Frankfurt/Main/Rio de Janeiro. Der 8. Juli 2014 geht in die Geschichtsbücher ein: Deutschland gewinnt vor den Augen der Welt 7:1 gegen Brasilien. Die Seleção ist gebrochen, Deutschland holt sich den vierten Titel.
"Sete a um!" Der Ausruf hat in Brasilien kaum etwas von seinem Schrecken verloren. 7:1 nach 90 Minuten. Das historische Debakel der Seleção bei der Heim-WM gegen Deutschland vor einem Jahr hat die einst stolze Fußball-Nation immer noch nicht verwunden. Zumal der Rekord-Weltmeister nach dem frühen Aus bei der Copa América wieder in der Krise steckt.
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"Nur Gott kann erklären, was damals passierte", sagte Fußball-Legende Pelé über den 8. Juli 2014. Über die 90 Minuten im Mineirão-Stadion von Belo Horizonte ist mittlerweile fast alles gesagt - und sogar ein Buch geschrieben geworden: "7:1. Das Jahrhundertspiel" von Christian Eichler. Allein das Titelbild ist von mitreißender Symbolik: Tischkicker, zwei gesichtslose Spieler im rot-schwarzen Trikot rechts und links, aufrecht wie Zinnsoldaten. Zwischen ihnen eine Figur im gelben Hemd, die die Hände vors Gesicht schlägt. Die Frisur verrät den beschämten Spieler: Es ist Dante, einer der unglücklichsten Figuren in jener denkwürdigen Halbfinalpartie.
Dante als tragische Figur der WM 2014
Der Profi des FC Bayern durfte ausgerechnet gegen Deutschland erstmals bei der WM ran - und ging mit der Mannschaft von Trainer Scolari unter. Seitdem hat Dante kein Länderspiel mehr bestritten, seinen Stammplatz in München verloren und auch seinen Ruf als Gute-Laune-Bär. Vor ein paar Monaten erzählte er, dass er Witze der Weltmeister im Bayern-Team über das 1:7 nicht mehr hören könne: "Es war für uns viel ernster, als ihr euch vorstellen konntet."
Für die deutsche Nationalmannschaft und ihre Fans war die Begegnung ein Riesencoup auf dem Weg zum vierten WM-Triumph - für Brasilien endete der Abend in einem historischen Debakel. Die Sportzeitung "Lance!" schrieb damals von der "größten Schande in der Geschichte. Eine unvergleichliche Folter für diejenigen, die die Seleção lieben." 32,57 Millionen Deutsche erleben damals bei der ZDF-Übertragung diesen magischen Fußball-Abend - Fernsehrekord mit 87,8 Prozent Marktanteil.
Brasilien bis heute nicht von der Klatsche erholt
Für Scolari war es "die schlimmste Niederlage aller Zeiten". Nach dem 1:7 gegen die "Alemães" und dem trostlosen 0:3 im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande musste er seinen Hut nehmen, natürlich. "Ich muss zugeben: Ich habe mich bis heute nicht erholt", sagte Brasiliens damaliger Verbandspräsident José Maria Marin mehr als ein halbes Jahr nach der Klatsche gegen Deutschland.
Die sportlichen Aufräumarbeiten dauern ebenfalls an: Scolaris Nachfolger Carlos Dunga blieb zwar zwischen WM und Copa unbesiegt. Doch beim Viertelfinal-Aus gegen Paraguay in Chile zeigte sich, dass der fünfmalige Weltmeister vor allem eines verloren hat am 8. Juli vergangenen Jahres: die Achtung der anderen Fußball-Nationen.
Mit dem 1:7, so schrieb Buchautor Eichler, ist "der brasilianische Mythos zerbrochen". Das wird Brasilien beim olympischen Fußball-Turnier 2016 in Rio und vor allem in der WM-Qualifikation für 2018 zu spüren bekommen. Das, räumte Dunga ein, "ist unsere eigentliche Herausforderung". (dpa)