Essen. Der Nationalspieler bestätigt, dass er nicht geimpft ist. Er will auf Langzeitstudien warten – und sät damit gerade jetzt Zweifel. Ein Kommentar.
Zuerst: Die Art, wie Joshua Kimmich seine Bedenken gegen die Corona-Impfung am Samstag zum Ausdruck brachte, war bemerkenswert. In einer aufgeheizten Debatte wählte der deutsche Bayern-Profi einen sachlichen Ton. Er blieb ruhig, führte aus, dass er noch warten wolle auf Langzeitstudien und warb um Verständnis, anstatt zurückzuschlagen. Schade, dass Fußballprofis nicht immer so mitteilsam sind, wenn es um derart wichtige Themen geht.
Doch damit genug des Lobes. Dass ausgerechnet ein Fußballprofi, der sich so vorbildlich für die Gesellschaft einsetzt und mit seinem Kollegen Leon Goretzka ein Soforthilfe-Projekt initiierte, eine der zentralen Gegenmaßnahmen nicht mitträgt, ist irritierend. Das Coronavirus zu besiegen, das so tiefgreifend in unser Leben eingreift, ist nur gemeinsam möglich. Das vielversprechendste Instrumentarium im Kampf gegen Corona ist die Impfung. Sie kommt auf der ganzen Welt zum Einsatz und wird von Wissenschaftlern empfohlen.
Joshua Kimmich kann es sich erlauben, auf Langzeitstudien zu warten
Kimmich sagte nach dem Spiel, dass er einen ausgewogenen Diskurs vermisse, dass man schnell in die Ecke der Coronaleugner gestellt werde. Er hat recht. Es ist viel Zuhören verloren gegangen. Aber Kimmich fasst seine Argumentation auch aus einer besonderen Position: Der des Fußballprofis, der seinem Job während der Pandemie nachgehen konnte, der ihm auch nachgehen kann, wenn er nicht geimpft ist. Von seinem Arbeitgeber, seinem Umfeld wird diese Position offensichtlich akzeptiert. Die regelmäßige Testung übernimmt der FC Bayern und wäre auch sonst keine finanzielle Belastung für ihn. Kimmich kann sich erlauben, auf Langzeitstudien zu warten, die seine Zweifel endgültig zerstreuen.
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Der Fußball musste sich in der Pandemie oft eine Sonderrolle vorwerfen lassen. Als es um eine mögliche Impfpriorisierung ging, argumentierte der damalige Bayern-Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, dass Fußballprofis Vorbilder sein könnten. Joshua Kimmich taugt nicht als Vorbild. Er sät Zweifel, wo Vertrauen nötig wäre.