London. Die Ruderin Nadja Drygalla hat die deutsche Olympia-Mannschaft verlassen, nachdem bekannt geworden ist, dass sie offenbar mit einem führenden Mitglied der NPD in Mecklenburg-Vorpommern liiert ist. Über ihren Freund kursieren üble Geschichten.
Die Ruderin Nadja Drygalla – 1,75 Meter groß, 71 Kilo schwer - hat das Olympische Dorf verlassen. "Auf eigenen Wunsch hin", wie der Chef de Mission der deutschen Olympia-Mannschaft, Michael Vesper, am siebten Tag der Spiele auf einer Pressekonferenz in London betont. Grund dafür ist, dass die 23-jährige Rostockerin aus dem ausgeschiedenen Achter mit einem Mann aus der rechtsextremen Szene liiert ist.
In der offiziellen Mannschafts-Broschüre des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wurde der Beruf von Drygalla noch mit Polizistin angegeben, ehe das Profil der Ruderin am Freitag komplett gelöscht wurde. Anruf beim Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern. Die 23-Jährige sei schon eine geraume Weile aus dem Polizeidienst ausgeschieden", sagt der Sprecher des Innenministeriums, Michael Teich.
Dienst bei der Polizei quittiert
"Mit Wirkung vom 30.09.2011 beendete Frau Nadja Drygalla bereits ihren Vorbereitungsdienst an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege in Güstrow vorzeitig. Nadja Drygalla ist somit keine Polizeibeamtin und auch kein Mitglied in der Sportfördergruppe der Landespolizei. Zu Mutmaßungen und Gerüchten im Zusammenhang mit den persönlichen Lebensverhältnissen von ehemaligen Polizeianwärtern nimmt das Innenministerium grundsätzlich keine Stellung", erklärt Teich.
Das Ministerium weiß von Drygallas Umgang schon länger: Im vergangenen Jahr sei im Ministerium bekannt geworden, dass "auch Personen zum Bekanntenkreis von Nadja Drygalla gehören, die der offen agierenden rechtsextremistischen Szene zugehörig sind", teilte der Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) am Freitag in Schwerin mit.
Über Drygallas Freund kursieren Gerüchte im Internet
"Intensive Personalgespräche" hätten dazu geführt, dass die Athletin zum 30. September 2011 einen Antrag auf Entlassung aus dem Polizeidienst gestellt habe. In der offiziellen Mannschaftsbroschüre des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wurde der Beruf von Drygalla noch mit Polizistin angegeben.
Über ihren Freund kursieren in Rostock böse Geschichten. Der Kaderführer der "Nationalen Sozialistischen Partei Rostock" sei wiederholt wegen rechtsextremer Auftritte auffällig geworden. Im Internet wurde auch die Liaison des Neonazis mit der Ruderin publik gemacht. Auf dem linken Portal Indymedia sind Fotos der "Herzensdame" von Fischer aufgetaucht. Besonders brisant: Der Artikel weist sie als "Vorzeigepolizistin" aus.
Nach der Abreise abgetaucht
Während Drygalla auf einem Foto für das Titelblatt des "Polizei-Journals" neben dem erklärten Antifaschisten und Ministerpräsidenten Lorenz Caffier (CDU), als "Vorzeigepolizistin" dargestellt wird, beschimpft ihr Lebensgefährte auf der Internetseite Mupinfo den CDU-Mann als "Kaffern-Lori" und zeiht ihn der "Gesinnungsschnüffelei".
Die Ruderin ist also abgetaucht – und bei der Pressekonferenz am Morgen nach dem Skandal ist dem Chef des deutschen Teams anzumerken, wie unangenehm die Situation ist. Die Funktionäre versuchen, den Schaden in Grenzen zu halten und die Sportlerin bestmöglich zu schützen. Und doch kann niemand an diesem Morgen die Betroffenheit in der deutschen Delegation aus der Welt schaffen.
Der Chef de Mission, Michael Vesper, hat sich nach eigener Aussage rund eineinhalb Stunden mit Drygalla über dieses Thema unterhalten. In dieser Zeit lasse sich aber nicht endgültig klären, ob es die Sportlerin mit der Distanzierung von rechtsextremistischen und verfassungsfeindlichen Tendenzen ernst meine, so Vesper, der auch Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) ist.
Deshalb strebt Vesper nach den Sommerspielen eine weitere Unterredung mit Drygalla an. Das Gespräch mit der Ruderin am Donnerstagabend sei "sehr emotional gewesen", sagte Vesper: "Sie hat sich mir gegenüber aber sehr einsichtig gezeigt." (dapd)