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Matthias Sammer sieht seine Position beim Verband nach den Kompetenzstreitigkeiten mit Joachim Löw geschwächt. Der DFB-Sportdirektor sieht zudem im Juniorenbereich einen Stillstand.
Das Kompetenzgerangel zwischen DFB-Sportdirektor Matthias Sammer und Bundestrainer Joachim Löw geht in die nächste Runde. Nach dem Machtwort von DFB-Boss Theo Zwanziger zugunsten von U21-Nationalcoach Rainer Adrion vor drei Wochen sieht sich Sammer nun in seiner Funktion als Sportdirektor geschwächt und beklagt zudem einen Stillstand bei den Junioren.
„Fakt ist: Seit 2009 stagnieren wir im U-Bereich. Wir sind von dem gemeinsamen, stringenten Weg der Führung durch die Denkweise im Hause abgekommen. Die U21, gerade Europameister, sollte ein Stück weit wieder autonomer arbeiten, ich sollte mich ein bisschen kümmern. Damit wurde erstens der Sportdirektor geschwächt und zweitens Glaubwürdigkeit verloren im gesamten U-Bereich“, sagte Sammer der Sport Bild.
Zwanziger sprach Machtwort
Trotz des Scheiterns der deutschen U21-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation und der Kritik von Sammer hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger zuletzt ein Machtwort gesprochen und Löws Wunschtrainer Rainer Adrion den Rücken gestärkt. Dagegen sollen einige Trainer aus dem U-Bereich aufbegehrt haben, weil Löw zu Adrion steht, obwohl er neben seiner Tätigkeit als Bundestrainer nur wenig Zeit für die Nachwuchsteams habe.
„Verantwortlichkeiten können nur klar definiert werden, wenn eine Beurteilbarkeit möglich ist. Das bedeutet, dass man vor Ort ist, Spiele und Trainingsabläufe und die Arbeit des Trainers beurteilen kann entsprechend der Philosophie“, sagte der 43-Jährige, der sich zudem „amüsiert“ darüber zeigte, dass zuletzt häufig über seinen Rücktritt beim DFB spekuliert wurde: „Es geht nicht um mich. Meine Aufgabe ist es, den Sportdirektor in den nächsten Jahren - unabhängig vom Namen - im Verband richtig zu positionieren.“
Löw: „Im Fokus steht die Förderung der A-Mannschaft“
Die Gemeinsamkeiten zwischen Löw und Sammer waren in der jüngsten Vergangenheit wieder einmal rar gesät. der Bundestrainer hatte Adrion trotz des 1:4-Debakels in Island, mit dem auch die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 verspielt wurde, das Vertrauen ausgesprochen. „Natürlich sind Erfolge in der U21 schön, aber im Fokus steht die Förderung der A-Mannschaft. Und da glaube ich schon, dass Rainer Adrion der richtige Mann ist“, hatte der Bundestrainer gesagt.
Dies wiederum missfiel Sammer, der seinen eigenen Machtanspruch formulierte. „Das hat mir überhaupt nicht gefallen. Wir können uns über den Trainer austauschen - alles andere entscheide ich“, lautete die Aussage des Sportdirektors. Diese Äußerung führte zu Spekulationen, wonach Adrions Vorgänger Horst Hrubesch wieder die U21 übernehmen solle. Das wäre wohl auch im Sinne der übrigen U-Trainer gewesen.
Zwanziger reagierte allergisch auf die erneute Auseinandersetzung zwischen Löw und Sammer. Er empfahl Löw und Sammer „direkt miteinander“ zu reden und nicht „den Weg über die Medien suchen“. Unterstützung hatte Sammer von Franz Beckenbauer erhalten. „Man sollte Matthias die U21 komplett übergeben. Joachim Löw und Oliver Bierhoff haben doch gar keine Zeit dafür.“(sid)