Berlin. .

In der Nationalmannschaft trifft Miroslav Klose nach Belieben, bei seinem Klub Bayern München steckt der Stürmer in der Krise. So richtig erklären kann er sich diesen Zustand nicht.

Es gibt Tage, an denen versteht Miroslav Klose die Welt nicht mehr. Nach dem 3:0 (1:0) der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Türkei sah man Klose, der das Spitzenspiel der EM-Qualifikation mit seinen Länderspieltreffern 56 und 57 mitentschieden hatte, ratlos. Das Trikot mit dem Bundesadler verleiht ihm Flügel, das Trikot der Bayern dagegen scheint ihn zu lähmen. „Hier habe ich den Lauf, den ich bei den Bayern vermisse“, sagte der 32-Jährige nach seiner Gala.

Und er war sich sicher, dass ein kleiner Fluch dahintersteckt. „Bei den Bayern wäre der Ball vom Pfosten links oder rechts vorbeigesprungen, bei der Nationalmannschaft fällt er mir direkt vor den Helm“, sagte Klose über die Billard-Szene vor dem 1:0. Das Phänomen, dass er in der Nationalelf nach Belieben trifft, im Klub diese Saison aber noch kein einziges Tor geschossen hat, ist schwer zu erklären. Denn große Differenzen zwischen der Spielweise des deutschen Rekordmeisters und dem DFB-Team kann er nicht ausmachen.

Beckenbauer und Klose kann man nicht vergleichen

„Eigentlich gibt es keinen Unterschied. Das Spiel der Bayern kann man mit der Nationalmannschaft vergleichen. Wie spielen dasselbe System, haben dieselbe Ordnung. Deshalb fühle ich mich in der Nationalmannschaft auch genauso wohl wie im Verein“, berichtete der 104-malige Nationalspieler. Klose überholte Bayern Münchens Ehrenpräsidenten Franz Beckenbauer in der Rangliste der deutschen Länderspiel-Einsätze und hat nun nur noch Ehrenspielführer Lothar Matthäus (150), den früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann (108) und Jürgen Kohler (105) vor sich. „Das ist ein nettes Zahlenspiel, aber die Namen Beckenbauer und Klose kann man nicht vergleichen“, sagte er fast schon demütig.

Auch eine weitere Statistik wollte Klose nicht unnötig kommentieren. Denn nach seinen Treffern in der 42. und 87. Minute benötigt er nur noch elf Tore, um mit Gerd Müller gleichzuziehen. Dessen Rekord von sagenhaften 68 Toren in 62 Länderspielen schien für die Ewigkeit, kommt aber ins Wanken. „Nur noch elf Tore, das stimmt. Aber das ist nicht mein primäres Ziel. Falls es gelingt, wäre ich stolz und glücklich. Aber an den Bomber der Nation komme ich trotzdem nicht heran, durch seine Quote hat er einen ganz anderen Stellenwert“, sagte Klose bescheiden.

Klose versucht immer ein Tor zu machen

Nach seinen Treffern vier und fünf in der EM-Qualifikation hofft der gebürtige Pole, dass es bald auch im Klub für ihn läuft. „Ich bin nicht der Typ, der viel grübelt. Ich hoffe aber, dass das Glück auch bald im Verein zurückkommt. Ich fühle mich auch bei Bayern gut, versuche immer ein Tor zu machen“, sagte der WM-Torschützenkönig von 2006, der zunächst aber am Dienstag in Astana gegen Kasachstan (19.00 Uhr MESZ/ZDF) seine Rekordjagd fortsetzen will.

Vielleicht fällt ihm in diesem Spiel ja der Ball wieder „direkt vor den Helm“. Wie beim 1:0, als der türkische Torwart Volkan Demirel zunächst einen Kopfball von Thomas Müller an die Latte gelenkt hatte, von wo aus der Abpraller an den rechten Pfosten knallte. Der Ball landete schließlich bei Klose, der aus einem Meter nur noch einnicken musste. Das macht derzeit eben den Unterschied zwischen Nationalmannschaft und FC Bayern aus. (sid)