Essen.. Im Handball können Rhein-Neckar Löwen, Kiel und Flensburg Meister werden. Der frühere Welthandballer Daniel Stephan bewertet die Chancen des Trios.
Der Kampf um die Meisterschaft ist spannend wie selten zuvor. Drei Teams können sich Chancen auf den Titel der Handball-Bundesliga ausrechnen: Die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen und der THW Kiel, aber auch die zwei Zähler dahinter liegende SG Flensburg-Handewitt. Heute steigt die erste Hälfte des 25. Spieltags. Der gebürtige Rheinhauser Daniel Stephan, Welthandballer von 1998, blickt mit der Redaktion auf die Titelkandidaten.
Rhein-Neckar Löwen
Tabellenplatz: 1
Punkte: 38:6; Tore: 618:494
In den vergangenen beiden Jahren mussten die Mannheimer dem THW Kiel beim Meisterjubel zusehen. Zweimal Vizemeister – doch diesmal soll es mit dem Titelgewinn klappen. Auch weil Nationalmannschafts-Kapitän und Löwen-Urgestein Uwe Gensheimer sich vor seinem Wechsel nach Paris nichts sehnlicher wünscht. „Den Löwen kann man ein Kompliment machen. Trainer Nikolaj Jacobsen holt sehr viel aus seinem Kader heraus“, sagt Daniel Stephan. Denn am Etat musste im Vergleich zu den Vorjahren mächtig gespart werden. Hochwertiges Personal steht trotzdem auf dem Feld: Regisseur Andy Schmid ist der beste Ballverteiler der Liga, die wieder genesenen Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki gehören auf den Außenpositionen zur Crème de la Crème.
In der Champions League und im Liga-Pokal sind die Mannheimer ebenfalls noch im Rennen. Fluch und Segen zugleich: „Auch wenn es nicht jedem gefällt, schont Jacobsen seine Spieler in einigen Champions-League-Partien. Muss er auch, weil er einen vergleichsweise kleinen Kader hat“, sagt Stephan. Gegen Kiel und Flensburg sind beide Spiele abgehakt (je ein Sieg und eine Niederlage). Damit haben die Löwen das leichteste Restprogramm. Doch ein überspielter Kader und die Abhängigkeit von Schmid könnten der Genickbruch sein: Stephan: „Sie werden noch Punkte liegen lassen.“
THW Kiel
Tabellenplatz: 2
Punkte: 38:6; Tore: 680:565
Der EM-Triumph der Nationalmannschaft könnte sich am Ende als Debakel für den Turnverein Hassee-Winterbek herausstellen. Die Rückraum-Stützen Christian Dissinger und Steffen Weinhold kehrten verletzt aus Polen zurück. Stephan: „Trotzdem haben die Kieler immer noch einen guten Kader. Rumjammern hilft eh nicht.“
Gejammert wird auch nicht mehr über das dritte Pokal-Aus in Folge. Dafür heimste Kiel ohne die weitere Belastung die jüngsten vier Meistertitel ein. Der höchste Liga-Etat sorgt zudem für eine personelle Tiefe, um selbst den Ausfall der EM-Helden zu kaschieren. Daniel Stephan warnt jedoch: „Sollte Rückraumspieler Domagoj Duvnjak verletzt ausfallen, können sich die Kieler aus dem Titelkampf verabschieden.“ Entscheidend wird das zweite Aufeinandertreffen mit Flensburg am 15. Mai sein.
SG Flensburg-Handewitt
Tabellenplatz: 3
Punkte: 36:8; Tore: 652:551
Die Nordlichter haben den Kampf um die Krone längst nicht aufgegeben. „Sie haben zu Beginn einige Punkte gegen mittelmäßige Mannschaften abgegeben“, sagt Stephan, der den Flensburgern aber attestiert, jedes Team schlagen zu können. „Flensburg spielt dank Trainer Ljubomir Vranjes einen schönen Handball.“ Eine Achillesferse sieht Stephan aber in Torhüter Mattias Andersson. Der entscheidet in guter Form Spiele im Alleingang – und in Schwächephasen reißt er das ganze Team runter. „Das Spiel gegen Kiel wird von großer Bedeutung sein“, sagt Stephan. Auch bei Flensburg bleibt die Frage, ob die Belastung von Liga, Champions League und Pokal nicht zu groß ist.
Wer wird Meister?
Daniel Stephan ist hin- und hergerissen. „Alle Teams sind sehr abhängig von einzelnen Personen. Mein Tipp: der THW Kiel.“