Nur noch peinlich und dilettantisch sind die Ereignisse beim Bundesligisten Hertha BSC. Die Entlassung von Michael Skibbe nach nur 41 Berufstagen setzt der katastrophalen Personalpolitik inklusive seltsamer Begebenheiten beim Hauptstadtklub die Krone auf. Eben jener Skibbe , den die Hertha voller Hektik per Ablösesumme aus der Türkei losgeeist hatte, war nach fünf Niederlagen keine angemessene Wartephase mehr wert. Den desolaten Zustand einer Mannschaft mit offensichtlicher Arbeitsverweigerung beim 0:5 in Stuttgart aber nur dem Übungsleiter anzulasten, ist schlichtweg der Hohn. Eher ist diese Entscheidung eine weitere Folge eine besonderen Misswirtschaft. So hatte man schon vor Weihnachten Markus Babbel dafür abgestraft, dass er Berlin nach dem Wiederaufstieg und respektabler Leistungen die dauerhafte Treue verweigert hatte.
Von Vertrauensbruch und Lügenkonstrukt war die Rede, als Babbel gehen musste, nur, weil er eine Vertragsverlängerung ausgeschlossen hatte. Heute muss man sagen, Babbel hat wohl die Zeichen der Zeit erkannt. Eine perspektivische Arbeit ist dort offenbar nicht möglich. Allein Lucien Favres Meisterleistung in Mönchengladbach bestätigt im Nachklapp, warum Berlin keine Reise mehr für Trainer wert ist. Der Schweizer war übrigens der Erste, der Sportdirektor Michael Preetz nicht genügte, es folgten Friedhelm Funkel, Babbel und jetzt Skibbe. Vier Trainer also in zweieinhalb Jahren. Der Nachfolger des vielgescholtenen Dieter Hoeneß scheint trotz einer derart chaotische Personalpolitik bar jeglicher Kritik zu sein.
Mehr noch, Preetz hatte Skibbe nach dem 0:5 schon boshaft zum Abschuss freigeben und damit einer Versagermannschaft den Freifahrtschein ausgestellt. Denn am längeren Hebel sitzen nie die Trainer, dafür aber umso mehr beleidigte Spieler, die gerne die Umgangsweise des Vorgesetzten als leistungsmindernd anmelden. Skibbe, der dafür bekannt ist, dass er klare Worte spricht, ist natürlich einmal mehr an seinen Ansprüchen gescheitert. Und an der Form, wie er sie geäußert hatte. Aber er hat nicht gelogen.