Moskau. Die Entscheidung war eng und sie fiel erst im Tie-Break: Viswanathan Anand ist der alte und neue Schachweltmeister. Er bewies während der vier schnellen Partien die besseren Nerven.
Viswanathan Anand hat seinen Titel bei der
Schach-Weltmeisterschaft in Moskau erfolgreich verteidigt. Der "Tiger von
Madras" setzte sich im Tiebreak mit 2,5:1,5 gegen Herausforderer Boris Gelfand
(Israel) durch. Nach 12 regulären Partien mit klassischer Bedenkzeit musste das
Match in der Moskauer Tretjakow-Galerie beim Stand von 6:6 in die Verlängerung.
Hier standen vier Partien mit 25 Minuten Bedenkzeit und 10 Sekunden
Zeitgutschrift pro Zug für jeden Spieler auf dem Programm.
Anand hatte
für diesen aufreibenden Modus die deutlich besseren Nerven. Die 1. Partie endete
nach ausgeglichenem Verlauf remis, in der 2. Partie setzte sich dann Anand
durch. Der Titelträger spielte deutlich schneller als sein Kontrahent und nutzte
dessen Fehler in einem ausgeglichenen Endspiel, um seinen Freibauern
gewinnbringend zu verwerten.
Gelfand verpasst den Sieg in Spiel drei
Die 3. Partie war Gelfands Waterloo. Er
erarbeitete sich in einer Slawischen Partie deutlichen Vorteil und besaß im
Mittelspiel die Chance, den Kampf auszugleichen. Anands Läufer war auf dem Feld
b8 eingesperrt, der Rest seiner Figuren machte einen zusammengewürfelten
Eindruck.
Gelfand verpasste dennoch mehrmals die Möglichkeit,
entscheidend Material zu gewinnen. Stattdessen befreite sich Anand und erkämpfte
sich nach und nach das Remis in einem Turmendspiel.
Sichere Verteidigung mit den weißen Steinen
Danach war Gelfand
geschlagen. Der 42-jährige Anand hatte in der 4. Partie keine Probleme, um den
letzten Ansturm des ein Jahr älteren Kontrahenten abzuwehren. Mit den weißen
Steinen wählte der Inder eine sichere Variante gegen die Sizilianische
Verteidigung. Er forcierte den Tausch der Damen und nahm jegliche Gefahren aus
der Stellung. Es entstand ein ausgeglichenes Endspiel mit ungleichfarbigen
Läufern, das Gelfand remis gab.
Mit seinem Sieg in Moskau verteidigte
Anand nach 2010 zum zweiten Mal seinen Titel, den er 2008 gegen Wladimir Kramnik
erobert hatte. Für seine Leistung erhält der Inder ein Preisgeld von 1,4
Millionen US-Dollar. Gelfand wird der Verlust mit einer Summe von 1,15 Millionen
US-Dollar versüßt. (sid)