Mailand.

Werder Bremen hat sich am zweiten Champions-League-Spieltag bei Titelverteidiger Inter Mailand bis auf die Knochen blamiert. Samuel Eto´o erzielte beim 0:4-Debakel drei Treffer.

Das Rumpfteam von Werder Bremen hat vom wie entfesselt aufspielenden Titelverteidiger Inter Mailand in der Champions League eine bittere Lehrstunde erhalten. Angeführt vom überragenden Stürmerstar Samuel Eto’o besiegte der Triple-Sieger des Vorjahres den Bundesliga-Zwölften verdient mit 4:0 (3:0).

Nach überraschend starkem Beginn wurden die unter anderem ohne Kapitän Torsten Frings und Torjäger Claudio Pizarro angetretenen Hanseaten bis zur Pause förmlich überrollt und stehen mit einem Punkt aus zwei Spielen nun auch in der europäischen Königsklasse unter Zugzwang.

„Das war bei dieser Besetzung ein Klassenunterschied. Die haben das sensationell gut gemacht, wir haben es aber auch zugelassen“, sagte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs nach dem Spiel, und auch Trainer Thomas Schaaf war bedient: „Wir waren kein Gegner. Wir haben es Inter in allen Bereichen viel zu einfach gemacht. Wir waren nicht in der Lage, dem Gegner weh zu tun.“

Denkwürdige Niederlage

Eto’o mit einem Dreierpack (21./27./81.) und der niederländische Vize-Weltmeister Wesley Sneijder (34.) sorgten für den deutlichen Sieg der Italiener, die schon zur Pause mit 3:0 vorn lagen. Nach dem Wechsel schaltete Inter einen Gang zurück, sorgten in der Schlussphase mit ihrem vierten Treffer aber für eine denkwürdige Niederlage der tapfer kämpfenden Bremer. Das 0:4 ist für Werder in der Champions League die höchste Niederlage seit dem 8. März 2005, als es bei Olympique Lyon ein 2:7 setzte.

Dabei hatte nicht nur Werder auf zahlreiche Stammkräfte verzichten müssen. Inter fehlten in Walter Samuel, Javier Zanetti, Goran Pandev und dem damaligen Matchwinner Diego Milito vier Akteure, die im Finale im Mai gegen Bayern München (2:0) in der Startelf gestanden und für Inter erstmals nach 45 Jahren den wichtigsten Europacup gewonnen hatten.

So brauchte der Tabellenführer der Serie A, der am Wochenende durch das 0:1 beim AS Rom die erste Niederlage unter dem neuen Trainer Rafa Benitez hatte hinnehmen müssen, einige Zeit um sich zu finden. Werder war in dem von Beginn an rasanten und mitreißenden Spiel vor nur etwa 20.000 Zuschauern zunächst der Führung näher, Hugo Almeida scheiterte aber zweimal knapp (3./4.).

Ein Flugkopfball von Christian Chivu, der nur knapp sein Ziel verfehlte (6.), war für Inter aber der Startschuss für furiose 40 Minuten. Von nun an spielte fast nur noch Mailand, das den Abgang von Star-Coach Jose Mourinho scheinbar gut verkraftet hat. Werder war nun ein besserer Sparringspartner und brach nach dem 0:1 regelrecht ein.

Chaotische Deckungsarbeit

Inter, das im 19. Jahr der Champions League die erste erfolgreiche Titelverteidigung anstrebt, nutzte dies eiskalt aus. Eto’o ließ seinem neunten Pflichtspieltor in der noch jungen Saison gleich das zehnte folgen, Sneijder nutzte einen weiteren Stellungsfehler von Nationalverteidiger Per Mertesacker per Lupfer über den nun bemitleidenswerten Werder-Keeper Tim Wiese.

Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs beklagte zur Pause sowohl die mangelnde Chancenverwertung zu Beginn als auch die teilweise chaotische Deckungsarbeit. „Wenn man bei Inter spielt, muss man die Chancen nutzen“, sagte er: „Und bei den Gegentoren war für Eto’o im September schon Weihnachten. Sie sind viel zu einfach gefallen. So können wir im Defensivbereich nicht spielen.“

In der Pause schien sich Werder dann wieder halbwegs berappelt zu haben. Nach einer offenbar lautstarken Kabinen-Ansprache von Trainer Thomas Schaaf fanden die Norddeutschen ihre Ordnung wieder und kamen vereinzelt zu Chancen wie durch Wesley (51.). Inter beschränkte sich nach den verletzungsbedingten Auswechslungen von Torhüter Julio Cesar (46.) sowie des langjährigen Bundesliga-Profis Lucio (62.) auf das Nötigste, hatte aber dennoch Chancen, das Ergebnis auszubauen. Eine dieser Gelegenheiten nutzte Eto’o (81.), der in der Schlussphase nach Vorlage von Sneijder Werder-Torhüter Wiese umkurvte und zum dritten Mal zuschlug. (sid)