Essen. Wechselt Mario Götze nach Frankfurt, bekäme die Bundesliga ein neues Aushängeschild. Doch die Entscheidung will gut überlegt sein. Ein Kommentar.

Mario Götze hat die Wahl: Folgt er seinem Trainer und Förderer Roger Schmidt von der PSV Eindhoven zu Benfica Lissabon? Oder wechselt er zu Eintracht Frankfurt? Eine Unterschrift bei den Hessen würde für den 30-Jährigen die Bundesligarückkehr nach zwei Jahren in den Niederlanden bedeuten. Für den WM-Helden von 2014 eine Entscheidung, die wohl überlegt sein will.

Als Borussia Dortmund vor rund zehn Jahren mit Jürgen Klopps Vollgasfußball die Bundesliga überrollte, ging auch der Stern von Mario Götze auf. Der damals 18-Jährige dribbelte die Gegner schwindelig. Mit verblüffender Leichtigkeit traf er selbst in schwierigen Spielen das Tor. Seine Teamkollegen wie Mats Hummels sahen wegen seines riesigen Talents eine goldene Zukunft. „Wir haben ihm immer gesagt, er soll uns nicht vergessen, wenn er mal den Ballon d’Or gewinnt“, sagte der Dortmunder Abwehrchef einmal.

Reaktionen auf Götzes Formkrise zwischen Kritik und beißendem Spott

Doch zum Weltfußballer hat Mario Götze, mittlerweile auch schon 30 und längst nicht mehr so flink wie zu Dortmunder Meisterzeiten, es nicht gebracht. Nach seinem Wechsel 2013 zu Borussia Dortmunds größtem Konkurrenten FC Bayern begann eine schwierige Zeit für den hochveranlagten Profi. Das Glanzstück seiner Karriere gelang ihm daher auch nicht im Verein, sondern mit der Nationalmannschaft: 2014 schoss er Deutschland in Rio spektakulär zum Weltmeistertitel. Vor seiner Einwechslung hatte Bundestrainer Joachim Löw ihm die legendären Worte zugeflüstert: „Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi.“

Das Tor, das ihn unsterblich machte: 2014 schoss Mario Götze (links) Deutschland in Brasilien gegen Argentinien zum WM-Sieg.
Das Tor, das ihn unsterblich machte: 2014 schoss Mario Götze (links) Deutschland in Brasilien gegen Argentinien zum WM-Sieg. © dpa | Unbekannt

Doch statt einer Initialzündung wirkte dieser Treffer wie ein Bremsklotz an den sonst so schnellen Beinen des Offensivkünstlers. Der internationale Durchbruch, die Chance auf den Ballon d’Or blieben aus. Hartnäckige Verletzungen und anschließende Formschwächen verhinderten nicht nur eine Stammplatzgarantie bei Bayern, sondern führten auch zu Reaktionen zwischen berechtigter Kritik und beißendem Spott.

Götze stünde wieder direkt im Rampenlicht

Auch nach seiner Rückkehr zu Borussia Dortmund 2016 wurde Mario Götze nicht glücklich. Im hellen Rampenlicht blieb ihm, dem WM-Helden, dem geläuterten Rückkehrer, keine Chance, anzukommen. Als der BVB nicht mehr mit ihm plante, entschloss er sich, Deutschland den Rücken zu kehren: Er wechselte in die niederländische Liga zum Topklub PSV Eindhoven, er spielte international, sammelte sich und neue Kraft – und er glänzte wieder auf dem Platz.

Nun scheint er bereit zu sein für den nächsten Schritt in seiner Entwicklung. Der Vater eines Sohnes muss sich physisch und mental stark genug zu fühlen, um sich dem Niveau der Liga, aber auch der Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit stellen zu können. Er wird sich dessen bewusst sein, dass seine Leistungen hierzulande bei einem deutschen Champions-League-Teilnehmer wie Eintracht Frankfurt genauerer unter die Lupe genommen werden als beim Vizemeister der niederländischen Liga.

Götze hat Millionen Follower auf der ganzen Welt

Der Bundesliga täte eine Rückkehr von Mario Götze in jedem Fall gut. Zwar ist er kein Weltstar wie der potenzielle Bayern-Zugang Sadio Mané. Doch er ist Weltmeister, WM-Siegtorschütze – seine internationale Strahlkraft ist noch immer groß. Millionen Menschen auf der ganzen Welt folgen dem früheren BVB-Profi in den Sozialen Medien. Er würde ihnen zeigen: Die Bundesliga ist noch immer attraktiv. Andersrum verleiht seine Popularität der Liga wieder etwas mehr Glanz. Überhaupt wäre es ein schönes Signal, wenn der deutsche WM-Held auch in der heimischen Liga statt in der niederländischen wieder für Furore sorgt.