Hagen. Reiten in der heimischen Umgebung, das ist gewiss die ursprünglichste Form des Pferdesports. Und die schönsten Wege liegen vor der Haustür.

Bei jedem Tritt knacken Äste, rascheln Blätter. In das Gezwitscher der Vögel mischt sich das Klappern der Hufe – und das Schnauben des Pferdes, das die Bewegung an der frischen Luft sichtlich genießt. Reiten in der heimischen Umgebung, das ist gewiss die ursprünglichste Form des Pferdesports. Abseits von Turnieren und Wettkampf-Vierecken stehen nicht Höchstleistungen, sondern das Naturerlebnis im Vordergrund. Auch und besonders in der Urlaubszeit.

Die Region als Reiturlaubsland

Pferdekoppeln und Höfe gehören in Südwestfalen und im Sauerland gewissermaßen zum Landschaftsbild – die heimische Region gilt nicht umsonst als besonders Reitsport-affin, ja als pferdeverrückt. Auch wer seinen Urlaub mit beziehungsweise auf dem Pferd verbringen will, braucht nicht in die Ferne zu schweifen. „Grundsätzlich kann man sagen, dass das Sauerland ein Pferdeland mit zahlreichen Reiter- und Bauernhöfen ist. Auch als Gast in unserer grünen Freizeitregion kann man tollen Reiturlaub verbringen – mit oder ohne eigenes Pferd“, sagt Nadja Reh vom Sauerland Tourismus e. V. Das Angebot ist enorm vielfältig und reicht von klassischen Ferien auf dem Reiterhof für Kinder bis zu geführten Mehrtagestouren mit Abenteuer-Charakter.

Die Hotspots

Schöne Reitwege in prärieähnlichem Gelände und in Naturschutzgebieten auf dem Haarstrang, Wanderreittouren von Waldhausen nach Hirschberg, grandiose Ausblicke von der Haar und heimelige Stimmung im Naturpark Arnsberger Wald, die interessante Möhnefurt und allgäuähnliche Landschaften – die Stadt Warstein darf als eine Hochburg des Reittourismus im Sauerland gelten. Auffallend groß und attraktiv ist das Angebot an Reithöfen rund um Lennestadt und Kirchhundem im Kreis Olpe sowie im Schmallenberger Sauerland.

Darf man überall reiten?

Am 1. Januar 2018 wurde das Reitrecht novelliert – und das war für die meisten Reiter eine erfreuliche Nachricht. Denn in Nordrhein-Westfalen gilt seitdem: „Das Reiten in der freien Landschaft ist über den Gemeingebrauch an öffentlichen Verkehrsflächen hinaus zum Zweck der Erholung auf privaten Straßen und Wegen auf eigene Gefahr gestattet. Das Reiten im Wald ist [...] zum Zweck der Erholung auf privaten Straßen und Fahrwegen sowie auf den nach den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung gekennzeichneten Reitwegen auf eigene Gefahr gestattet.“ Heißt im Klartext: So lange wie nichts anderes geregelt ist, zum Beispiel durch das bekannte Verbotsschild, ist das Reiten erlaubt – allerdings nicht zu Wettkampfzwecken. Kreise und kreisfreie Städte können jedoch selbst Beschränkungen bestimmen. Für die Pferde besteht eine Kennzeichnungspflicht, die kostenpflichtige Plakette wird in Form eines gelben Plastikschildes beidseitig am Pferd angebracht.

Ein Sonderfall

Die Stadt Hagen ist in der Region ein Fall mit eingeschränktem Reitrecht. Das Verkehrsschild Nummer 238, es zeigt einen weißen Reiter auf blauem Grund, ist hier noch zu sehen – anderswo ist es de facto überflüssig. Nur auf diesen als Reitwegen ausgezeichneten Pfaden ist Reiten im Hagener Stadtgebiet erlaubt.

Mit der Kutsche unterwegs

„In der Pferdesportszene sind wir nur eine Nische“ – das sagt Christian Schmalor, Kutschenfahrer und Inhaber eines Ausbildungsstalles in Sundern-Wildewiese. Es ist aber eine äußerst reizvolle Gattung, geht es im Fahrsport doch recht rasant zur Sache. Rechtlich gesehen ist das Fahren im Wald nur mit Zustimmung des jeweiligen Grundeigentümers erlaubt. In der Flur jedoch ist die Toleranz groß, auf privaten und öffentlichen Straßen und Wegen ist das Kutschefahren gestattet, auch auf solchen, die nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freigegeben sind. Besonderes Highlight im Winter: Ausfahrten mit dem Pferdeschlitten, zu buchen zum Beispiel bei der Pferdefuhrhalterei in Winterberg.