Der alte Mann und das Mehr: Seine Schläfen sind grau, der Körper ist verschlissen - doch Brett Favre kann von der National Football League (NFL) einfach nicht genug bekommen. Wenn der mittlerweile 40 Jahre alte Quarterback die Minnesota Vikings in der kommenden Nacht (2.30 Uhr MESZ/ESPN America live) zum Saisoneröffnungsspiel bei Titelverteidiger New Orleans Saints aufs Feld führt, beginnt für ihn seine 20. NFL-Saison. Favres Mission ist noch nicht beendet. Ein zweiter Super-Bowl-Ring soll her. Es ist seine x-te letzte Chance.

"In der vergangenen Saison war ich so verdammt nah dran, diese Mannschaft in den Super Bowl zu führen. Ich schulde den Vikings einen weiteren Versuch", sagt der Spielmacher, der die Fortsetzung seiner Karriere im vergangenen Sommer fast schon traditionell lange offengelassen hatte. Immerhin verzichtete Favre dieses Mal aber auf überstürzte Rücktritts-Ankündigungen. Schon zweimal hatte er seine Karriere für beendet erklärt, um dann doch zurückzukehren.

Fehlpass kostete Finalteilnahme

Dass er sich nach der vergangenen Saison nicht in den Ruhestand verabschieden konnte, hat Favre selbst zu verantworten. 19 Sekunden vor Ende des Halbfinales warf er den fast schon sicher geglaubten Einzug ins Endspiel mit einem Pass in die Arme eines gegnerischen Abwehrspielers weg. Gegner damals: Die Saints. New Orleans besiegte im Super Bowl die Indianapolis Colts, Favre war trotz seiner insgesamt überragenden Spielzeit der große Verlierer.

So durfte es nicht zu Ende gehen. Also ist er wieder da. "Ich kann nicht versprechen, dass ich die gesamte Saison durchhalte. Aber wenn ich spiele, dann auf höchstem Niveau", sagt der "ewige Favre", der seinen bisher einzigen Super-Bowl-Triumph 1997 mit den Green Bay Packers feierte.

Ausgerechnet sein Ex-Team, bei dem er sich seit seinem Wechsel zum Erzrivalen aus Minnesota zum Hassobjekt der Fans entwickelt hat, könnte ihm nun einen Strich durch die Rechnung machen. Für viele Beobachter sind die "Cheeseheads" einer der Top-Favoriten für die kommende Spielzeit. Die Liste potenzieller Titelkandidaten ist in der äußerst ausgeglichenen Liga wie jedes Jahr lang.

Sieben Teams träumen vom Titel

Neben den Packers, den Vikings und den Saints werden vor allem den Colts und den San Diego Chargers große Chancen auf die NFL-Krone eingeräumt. Nicht unberechtigte Hoffnungen machen sich wohl auch die Dallas Cowboys, die im Falle des Super-Bowl-Einzugs am 6. Februar 2011 ein Heimspiel hätten, und die New England Patriots mit dem einzigen deutschen NFL-Profi Sebastian Vollmer.

"Wir denken nur von Spiel zu Spiel. Alle Teams starten bei Null, und es ist wirklich schwierig, einen Favoriten auszumachen", sagt der Düsseldorfer, der nach seinem Lehrjahr in der vergangenen Saison nun zum Stammpersonal von Head Coach Bill Belichick zählt. Dennoch gibt sich der Tackle bescheiden: "Wer aufläuft, spielt keine Rolle. In der NFL geht es allein darum, Spiele zu gewinnen."

In der vergangenen Spielzeit war für die Patriots schon in der ersten Play-off-Runde Schluss. Zum Auftakt der neuen Saison trifft New England am Sonntag (19.00 Uhr MESZ/ESPN America live) auf die Cincinnati Bengals.