Bochum. .
Sie haben noch zusammen gesessen in der Nacht nach dem Erdrutsch, der den VfL Bochum in seinen Grundfesten erschütterte. Den Rücktritt vom Rücktritt wollten sie herbeireden, mit Engelszungen, wollten Werner Altegoer, den 75-jährigen Chef des Aufsichtsrates, wieder ins Boot holen.
Altegoer hatte, wie andere Ratsmitglieder auch, das Votum der Mitglieder gegen ihn als einen Angriff auf seine moralische Integrität verstanden. „Habe ich goldene Löffel geklaut?“, fragte er empört, nachdem dem Aufsichtsrat im zweiten Durchgang die Entlastung verweigert worden war. Gerd Kirchhoff, ehemals Stadtdirektor in Bochum und ein sehr besonnener Mann, ereiferte sich: „Der Aufsichtsrat hat praktisch einen Rechtsanspruch auf Entlastung, es sei denn, er betrügt.“ Und unter diesem unausgesprochenen Vorwurf wolle er sich eine weitere Arbeit für den VfL „nicht selbst zumuten“.
Alles war an diesem katas-trophalen Abend schief gelaufen, was nur schief laufen konnte. Altegoer fragte nicht zuerst die Ja-, sondern die Nein-Stimmen ab, später verweigerte er zunächst die geforderte Gegenprobe und ließ sich schließlich erst nach fruchtloser Diskussion auf eine erneute Abstimmung ein. Da war die Stimmung ins Bodenlose gekippt – aus dem Denkzettel wurde ein Fußtritt.
Altegoers spontaner Rücktritt („Somit ist für mich persönlich die Arbeit für den VfL beendet“) löste eine Kettenreaktion aus, der VfL Bochum stand plötzlich mit einem Rumpf-Aufsichtsrat da, gebildet vor allem aus den neuen Mitgliedern Bernd Wilmert, Hans-Peter Villis und Frank Goosen, der tapfer zu seinem Wort stand und sich wählen ließ.
Immerhin: Bis die Mitglieder des VfL Bochum in einer außerordentlichen Versammlung einen neuen Aufsichtsrat wählen können, an dessen Spitze Stadtwerke-Chef Wilmert stehen könnte, steht Werner Altegoers Bekenntnis nach einer kurzen und unruhigen Nacht: „Wir lassen doch den Verein nicht ins Chaos stürzen.“