all unsere Experten und Sportler, die für uns arbeiten und das wird 2011 anlaufen.
Wie gehen Sie damit um, in vielen Boulevard-Medien nur auf Ihr Aussehen reduziert zu werden?
Scharf: In vielen Boulevard-Medien? Viele habe ich jetzt noch nicht registriert. (lacht) Aber das kann man nicht vermeiden, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Aber es ist schwierig, denn bei den Boulevard-Medien bringt es wahrscheinlich nur bedingt was, dagegen anzugehen oder zu sagen, ‚Hey, sprecht doch mal mit mir und fragt mich doch mal, was ich sonst so gemacht habe‘. Ich setze nicht nur auf die Karte, mit meinem Aussehen bekannt zu werden – davon gibt es auch genügend. Ich stelle mich nicht vor die Kamera und überlege vorher nur, was ich anziehe.
Sondern bereiten sich gut vor. Zum Beispiel erst auf eine Partie der Basketball-Bundesliga in Bamberg, dann auf Ihre Bundesliga-Sendung in München und das in weniger als 24 Stunden. Sie sind momentan so viel unterwegs – traurig, dass das Jahr jetzt zu Ende geht?
Scharf: Auf der einen Seite bin ich schon froh, dass das Jahr jetzt zu Ende geht und ich mal ein bisschen durchschnaufen kann. Aber so richtig Winterpause habe ich auch nicht, denn schon Anfang des neuen Jahres geht es gleich wieder weiter. Trotzdem bin ich auch irgendwie traurig, dass das Jahr nun zu Ende ist, denn es war schon ein tolles, rasantes Jahr. Man gewöhnt sich schon irgendwie schnell an die ungewöhnliche Arbeitszeiten und die Kollegen und wenn das dann alles pausiert, fällt man doch in ein kleines Loch für ein paar Wochen, wenn man den Zirkus nicht hat.
Zirkus ist ein gutes Stichwort. Diese Sportwelt ist schon irgendwie ein eigenes Universum.
Scharf: Ja, absolut. Das ist aber auch genau das, was ich mag. Dieses Universum ist so unberechenbar und man weiß nie, was passiert und was so kommt. In der Maske lief letztens zufällig mal „Bauer sucht Frau“ und ich da ist mir wieder sehr deutlich geworden, ich könnte so etwas Gefaktes nie machen. Sport ist einfach ‚echt‘.
Deshalb haben Sie Ihre Leidenschaft auch zum Beruf gemacht?
Scharf: Ich wollte nicht zwangsläufig vor die Kamera. Das mit dem Fernsehen kam beim mir relativ spät. Sport an sich war immer mein Ziel. Ob jetzt als Trainer oder Manger war mir egal. Die Medien kamen dann relativ zufällig ins Spiel, weil ich immer schon zum Beispiel Vereinszeitungen gemacht habe.
Also nicht dieses typische „irgendwas mit Medien“, sondern eher „irgendwas mit Sport“.
Scharf: So kann man es ausdrücken, ja genau.
Sie waren ja 14 Jahre Trainerin. Das klingt doch nach einer Karriere.
Scharf: Ja, ich habe selbst 10 Jahre lang aktiv Voltigieren gemacht und war danach noch Trainer. 2000 bin ich mit meiner Mannschaft Weltmeister geworden, seit dem hat der Verein noch zweimal den Titel geholt und einige Deutsche- und Europameisterschaften gewonnen. Das erwähne ich allerdings nicht immer gleich, weil man dann direkt in einer Schublade gesteckt wird. Die Sportart ist leider nicht so bekannt, als dass man dort eine große Karriere für die Öffentlichkeit hinlegen könnte. (lacht)
Aber nach 14 Jahren hat man doch sein Herz daran auch verloren, oder?
Scharf: Ich mache nur noch punktuell, bilde hier und da Trainer aus, auch in den USA teilweise. Aber eigentlich fehlt mir dazu mittlerweile wirklich die Zeit.
