Leipzig. Nach dem besten Spiel im Trikot des THW Kiel musste sich Domagoj Duvnjak auch noch von seinem Trainer aufziehen lassen.
"In dem Bestreben, alle Taktiken richtig umzusetzen, hat er selbst Abwehrlücken nicht genutzt, in die er sein Auto hätte einparken können", sagte Alfred Gislason mit einem schalkhaften Lachen. Das überzeugende 38:27 (18:12) der Handball-Bundesliga beim DHB-Pokalsieger Füchse Berlin kann nun der Wendepunkt sowohl für den Welthandballer aus Kroatien als auch für den deutschen Meister gewesen sein.
Eher schlecht als recht hatte sich der THW Kiel bislang durch die Spielzeit geschleppt. Zwei Niederlagen in der Bundesliga, eine in der Champions League und spielerische Defizite - trotz des exquisiten Kaders kam der Abonnement-Meister mit seinen Kontrahenten nicht richtig klar. Selbst beim weißrussischen Titelträger Meschkow Brest hatte es am Donnerstag in der Königsklasse nur zu einem 25:24-Kampfsieg gereicht.
45 Stunden darauf aber war alles anders: In der Neuauflage des Supercups vom Saisonstart gaben die Kieler auch ohne ihren verletzten Kapitän Filip Jicha eine Kostprobe ihres Potenzials. Insbesondere Duvnjak spielte groß auf. Er glänzte als Taktgeber und auch als neunfacher Torschütze und brachte die Gegenspieler wie ein Magier zum Staunen. "Das war mit Abstand mein bestes Spiel für den THW Kiel", sagte der Kroate und wirkte wie von einer Last befreit.
Dafür bekam der 26 Jahre alte Kroate mit dem Spitznamen "Dule" ein Extralob des kritischen Trainers Gislason. "Dule zum Beispiel hat bisher eher gehemmt gespielt. Heute hat er uns richtig geholfen. Er war nicht mehr ein Fremdkörper, sondern hat so gespielt, als wäre er schon Jahre hier", befand der Isländer. Überhaupt agierte seine Mannschaft so, wie es sich der Meistercoach schon seit Wochen gewünscht hat. "Ich bin fast sprachlos. Ich hatte gehofft, dass wir hier gut spielen. Aber dass ausgerechnet gegen einen richtig starken Gegner der Knoten bei vielen meiner Spieler platzt, war stark", sagte Gislason voller Stolz und fügte an: "Das war heute die mit Abstand beste Saisonleistung."
Eher ernüchtert war sein Berliner Kollege und Landsmann Dagur Sigurdsson. Alle seine Ideen und taktischen Kniffe wie der Einsatz eines siebten Feldspielers anstelle des Torhüters reichten nicht, um dem THW Kiel Paroli bieten zu können. "Den siebten Feldspieler zu bringen, war riskant. Aber trotzdem sind wir dadurch im Angriff besser reingekommen, allerdings konnten wir hinten nicht dicht machen", konstatierte der Füchse- und Bundestrainer in Personalunion.
Unterdessen ist hinter Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel unerwartet Frisch Auf Göppingen zur dritten Kraft in der Bundesliga aufgestiegen. Gegen GWD Minden kam des Team von Trainer Magnus Andersson zu einem 29:28 (14:14)-Erfolg und liegt nur einen Punkt hinter Kiel. Der Tabellenvierte HBW Balingen-Weilstetten kassierte eine deutliche 23:29 (6:18)-Niederlage bei der TSV Hannover-Burgdorf. Fünfter ist die SG Flensburg-Handewitt nach einem 38:30 (21:13)-Sieg beim Aufsteiger SG BBM Bietigheim. Für eine Überraschung sorgte Neuling HC Erlangen mit dem 31:25 (17:12) gegen den TBV Lemgo. Der Bergische HC entschied das Derby gegen den VfL Gummersbach vor 7060 Zuschauern in der Kölner Arena mit 28:26 (14:11) für sich.