Essen.
Also wieder ein Abgang eines Patriarchen, der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat? Ganz so klar liegt der Fall von Werner Altegoer beim VfL Bochum dann doch nicht.
Sicherlich gehört Altegoer in die lange Liste der Vereinsführer alten Schlages, deren Zeit irgendwann abgelaufen ist, deren mitunter selbstherrlicher Führungsstil sich überlebt hat – und die es selber in der Regel zuletzt merken. Da gibt es genügend Beispiele: zuletzt aus Duisburg, davor aus Oberhausen.
Nur war Werner Altegoer als Chef des VfL Bochum trotz aller Fehler eben auch einer, der in schlechten Zeiten nicht von Bord gegangen ist – und richtig gute Zeiten hat der VfL Bochum wahrlich selten erlebt. Um sich persönlich zu profilieren, war dieser Verein jedenfalls immer das falsche Pflaster.
Aber die Kehrseite der Beharrlichkeit, mit der Werner Altegoer für seinen VfL einstand, ist die Halsstarrigkeit, die ihm viele Weggefährten nachsagen und die in vielen öffentlichen Auftritten durchschien – und an der er auch auf der Jahreshauptversammlung gescheitert ist. Den Denkzettel der Mitglieder hätte der 75-Jährige mit einem blauen Auge überstanden – wenn er eben anders gestrickt wäre.
Für den VfL bedeutet dieser Abgang nach dreißig Jahren einen tiefen Einschnitt. Es sagt sich leicht, dass in jedem Ende eine Chance liegt. Oberhausen hat den Wechsel hin zu flacheren Hierarchien und breiterer Diskussionsbasis gemeistert ohne wirtschaftlich abzustürzen, in Duisburg steht die Nagelprobe noch aus.
Davon abgesehen, bleibt die menschliche Seite von Werner Altegoers Rücktritt: Man darf, bei aller berechtigten Kritik, dieses Ende durchaus schade finden.