Seit 2008 geht es enorm steil bergauf für Sie. Wohin führt der Weg von Julia Scharf?
Scharf: Olympische Spiele sind auf jeden Fall ein Ziel für mich. Da möchte ich gerne mal von berichten. Was und wie kann man schlecht vorher sagen. Ich werde auch häufig gefragt, welche Sendungen ich irgendwann mal machen will, aber in der schnelllebigen Medienlandschaft kann man das eigentlich gar nicht so genau sagen. Und deshalb bin ich da auch vorsichtig. Olympische Spiele oder mal eine Fußball-Weltmeisterschaft wären schon ein Traum von mir – ob das dann irgendwann mal klappt, weiß man ja jetzt noch nicht.
Katrin Müller-Hohenstein hat es bis zum ZDF-Sportstudio geschafft.
Scharf: (lacht)Das ist sicherlich eine schöne Sendung (lacht), ein tolles Konzept und schon Tradition in der Sportwelt. Ich mag die Mischung zwischen Talk-Elementen, Gästen, Spielberichten – aber eben auch anderen Sportarten wie aktuell zum Beispiel Wintersport.
Sie haben bei Jörg Wontorra und Frank Buschmann gelernt - gerade Buschmann ist mit seiner Art zu moderieren sehr - sagen wir – individuell.
Scharf: Frank Buschmann polarisiert sehr mit seiner Art und ich finde, mit seinen Emotionen und seinen Gefühlsausbrüchen ist er einzigartig in Deutschland. Es gibt sicherlich Leute, die sagen, dass ist ‚too much‘, aber genauso viele Leute nimmt er mit seiner Art dann eben doch auch mit. Da ist Buschi schon besonders.
Könnten Sie auch so aus sich raus gehen beim Kommentieren?
Scharf: Bei Buschmann kommt es daher, dass er selbst mal aktiver Basketballer war und das auch noch am Kommentatorenplatz auslebt. Wenn Frank Buschmann Fußball kommentiert, ist er auch nicht ganz so emotional zugange, wie beim Basketball. Es ist dann aber auch eine Typ-Frage und ich denke, ich würde nicht ganz so ausflippen, wie Buschmann. (lacht)
Momentan moderieren Sie und stehen nach dem Spiel auf dem Feld und führen Interviews. Ist das Kommentieren von Spielen überhaupt etwas für Sie?
Scharf: Im Fußball würde ich klar sagen, nein. Wenn irgendwann mal eine Frau aus der Nationalmannschaft oder eine Bundesligaspielerin kommt, und sagt, sie würde das machen und kann ein Spiel gut lesen und Dinge erklären, dann finde ich das gut. Allerdings reizt es mich schon – das habe ich bei Frank Buschmann gesehen – es zu versuchen, bei einer Sportart, in der man zu Hause ist. Das ist bei mir und dem Voltigieren allerdings ein bisschen schwierig, denn das macht höchstens der WDR zweimal im Jahr – teils sogar live. Aber da habe ich momentan nicht die Möglichkeiten zu.
Was wäre denn eine Alternative zum Pferdesport?
Scharf: Skispringen würde mich sehr reizen. Wie viele der Journalisten, Kommentatoren oder Reporter sind selbst schon mal von der Schanze gesprungen? Das könnte ich mir schon vorstellen, das ist aber noch weit weg.
Sie sind sehr fleißig unterwegs mit Ihrer Homepage und bei Facebook. Wie wichtig sind solche Medien auch für Journalisten?
Scharf: Wenn man viel unterwegs ist, macht das schon Sinn und ist wichtig. Man kann das jetzt alles schön vom Handy aus machen und wenn man dann irgendwo im Zug sitzt oder am Flughafen wartet, kann man schön die Zeit überbrücken und auch der direkte Draht zu den Leuten vor dem Bildschirm ist schön, um etwas Feedback zu bekommen.
Julia Scharf kommentiert zwar nicht bei der Vierschanzentournee, schreibt aber eine Kolumne drüber.