Acapulco. .

Waren deutsche Olympiabewerber jemals so aufgekratzt? Man muss weit in den sechziger Jahren recherchieren, um ähnliche Endorphin-Ausschüttungen zu attestieren. Vom Glückshormon beseelt werden Willi Daume und seine Gefährten 1966 in Rom die IOC-Abstimmung über die Sommerspiele 1972 aufgenommen haben. München wurde. 44 Jahre später lässt sich sagen: München hat Chancen auf die Winterspiele 2018. Das ist kein schlechter Start in die internationale Kampagne, die in der Nacht zum Donnerstag im Acapulco Princess Hotel begann, und die am 6. Juli 2011 mit dem Olympiasieg enden soll.

Was passiert ist in den vergangenen Monaten daheim in Bayern – der Kampf der Opposition, die hausgemachten Pannen, das Kommunikationsdesaster -, es hat die internationale Stellung der Bewerbung nicht nachhaltig geschwächt. Denn es gibt keinen Überflieger in diesem kleinsten Wettbewerb seit Jahrzehnten. Die Franzosen aus Annecy haben bei der Präsentation erneut bewiesen, dass sie nur Junior-Partner sind. Die Koreaner aus Pyeongchang, lange Zeit Olympiafavorit, sind auch nicht besser. Sie erzählen, dass sie seit einem Jahrzehnt alle Forderungen des IOC erfüllt, Milliardensummen investiert und viele hundert junge Sportler aus allen Teilen der Welt, die umsonst in den Sportzentren residieren, glücklich gemacht haben. „Neue Horizonte“ heißt ihr Slogan. Doch die haben sich nicht eröffnet.

Stattdessen müssen sie sich vor der Charme-Offensive aus München fürchten. Die Deutschen glänzten: München weckte Emotionen, spielte mit Sehnsüchten, suggerierte eine heile, hoffnungsfrohe Welt mit zentralen Vokabeln: Oktoberfest, Festival, Winterwunder und den wintersportverrückten deutschen Fans.

„The legendary Katarina Witt“, wie der IOC-Vizepräsident Thomas Bach sagte, führte durchs Kurzprogramm. Bach war fürs Sportpolitische zuständig. Oberbürgermeister Christian Ude lobte minutenlang seine Heimatstadt. Das Sportkonzept wurde von Olympia-Geschäftsführer Bernhard Schwank vorgestellt. Und die Bundeskanzlerin grüßte per Videobotschaft.

In einem halben Jahr geht die Olympiabewerbung in die entscheidende Phase.