Hamburg.. Der HSV Hamburg steht dicht davor, den Erzrivalen THW Kiel als deutschen Meister abzulösen. Der Mann hinter den Erfolgen, Multi-Millionär Andreas Rudolph, hat seine ersten Handball-Schritte einst in Essen gemacht. Woran er sich noch gerne erinnert.

Dieser Mann kleckert nicht gerne, er klotzt lieber. In der Handball-Szene erzählt man sich zum Beispiel noch, wie 2007 der Automobilgigant Toyota als Sponsor in die Bundesliga einstieg. Andreas Rudolph, Präsident des Bundesligisten HSV Hamburg, ließ bei der Party der neuen Partner den Toyota-Chef beiläufig wissen, dass er 900 neue Autos für seine Angestellten benötige und bestellte.

Nein, mit Kleinigkeiten gibt sich der Multimillionär nicht gerne ab. Deshalb ist Rudolph froh und zufrieden, wenn jetzt endlich der ganz große Wurf gelingt. Neun Jahre nach der Gründung wird der HSV im x-ten Anlauf zum ersten Mal Deutscher Meister. Bei sieben Minuspunkten Vorsprung auf den THW Kiel können zwar am heutigen Mittwoch im Schlagerspiel beim entthronten Dauer-Champion (20.15 Uhr/Sport1) die allerletzten Zweifel noch nicht ganz ausgeräumt werden, der Titel ist dem HSV aber ebenso sicher wie den Fußballern des BVB.

„Mit Mittelmaß kannst du in einer Stadt wie Hamburg keinen Verein nach oben bringen“, lautet Andreas Rudolphs Credo. Seit seinem Einstieg 2005 hat er Jahr für Jahr Millionen in den Klub gepumpt. Wie viele? „Zahlen nenne ich nicht“, sagt er nur. Kenner der Szene, die die Kosten für das Star-Ensemble einschätzen können, gehen pro Saison von vier bis fünf Millionen aus – bei einem Gesamtetat, der etwa doppelt so hoch sein dürfte.

Für den 1955 in Gummersbach geborenen Unternehmen können Ziele nur ganz oben liegen. So plante er auch seine berufliche Karriere. Nach dem Studium der Mineralogie an der Uni Bochum orientierte er sich deshalb ganz neu. „Ein Orchideenstudium“, nennt er das Fach heute. Rudolph: „Wenn du als Mineraloge in ein großes Unternehmen einsteigst, bleibst du immer der Wissenschaftler. Der Exot. Von dort geht’s auf der Leiter nicht viel höher.“ Nichts für ihn also. Andreas Rudolph ging in die Pharma-Branche und dort ins Marketing. Zuerst als Angestellter der Bering-Werke, dann für die dänische Firma Coloplast. Vom Ruhrgebiet führte ihn der Weg nach Hamburg. Parallel begann er 1992 mit dem Aufbau seines eigenen Unternehmens, das heute mit rund 1600 Mitarbeitern Deutschland-weit jährlich bis zu 130 000 schwer kranke Patienten zu Hause betreut und versorgt. Umsatz: rund 300 Millionen Euro.

Seine Leidenschaft für den Sport ließ er in dieser Lebensphase ruhen. Dabei war Andreas Rudolph schon in jungen Jahren Feuer und Flamme für den Handball – nicht erst, seitdem er als Spieler von Phoenix Essen in den 70er Jahren sogar Bundesliga-Luft schnupperte. Unter Anleitung des späteren Bundestrainers Petre Ivanescu. „Die Zettel, auf denen ich mir aufgeschrieben habe, wie er uns trainierte, habe ich heute noch“, erzählt Rudolph.

Ein Macher war er schon immer. Im Handball-Team, das er an der Alfred-Krupp-Oberschule trainierte, spielte unter anderen sein drei Jahre jüngerer Bruder Matthias. Eine von Andreas Rudolphs liebsten Erinnerungen: „Beste Sportschule der Stadt war damals immer das Helmholtz-Gymnasium, mit Ivanescu als Lehrer. Seine Mannschaft zu schlagen, war eine Sensation. Danach sind wir in der deutschen Meisterschaft bis in die Endrunde gekommen.“

Jetzt hören sogar beim derzeit führenden Bundesligisten HSV Hamburg alle auf sein Kommando. Viele halten Andreas Rudolph für den klassischen Typ Alleinherrscher, der keine Meinung außer der eigenen duldet und verweisen darauf, dass er mit Ex-Trainer Bob Hanning sowie den Geschäftsführern Peter Krebs und Christian Fitzek (war auch Trainer und Co-Trainer) schon etliche Mitarbeiter verschlissen habe. „Krebs und HSV, das hat nicht gepasst“, sagt er dazu, „Fitzek war viele Jahre bei uns, Hanning auch. Und Pascal Hens, Torsten Jansen, die Brüder Guillaume und Bertrand Gille sind praktisch von Anfang an hier gewesen. Das ist doch Kontinuität.“

Im Sommer, hat Rudolph angekündigt, will er vom Amt des Präsidenten zurücktreten. Wer kommt dann? „Den Präsidenten wählt der Aufsichtsrat“, wehrt Rudolph ab, „der gibt auch den Namen bekannt.“ Aber schon im nächsten Satz sagt er: „Ich weiß ja, wer’s wird.“ Und wie und wo wird die Meisterschaft gefeiert? „Das überlegen wir, wenn es soweit ist.“ Sicher ist zumindest: Auch da wird garantiert nicht gekleckert.