Bremen..

Zwei Studenten aus Bremen haben eine Doku über schwule Amateur-Fußballer gedreht. So offen sind die Probleme homosexueller Sportler an der Basis selten geschildert worden. 11Freunde sprach mit den Filmemachern.

Dino Bernabeo, Niko Schleicher, in eurem Film »Aus dem Abseits« gewähren drei Protagonisten Einblick in den Alltag als homosexueller Sportler im deutschen Fußball-Kosmos an der Basis. Wie habt ihr eure Hauptdarsteller gefunden?

Dino Bernabeo: Wir hatten zunächst durch einen befreundeten Fußballer Kontakt zu einem Spieler aus der Niedersachsenliga aufgenommen, doch als er erfuhr, dass wir einen Fernsehfilm machen wollen, sprang er ab. Für eine schriftliche Arbeit wäre er allerdings bereit gewesen.

Niko Schleicher: Jemanden zu finden, der sich letztlich so ehrlich und offen vor der Kamera verhält, wie Tony Quindt (einer der Protagonisten des Films, Anm. d. Red.), hat lange gedauert. Der Film war gleichzeitig unsere Abschlussarbeit, wir hatten nur vier Monate Zeit. Ein schwul-lesbischer Verein hat uns dann den Kontakt zu Tony Quindt und seinem Heimatverein S.I.G. Elmenhorst verschafft.

Außerdem portraitiert ihr noch einen schwulen Kreisliga-Schiedsrichter und eine lesbische Ex-Nationalspielerin.

Dino: Von den beiden hatten wir in einem alten Zeitungsartikel gelesen, im Bremer Ostkurvensaal (ein Treff für Werder-Fans, Anm. d. Red.) hatten sie bereits an Podiumsdiskussionen teilgenommen. Entsprechend locker und angenehm war die Arbeit mit ihnen.

Euer Film zeigt bewusst Fußballer aus dem Amateurbereich. War das so geplant?

Niko: Durchaus, wir wollten Menschen zeigen, die man noch nicht vor der Kamera gesehen hat, die ganz bewusst aus dem Amateurfußball kommen.

Fußballer Tony Quindt hat keine Podiumserfahrungen – und trotzdem wirkt er enorm gelassen und abgeklärt. Könnt ihr euch das erklären?

Niko: Ein entscheidender Faktor war sicherlich, dass sich Tony schon zwei Jahre bevor wir ihn das erste Mal vor der Kamera hatten, geoutet hatte. Und das Feedback – auch von seinen Mitspielern – war durchweg positiv. Er konnte also unbefangen und selbstbewusst über seine Sexualität sprechen. Außerdem lag ihm wirklich etwas daran, seine Geschichte zu erzählen.

Auch seine Mitspieler scheinen erstaunlich locker mit dem Thema umzugehen. Ist das überall so im Amateurfußball?

Dino: Ich denke nicht. In Vereinen mit hohem Migrationsanteil und/oder sehr religiösen Mitgliedern, dürfte es nicht so leicht sein, sich zu outen. In Elmenhorst kamen die Spieler zum Training direkt aus dem Büro, aus der Fabrik und dass der Tony nun schwul ist, hat sie nicht sonderlich interessiert. Das ist eben so, also ist es auch kein Problem.

Euer Film zeigt schwule und lesbische Fußballer aus der Basis – auf nationaler Ebene wird seit Jahren darüber diskutiert, wann sich der erste schwule Profi outet und wie sich die Öffentlichkeit dann verhalten wird. Eure Meinung?

Dino: Bevor wir die Arbeit zu diesem Film aufgenommen haben, hatten wir diese beiden Thesen: Schwulenhass muss von der Basis aus bekämpft werden und Schwulenhass kann nur dann erfolgreich bekämpft werden, wenn sich der erste prominente Fußballer outet.

Und jetzt, nach vier Monaten intensiver Arbeit mit dem Thema?

Niko: Haben wir uns immer noch nicht für eine Variante entschieden. Wahrscheinlich ist es auch in diesem Fall wie in so vielen Dingen: Die goldene Mitte ist der richtige Weg. Vielleicht haben wir mit dem Film einen kleinen Beitrag geleistet.