In dieser Woche beginnt vor dem Bochumer Landgericht die erste Verhandlung im Wett- und Manipulationsskandal. Da verbietet sich eigentlich jeder Gedanke an Gewinne und Quoten. Aber die Frage ist zu reizvoll: Wie viel Geld hätte einer für zehn Euro Einsatz bekommen, wenn er vor Saisonbeginn folgende Wetten abgeschlossen hätte: Nach sieben Spielen steht Schalke 04 auf einem Abstiegsplatz, heißt der Spitzenreiter Mainz 05, ist Bayern München die Mannschaft, die die wenigsten Tore erzielt hat.
Erstaunlicherweise ist die Krise der Bayern bisher im Bewusstsein vieler Fans noch gar nicht in dem Maße angekommen, in dem sie dem Rekordmeister die Saison zu verhageln droht. Schließlich gibt’s ja noch das Schalker Start-Debakel, das sich auch in Nürnberg fortgesetzt hat, und die phänomenalen Mainzer, die so rotzfrech die Liga aufmischen. Doch mit der Ruhe dürfte es in München nach dem 0:2 in Dortmund nun auch in der öffentlichen Wahrnehmung vorbei sein. Intern, davon kann man getrost ausgehen, wird es längst geknallt haben.
Dabei sind die Probleme des Rekordmeisters hausgemacht. Bereits im Vorjahr hatte Bayern mit einem Stotterstart zu kämpfen. Aber damals musste sich die für 75 Millionen Euro verstärkte Elf finden und an den neuen Trainer Louis van Gaal gewöhnen. Dieses Mal hat Bayern auf Investitionen verzichtet – und sich damit offenbar gründlich verkalkuliert. Den Ausfall von Franck Ribery mag München noch kompensieren können, den von Arjen Robben nicht. Die traurige Erkenntnis für die Bayern ist: Ohne ihren Superstar steht ein Team auf dem Platz, das mit Nationalspielern gespickt ist und trotzdem im Moment nicht mehr als Bundesliga-Mittelmaß verkörpert.
Und nun? Mag sein, dass Mainz seinen Hurra-Stil nicht durchhalten kann. Womöglich reichen selbst satte 13 Punkte Rückstand nicht, um die Bayern zu beunruhigen. Anders dürfte es mit den zehn Zählern aussehen, die man hinter dem BVB liegt. Im Windschatten der Mainzer lebt es sich für Dortmund ganz hervorragend. Beide Teams an der Spitze stehen für spieltaktisch kluge Trainer, für Talente, die mit Mut und Leidenschaft spielen und damit für einen herrlichen Kontrast zu Mannschaften sorgen, bei denen zu viel in Routine erstarrt ist. Und ganz sicher traut man in München dem BVB auf Sicht mehr zu als Mainz.
Ob das in Dortmund am Ende für den großen Wurf reichen kann? Sie werden das Thema Meisterschaft beim BVB noch lange auf Teufel komm raus klein reden. Und vermutlich gut damit fahren. Wetten, dass?