London. Elfmeter-Fluch nimmt keine Ende. Auch das EM-Finale gegen Italien verlor England auf dramatischste Weise. Fehlschuss von Jadon Sancho.
Italiens Kapitän Giorgio Chiellini küsste den silbernen EM-Pokal und lächelte ihn verliebt an. Dann stemmte der Abwehr-Oldie die Trophäe mit weit aufgerissenem Mund in den Londoner Nachthimmel. Nach einem Strafstoß-Drama in Wembley gegen England haben die Azzurri den Fußball-Tempel in Schockstarre versetzt und mit ihren Fans den zweiten EM-Titel nach 1968 gefeiert.
Italien-Trainer Roberto Mancini vergoss Freudentränen
„Wir haben gespürt, dass etwas Magisches in der Luft lag. Wir haben es verdient, ganz Italien hat es verdient“, sagte Chiellini. „Wir haben Geschichte geschrieben, genießen wir es.“ Italiens Trainer Roberto Mancini vergoss Freudentränen in den Armen von Delegations-Chef Gianluca Vialli. Elfmeter-Held Gianluigi Donnarumma wurde von seinen Mitspielern zu Boden gedrückt und gefeiert.
Während Italien in London tanzte und lachte, waren die Three Lions nach dem nächsten Elfmeter-K.o. untröstlich. „Es ist das schlimmste Gefühl, wenn man verliert. Es war ein fantastisches Turnier von uns. Wir müssen den Kopf oben behalten. Aber natürlich tut es weh, es tut sehr weh“, sagte Englands Kapitän Harry Kane bei der BBC.
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BVB-Star Jadon Sancho weint in den Armen von Southgate
Der Noch-Dortmunder Jadon Sancho weinte nach seinem verschossenen Elfmeter in den Armen von Trainer Gareth Southgate, auf der Bühne drückte Prinz William seinen traurigen Sohn George. Nach dem nächsten Titel-Trauma müssen die Engländer 55 Jahre nach ihrem einzigen großen Erfolg bei der WM 1966 weiter auf die Erlösung warten.
Vor der spektakulären Wembley-Atmosphäre von 67 173 Zuschauern setzten sich die Italiener am Sonntag in einem intensiven und hochspannenden Endspiel mit 3:2 im Elfmeterschießen durch. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Die Azzurri steckten den Schock des frühen Rückstandes durch Luke Shaw (2. Minute) weg und glichen zunächst durch Leonardo Bonucci aus (67.).
Im Elfmeterschießen vergaben die Engländer Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka. Donnarumma wurde nach seinen Glanztaten zum Spieler des Turniers gekürt. Rashford scheiterte am Pfosten, Sancho und Saka am künftigen Schlussmann von Paris Saint-Germain. „Wir sind unglaublich enttäuscht. Die Spieler haben alles gegeben, was sie hatten“, sagte Southgate. „Aber im Moment tut es einfach sehr weh.“
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Italien blieb auch im 34. Spiel in Serie ungeschlagen und belohnte sich drei Jahre nach der verpassten WM 2018 für ein starkes Turnier. Die Three Lions dagegen müssen weiter auf ihren ersten Titel seit dem WM-Erfolg 1966 warten. Auch die frühe Führung und eine lange Zeit sehr starke Leistung reichten dem Team von Trainer Gareth Southgate nicht zur Erlösung. Für den Coach war es nach der erfolglosen Heim-EM 1996 zugleich der nächste persönliche Wembley-Rückschlag.
Vor 25 Jahren hatte Southgate im alten Londoner Stadion im EM-Halbfinale als Einziger seinen Elfmeter gegen Deutschland verschossen und den Titel-Traum der Engländer beendet. (fs/dpa)