Paris. Deutschland besiegte Nordirland mit 1:0 - Bundestrainer Joachim Löw lag mit seinen Umstellungen richtig. Ein Kommentar zum Gruppensieg.
Das Satiremagazin „Der Postillion“ hat dem deutschen Fußball in dieser Woche auf eine sehr charmante Weise das Grundprinzip des Sports vor Augen geführt. Die Statistiken mit der Zahl überspielter Gegenspieler bei der Nullnummer gegen Polen sei zwar ganz nett, aber dieses Packing könne eben nicht die eine und alles entscheidende Statistik ersetzen. Nämlich die wahre Statistik des Fußballs: ein Tor mehr zu erzielen als der Gegner.
Mario Gomez erzielte das Siegtor für das DFB-Team
Insofern hat der Bundestrainer mit seinen Umstellungen im dritten und letzten Vorrundenspiel nur das getan, was er längst hätte tun können: Er hat endlich einen Torjäger ins Sturmzentrum gestellt. Prompt erzielte Gomez das Siegtor.
Nun mag EM-Neuling Nordirland nicht unbedingt als Gradmesser für die Durchschlagskraft der deutschen Mannschaft taugen und Prognosen für den weiteren Turnierverlauf zulassen. Aber einen Grund zu grundsätzlicher Manöverkritik gibt es nicht. Deutschland spielte erfrischend gut.
Immerhin haben wir diese Erkenntnisse aus dem 1:0 gegen Nordirland gewonnen: Die Deutschen können noch stürmen, flanken, Torchancen erarbeiten. Auf rechts mit dem Debütanten Kimmich, der anders als Höwedes flanken kann, und Götze halblinks als Özil-Unterstützung. Geht doch.
Jetzt sind weitere Optimierungen vorzunehmen und Fragen aufzuwerfen. Die Frage nach der Fehlerquote von Götze im Spielaufbau. Die Frage nach Khediras Impulsen fürs Mittelfeld. Die Frage nach Müllers Treffsicherheit im Strafraum. Alles zu lösende Problemchen bei einem Kader, der Alternativen zulässt. Schürrle statt Götze. Schweinsteiger statt Khedira. Und Müller, niemals ohne Müller.
Zuletzt gab es vor 20 Jahren eine EM-Vorrunde ohne Gegentor
Und wenn’s hilft: Vielleicht sind knapp gewonnene Spiele eine deutsche Tugend, die seit dem 7:1 von Brasilien nicht mehr geschätzt wird. Bei der WM 2014 hatte die Mannschaft vier von sieben davon. Zuletzt gab es vor 20 Jahren eine deutsche EM-Vorrunde ohne Gegentor. Damals schleppte sich Deutschland in die K.o-Phase, wo unvergessene Siege gegen England im Halbfinale und Tschechien im Finale einen Mythos begründeten. Insofern: Man darf bester Hoffnung sein.
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