Berlin. Nach den Opfern hat sich nun auch Bundestags-Vize Wolfgang Thierse negativ über die Doping-Erklärung der Ex-DDR-Trainer geäußert. Sie wirke "erdrängt und erzwungen", so Thierse.

Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse hat den Umgang des deutschen Sports mit Dopingopfern der DDR kritisiert und die Glaubwürdigkeit der Entschuldigung von fünf DDR-Dopingtrainern in Frage gestellt. "Es ist eine sehr späte Entschuldigung - und irgendwie wirkt sie nachgereicht, erdrängt und erzwungen", sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Es stelle sich die Frage, "ob man tatsächlich Vertrauen wiederherstellen kann zu Trainern, Funktionären und Ärzten, die erst nach so langer Zeit und dahin gedrängt eine solche Erklärung abgeben".

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und seine Fachverbände müssten dringend ihre Haltung gegenüber den Geschädigten ändern, forderte Thierse. "Ich habe den Eindruck, dass unser organisierter Sport sich mit den Opfern überhaupt nicht befasst." Deshalb schlug der Politiker eine Begegnung vor: "Damit die Täter von gestern mit ihren Opfern, die ja noch heute unter den Folgen leiden, von Angesicht zu Angesicht miteinander reden, damit endlich die wirklich Betroffenen zu Wort kommen."

"Ernsthaftes Gespräch" notwendig

Nicht die Sportfunktionäre müssten vergeben, sondern die Opfer müssten die schmerzliche Leistung der Vergebung aufbringen. Dafür sei ein "ernsthaftes Gespräch" notwendig, das über "diese formell und distanziert wirkende Entschuldigungserklärung" hinausgehen müsse.

Vor einer Woche hatten sich die fünf Leichtathletik-Trainer Rainer Pottel (Berlin), Maria Ritschel, Gerhard Böttcher (beide Halle/Saale), Klaus Baarck (Neubrandenburg) und Klaus Schneider (Magdeburg) mit einer Erklärung zu ihren Verfehlungen in der DDR bekannt und sich bei den Opfern entschuldigt. Die Fünf dürfen weiter als Bundestrainer für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) arbeiten.

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