Nischni Nowgorod. Der kommende deutsche WM-Gruppengegner Schweden hat am Montag einen 1:0 (0:0)-Sieg gegen Südkorea gefeiert. Der Druck auf Deutschland wächst.
Hinterher gingen die schwedischen Spieler zu ihren zahlreichen Fans in die Kurve, die Spieler klatschten und winkten, einige hüpften gar ausgelassen auf dem Rasen umher. Ähnlich vergnügt begegnete ihnen ihr Teil des Publikums, was vor allem daran lag, dass es einen 1:0 (0:0)-Auftaktsieg bei dieser WM gegen Südkorea bejubeln durfte. Dass das Spiel nur bedingt erquickend dahergekommen war, geriet aus Sicht des kommenden Gruppengegners der deutschen Nationalmannschaft und dessen Anhangs zur Nebensache. Denn im zweiten Auftritt am Sonnabend gegen den Weltmeister könnte bestenfalls schon die Versetzung ins Achtelfinale erreicht werden.
So weit wollten die Schweden aber noch nicht denken. „Das wird nicht leicht gegen Deutschland. Die müssen ja gewinnen“, erinnerte Kapitän Andreas Granqvist an die 0:1-Niederlage der DFB-Auswahl gegen Mexiko, das nun gemeinsam mit Schweden die Gruppe F anführt. Granqvist hatte das Tor des Tages in Nischni Nowgorod erzielt, durch einen Foulelfmeter in der 65. Minute, der erst mit Verzögerung und nach einem Videobeweis gegeben worden war.
„Das war ein glasklarer Elfmeter“, befand Schwedens Trainer Janne Andresson, „eigentlich hätte es des VAR gar nicht bedurft. Aber die Schiedsrichter haben es nicht gesehen, umso besser, dass sie noch einmal nachschauen konnten.“ Und das zweite Spiel gegen Deutschland sowie die Chance, den amtierenden Titelträger aus dem Turnier zu werfen? „Die Gelegenheit ist für uns jetzt viel größer, weiterzukommen“, sagte Andersson hoffnungsfroh.
Beide DFB-Gegner waren nicht wirklich furchteinflößend
Es war zuvor allerdings eine Partie gewesen, in der beide kommenden Gruppengegner aus deutscher Sicht nicht wirklich furchteinflößend aufgetreten waren. Schweden mühte sich zwar um Offensivaktionen, doch sichtbar wurde dabei auch, warum der Ertrag des kommenden Gruppengegners der DFB-Auswahl oft äußerst dürftig ausfällt. Wie in der 21. Minute, als Marcus Berg die für lange Zeit beste Chance des Spiels ziemlich leichtfertig bis überhastet vergab. Völlig freistehend kam er kurz vor dem Fünfmeterraum an den Ball. Doch sein unplatzierter Versuch, den Ball einzuschieben, landete am Knie des südkoreanischen Torwarts Hyeon-woo Jo.
Es war eine symptomatische Szene des ehemaligen HSV-Angreifers, der zwar mit 18 Toren als der aktuell erfolgreichste Schütze im WM-Kader firmiert, inzwischen aber nur noch auf mittelprächtigem Niveau bei Al-Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten kickt. Sein Sturmpartner Ole Toivonen vom FC Toulouse lief gar mit der zweifelhaften Empfehlung auf, in der zurückliegenden Saison in Frankreich überhaupt nicht getroffen zu haben.
Der Eindruck mangelnder Kühle und Handlungsschnelligkeit sollte auch von Bergs Kollegen noch mehrfach bestätigt werden. Erneut bei Berg kurz vor und bei Emil Forsberg von RB Leipzig kurz nach der Pause, als er einen Schlenzer viel zu hoch ansetzte. Gefährlicher wurden die Schweden immerhin durch die Kopfbälle von Viktor Claesson und Toinoven. Dennoch wäre es zuweilen vielleicht schöner gewesen, an diesem heißen Sommertag den Flüssen Wolga und Oka bei ihrer Vereinigung gleich neben dem Stadion zuzuschauen.
Es fügte sich ins Bild, dass Schwedens Führung aus einem berechtigten Foulelfmeter nach einem Videobeweis hervorging. Und ebenso, dass Granqvist diesen mit Routine und Bedacht verwandelte. Der Innenverteidiger hatte sich zuvor bereits immer wieder in die Offensive eingeschaltet. Vielleicht auch, weil er bei seinen Kollegen die nötigen Abschlussqualitäten vermisste. „Es hat Spaß gemacht, an so vielen Offensivaktionen beteiligt zu sein“, sagte er. Die deutsche Elf sollte sich auf seine Vorstöße einstellen. Und dann auch wieder auf Abwehrchef Victor Lindelöf von Manchester United, der diesmal wegen Unwohlsein im Hotel geblieben war.
Die Südkoreaner hatten zwar schwungvoll begonnen, vor allem über den ehemaligen Hamburger und Leverkusener Heung-min Son. Doch bald erlahmte ihr Elan, und mehr Nennenswertes als einen Kopfball des Augsburgers Ja-Cheol Koo ans Außennetz brachten sie bis zum Rückstand nicht zustande. Erst in der Nachspielzeit kam Südkorea dem Ausgleich nahe, als Hee-Chan Hwangs Kopfball knapp am Tor vorbeiflog. Als schlechte Nachricht hinzu kam für sie das mögliche Turnieraus von Defensivspieler Joo-Ho Park. Der ehemalige Mainzer und Dortmunder hat sich nach einer ersten Diagnose einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen.