Essen. Darmstadt konnte seine Führung in München nicht halten. Hoffenheim schafft den dritten Saisonsieg. Auch Ingolstadt gewinnt. Remis in Berlin.
Der umjubelte Doppeltorschütze Thomas Müller hat dem FC Bayern München doch noch eine gelungene Einstimmung auf die große Champions-League-Prüfung gegen Juventus Turin beschert. Der Fußball-Weltmeister war am Samstag gegen den frechen Aufsteiger Darmstadt 98 mit seinen Saisontoren 16 und 17 (48./71. Minute) der Mann des Tages beim 3:1 (0:1)-Sieg des Bundesliga-Tabellenführers. Robert Lewandowski rundete die erfolgreiche Europa-Generalprobe des Rekordmeisters in der 84. Minute mit seinem 22. Saisontreffer ab.
Trotz fünf gesperrter Akteure machten die Darmstädter den Bayern das Siegen lange Zeit schwerer als gedacht. Die Hessen führten vor 75 000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena sogar sensationell zur Pause durch ein sehenswertes Kopfballtor von Sandro Wagner (26.).
Die Vorzeichen schienen eindeutig: Ohne Kapitän Sulu, Gondorf, Heller, Rausch und Niemeyer, die wegen Gelb-Sperren fehlten, schien Darmstadt chancenlos in München zu sein. Aber weit gefehlt: Das Team von Trainer Dirk Schuster funktionierte auch mit dem zweiten Anzug. Und es bewies beim Führungstor höchste Effektivität. Wagner verpasste zunächst eine Flanke von Junior Diaz von der linken Seite. Die anschließende Hereingabe von Bundesliga-Debütant Sandro Sirigu von der rechten Seite köpfte der Ex-Münchner dafür unhaltbar ins Tor.
Lilien ließen Bayern nur wenig Raum
Das 0:1 deckte ebenso wie bei einigen Darmstädter Standardsituationen die Abwehrprobleme der Bayern auf. Auch Leihspieler Serdar Tasci, der sein Bayern-Debüt und Bundesliga-Comeback nach 30 Monaten feierte, wirkte beim Wagner-Tor im Deckungszentrum ziemlich orientierunglos.
Bayern-Coach Pep Guardiola hatte auf das Achtelfinal-Hinspiel am kommenden Dienstag in Turin personell reagiert. Kapitän Philipp Lahm stand gar nicht im Kader, der spät eingewechselte Xabi Alonso und sein spanischer Landsmann Thiago saßen auf der Ersatzbank. Die Abwehrkette Rafinha, Kimmich, Tasci, Alaba dürfte kaum die Lösung für Juventus lauten. Für den 28 Jahre alten Ex-Stuttgarter Tasci war bei seinem Comeback in der Bundesliga in der 53. Minute Schluss.
Der Abwehrwall der Darmstädter hielt erstaunlich lange. Die offensiv ausgerichteten und aufgestellten Bayern fanden nur wenig Raum zum Kombinieren, kamen aber dennoch zu einer Masse an Torchancen. Zwei abgefälschte Schüsse von Arturo Vidal (10.) und Douglas Costa (28.) klatschten an die Latte. Dazu scheiterten Robert Lewandowski (14.), Arjen Robben (25.) sowie in der Nachspielzeit erneut Robben und Joshua Kimmich am guten 98-Schlussmann Christian Mathenia.
Lewandowski macht alles klar
Energisch kamen die Bayern aus der Kabine. Der Ausgleich fiel schnell. Eine Flanke von Rafinha nahm Müller mit der Brust an und schoss den Ball flach ins rechte Eck - sein 16. Saisontor. Danach erhoben sich die Zuschauer, um Franck Ribéry nach elf Monaten wieder auf dem Platz der Allianz Arena willkommen zu heißen. Und der Franzose legte gleich Lewandowski das vermeintliche 2:1 auf, das wohl zu Unrecht wegen Abseits aberkannt wurde (67.).
Egal: Vier Minuten später folgte die große Müller-Show. Eine Hereingabe von Vidal nahm der Nationalstürmer wieder mit der Brust an und vollendete die Aktion mit einem unhaltbaren Fallrückzieher. Auf Vorlage von Ribéry machte Lewandowski schließlich alles klar.
Hoffenheim gelingt erster Sieg unter Nagelsmann
Trainer-Novize Julian Nagelsmann hat bei 1899 Hoffenheim ein begeisterndes Heimdebüt gegeben. Der 28-Jährige feierte mit dem Tabellenvorletzten am Samstag in Sinsheim beim 3:2 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 den zweiten Saisonheimsieg in der Fußball-Bundesliga. Vor 24 019 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena hatte zunächst John Cordoba (11. Minute) für die Gäste getroffen. Nadiem Amiri (13.) und zweimal Mark Uth (68./76.) brachten die angriffslustigen Kraichgauer mit 3:1 in Führung, ehe Jairo Samperio (78.) noch verkürzte. Für die Rheinhessen war es nach zuvor drei Siegen in Serie ein Rückschlag im Kampf um die Europa-League-Plätze.
Nagelsmann hatte am vergangenen Wochenende beim 1:1 in Bremen seine Premiere als jüngster Chefcoach der Erstliga-Historie gefeiert. Im Duell der beiden laufstärksten Teams überzeugten die Hoffenheimer nun mit viel Offensivgeist. Sie stellten mit diesem Erfolg zudem den Anschluss zum Relegationsplatz wieder her.
Die TSG hatte die Kampagne "Alle gegen Einen - Alle gegen den Abstieg" ausgerufen - und legte wild entschlossen los. Der Rückschlag erfolgte aber schnell: Bei einem Konter entwischte der kolumbianische Stürmer Cordoba seinem Bewacher Fabian Schär und tunnelte Torhüter Oliver Baumann. Doch nur zwei Minuten glich Jungstar Amiri auf Zuspiel von Eduardo Vargas aus.
Hoffenheimer mit Angriffslust
Der Mainzer Trainer Martin Schmidt hatte seine Abwehr umstellen müssen: Für Stefan Bell (Knieverletzung) und den gesperrten Giulio Donati kamen Alexander Hack und Daniel Brosinski. Die Hintermannschaft des FSV hatte bei dem munteren Schlagabtausch kaum Zeit, sich zu finden. Im Vergleich zur Amtszeit von Huub Stevens ("Die Null muss stehen") stürmten die Hoffenheimer so elan- und fantasievoll, als hätte Nagelsmann einen Nicht-Angriffs-Befehl aufgehoben.
Nach einer halben Stunde hätte der bisherige A-Jugend-Coach der TSG beinahe erneut gejubelt: Schiedsrichter Günter Perl pfiff die Hoffenheimer zurück, nachdem Keeper Loris Karius mit seinem Mitspieler Leon Balogun und Vargas kollidierte. Beim Schuss von Mark Uth weit außerhalb des Strafraums kullerte der Ball ins Netz, aber der Referee gab den Treffer nicht.
Uth trifft zwei Mal
Die Handschrift von Nagelsmann war unverkennbar, für Konter blieb seine Mannschaft jedoch anfällig. In der 40. Minute musste Baumann in höchster Not gegen Christian Clemens retten.
Nach der Pause schienen sich die Mainzer zunächst besser auf den offensiven Gegner eingestellt zu haben. Dann aber schlug der bisherige Bankdrücker Uth zweimal zu. Glück hatte Hoffenheim, als Niklas Süle nach einem Schuss von Fabian Frei auf der Linie rettete. Nach dem Anschlusstreffer durch Samperio hatten die Hoffenheimer noch bange Minuten zu überstehen.
2:0 - Souveräne Ingolstädter schlagen Bremen
Der FC Ingolstadt hat die Abstiegssorgen des SV Werder Bremen weiter vergrößert und im Kampf um den Klassenverbleib selbst einen riesengroßen Schritt gemacht. Der Aufsteiger gewann am Samstag das intensive Heimspiel gegen den Pokal-Halbfinalisten mit 2:0 (1:0). Benjamin Hübner (12. Minute) mit seinem ersten Tor in der Fußball-Bundesliga und der eingewechselte Lukas Hinterseer (90./Foulelfmeter) bescherten den Oberbayern den dritten Heimsieg nacheinander. In der Tabelle vergrößerte das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl seinen Vorsprung auf den von Bremen belegten Relegationsplatz auf schon neun Punkte.
Bereits früh passierte den Hanseaten auch vor 15 000 Zuschauern im ausverkauften Ingolstädter Sportpark das, was eigentlich immer bei Werder-Spielen passiert: ein Gegentor. Seit nunmehr 25 Partien spielte Bremen nicht mehr zu Null. Art und Weise des Hübner-Tores waren aber auch ein bisschen ein Spiegelbild der Auftritte beider Teams in der Saison.
43. Werder-Gegentor
Die schlechteste Hintermannschaft der Liga war nach einer Freistoß-Hereingabe von Pascal Groß einfach nicht in der Lage, den Ball zu klären. Ingolstadt, das Team mit der schlechtesten Trefferausbeute, benötigte angefangen von einem Kopfball von Almog Cohen bis zum Tor von Hübner mehrere Versuche, um das Spielgerät erst gegen die Latte und dann auch irgendwie in das Tor zu bekommen. Es war der 15. Treffer des FCI und das 43. Werder-Gegentor.
Ohne den verletzten Kapitän Clemens Fritz brauchten die Gäste lange bis zur ersten guten Torchance, bei der Anthony Ujah (27. Minute) nach Zuspiel von Claudio Pizarro an FCI-Keeper Ramazan Öczan scheiterte. Insgesamt ließen beide Defensivreihen wenig zu, beiden Angriffsabteilungen fehlte aber auch die Präzision. Dennoch hätten die Ingolstädter auch 2:0 zur Pause führen können. Aber Mathew Leckie schoss aus 16 Metern recht frei stehend weit über das Tor (44.).
Die Hanseaten, die vier ihrer fünf Saisonsiege sowie 14 ihrer 20 Punkte auswärts holten, brachten nach der Pause erstmals Winter-Neuzugang Sambou Yatabaré. Aber nicht nur der neue Mittelfeldakteur war mit ein paar gefälligen Aktionen auf dem rechten Flügel um den Ausgleich bemüht. Ujah verpasste nach Pizarro-Vorarbeit (51.) ebenso den Ausgleich wie Ersatzkapitän Jannik Vestergaard bei einem Kopfball (52.). Viel mehr aber sprang gegen das stabile FCI-Gebilde lange nicht heraus, erst in der hitzigen Schlussphase hatte Werder durch Fin Bartels noch einmal die Möglichkeit zum 1:1.
Werder-Sportdirektor Schröder wohl vor Wechsel
Auf der Gegenseite spielten die wieder sehr bissigen Ingolstädter ihre Konter schlecht zu Ende. Durch die Einwechslungen von Hinterseer für den einsatzfreudigen Dario Lezcano (71.) und Stefan Lex für Moritz Hartmann (81.) konnte Hasenhüttl in der Offensive auch keine besonderen Akzente mehr setzen. Erst als Yatabaré gegen Robert Bauer zu spät kam und Hinterseer im zweiten Versuch den wiederholten Strafstoß verwandelte, durfte noch einmal gejubelt werden.
Werder verlor nicht nur wie beim späten 0:1 im Hinspiel die Punkte, sondern verliert bald wohl auch den Sportdirektor. Rouven Schröder steht anscheinend kurz vor einem Wechsel zum FSV Mainz.
Wolfsburg bleibt auch in Berlin auswärts glücklos
Hertha BSC wartet weiter auf den ersten Rückrunden-Sieg - Vizemeister VfL Wolfsburg verpasste die perfekte Woche. Das 1:1 (0:0) am 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga sorgte im Olympiastadion bei beiden Teams nicht für Jubel. Marcel Schäfer brachte die Gäste am Samstag vor 40 126 Zuschauern in Führung (53.); Berlins Toptorjäger Salomon Kalou sorgte mit seinem elften Saisontreffer für den Ausgleich (60.).
Hertha mischt mit jetzt 36 Punkten weiter im Kampf um die internationalen Startplätze mit, obwohl das Team von Trainer Pal Dardai im Jahr 2016 nur vier Remis und eine Niederlage auf dem Konto hat. Für die Wolfsburger (31 Punkte) vergab Luiz Gustavo den möglichen zweiten Auswärtssieg der Saison, der Brasilianer traf vier Minuten vor dem Ende aus fünf Metern nur den Pfosten. Damit war die Möglichkeit zum dritten Pflichtspielsieg binnen einer Woche dahin.
Hertha legte im Duell gegen die "Wölfe", das Trainer Dardai zum Schlüsselspiel für den weiteren Saisonverlauf ausgerufen hatte, viel Wert auf Organisation und Disziplin. Aus einer stabilen Abwehr heraus, die zuletzt in drei Heimspielen ohne Gegentor geblieben war, suchten die Gastgeber über schnelle Kombinationen den Weg zum VfL-Tor. Dabei musste der junge Niklas Stark schon in der ersten Halbzeit den am linken Bein verletzten Abwehrchef Sebastian Langkamp ersetzen. Vor allem der rechtzeitig von einer Muskelverletzung genesene Kalou sorgte für die gefährlichen Akzente im Hertha-Spiel.
Hecking muss umstellen
Erst setzte der Ivorer seinen Offensivpartner Vedad Ibisevic geschickt ein; Wolfsburg-Keeper Koen Casteels zeichnete sich zum ersten Mal aus. Dann bereitete Kalou für Vladimir Darida vor, der Ball rollte nach dessen Schuss um wenige Zentimeter am langen Pfosten vorbei (18.). Schließlich versuchte es Herthas Toptorjäger persönlich aus 16 Metern, allerdings nicht scharf genug.
VfL-Coach Dieter Hecking hatte seine Star-Elf nach dem jüngsten 3:2-Sieg in der Champions League in Gent nach den Verletzungen von André Schürrle und Sebastian Jung - insgesamt fehlten acht Spieler - personell und auch taktisch kräftig umgestellt. Julian Draxler, Doppeltorschütze gegen Gent, kam diesmal über die rechte Seite. Obwohl der Weltmeister seine Position oft wechselte, blieb er über weite Strecken unauffällig. Nach einer scharfen Flanke von Vieirinha konnte Draxler den Ball nicht kontrollieren (44.).
Kalou gleicht aus
Beim 1:0 der in dieser Saison auffällig auswärtsschwachen Gäste half Hertha kräftig mit. John Anthony Brooks schlug im Duell mit Vieirinha am Ball vorbei und ermöglichte die Flanke des Portugiesen. Schäfer bedankte sich mit seinem ersten Saisontor. Die Berliner aber schlugen zurück. Naldo konnte zunächst einen Versuch von Ibisevic kurz vor der Torlinie klären, nachdem Genki Haraguchi geflankt hatte. Kalou holte den Abpraller, umspielte Christian Träsch und schoss durch die Beine von Naldo ein.
In der Schlussphase verdankte Hertha den Punkt auch dem Glück. Erst schoss Luiz Gustavo den Ball an den Pfosten, dann rettete Torwart Rune Jarstein zweimal hervorragend gegen Schäfer und Vieirinha. Wolfsburg bleibt damit das schwächste Auswärtsteam der Liga. (dpa)