Dortmund.
Antonio da Silva rettet Borussia Dortmund beim 1:1 gegen Hoffenheim einen Punkt. Nachher gab es heftige Diskussionen.
Der Brasilianer Antonio da Silva passt so gar nicht ins Konzept der Dortmunder Borussia. Der Brasilianer ist bereits 32 Jahre alt, von langfristiger Perspektive und vielversprechenden Entwicklungsmöglichkeiten kann da keine Rede sein. Dennoch sprach sich BVB-Trainer Jürgen Klopp vor Saisonbeginn für eine Verpflichtung des Mittelfeldmannes aus, den er aus gemeinsamen Mainzer Zeiten kannte. Da Silva, der zuletzt für den FC Basel gespielt hatte, war vertragslos und hatte sich beim BVB fit gehalten. Und dabei einen so guten Eindruck hinterlassen, dass es kein großes Risiko zu sein schien, den ablösefreien Routinier für ein Jahr unterschreiben zu lassen.
Am Sonntagnachmittag zahlte da Silva das Vertrauen zurück. 1899 Hoffenheim führte 1:0, verteidigte diszipliniert und intelligent – ein Freistoß in der dritten Minute der Nachspielzeit war die allerletzte Hoffnung für den verzweifelt kämpfenden BVB. Normalerweise legt sich Nuri Sahin den ruhenden Ball zurecht, doch der Türke hatte bereits Fehlversuche hinter sich. Und so überließ er diesen Freistoß Antonio da Silva, der erst eine Viertelstunde zuvor eingewechselt worden war. Wie Sahin gegen Bayern München zirkelte da Silva den Ball mit links über die Mauer ins Eck – und weil es so spät und so schön war, feierten die Dortmunder Fans dieses 1:1 euphorisch. Obwohl der BVB jetzt nicht mehr Spitzenreiter ist, weil Mainz sich mit dem 1:0-Sieg in Leverkusen die Tabellenführung zurückholte.
Natürlich hatte auch Jürgen Klopp mächtig Spaß an da Silvas Treffer: „Ich freue mich riesig für ihn“, erzählte der Trainer und rechtfertigte die kurzfristige Verpflichtung des Brasilianers: „Er hatte während der gesamten Vorbereitung herausragend trainiert. Außerdem hat der Junge einen überragenden Fuß.“
Klopp wertete es zudem als besondere Größe von Sahin, dass der freiwillig zurückgesteckt hatte. Dass dieser Freistoß ein Geschenk von Schiedsrichter Wolfgang Stark an den BVB war, brachte hingegen die Hoffenheimer auf die Palme. Mittelfeldspieler Sejad Salihovic beschwerte sich und sah die Gelb-Rote Karte, Trainer Ralf Rangnick fühlte sich deshalb doppelt bestraft: „Es war ein Foul an Obasi, nicht von Obasi. Ich habe mir das extra noch einmal angesehen.“ Nach Studium der TV-Bilder gab auch Stark zu: „Es war eine Fehlentscheidung.“
Die Analyse von Rangnick war allerdings eine Steilvorlage für Klopp. Der BVB-Trainer riet seinem Hoffenheimer Kollegen, vor allem eine Szene aus der 14. Minute auch erneut zu begutachten. Nuri Sahin hatte einen von Isaac Vorsah verursachten Handelfmeter cool rechts unten versenkt, doch Schiedsrichter Stark ordnete eine Wiederholung an, weil Lucas Barrios zu früh in den Strafraum gelaufen sei. Rein regeltechnisch lag Stark nicht falsch: Barrios berührte die Linie, als Sahin schoss, und die Linie gehört zum Strafraum. So etwas werde sonst aber nie abgepfiffen, betonte Klopp berechtigt. Und so kam, was kommen musste: Den zweiten Schuss von Sahin, diesmal nach links, wehrte Torwart Tom Starke ab.
Die Basis für einen möglichen Auswärtssieg hatten die technisch und taktisch starken Hoffenheimer bereits in der neunten Minute gelegt, als Demba Ba eine verbraucherfreundliche Hereingabe von Luiz Gustavo nach zweimaligem Patzer von BVB-Verteidiger Lukasz Piszczek sicher zum 1:0 verwertete.
Den Dortmundern fehlte die spielerische Lockerheit, die sie zuvor zu sieben Siegen in Folge geführt hatte. Nichts gelang leichtfüßig, Schwerarbeit war angesagt. Dazu sind die Borussen allerdings immer bereit, und dafür wurden sie von ihrem Trainer gelobt: „Wir sind immer dran geblieben“, meinte Jürgen Klopp. „Für uns fühlt sich dieses 1:1 wie ein Sieg an. Im Laufe der Woche werden wir aber wohl auch noch mitbekommen, dass es nur ein Punkt war.“