Los Angeles. Viel Prominenz im Publikum drückt dem Basketball-Team aus Los Angeles Lakers in der Finalserie der NBA gegen Orlando die Daumen.
Die Los Angeles Lakers werden von sehr berühmten Menschen verehrt, das kann man jetzt wieder beobachten, da die Lakers im Finale der Basketball-Eliteliga NBA gegen die Orlando Magic stehen und am Spielfeldrand der Schauspieler Leonardo DiCaprio sitzt. Der sieht in diesen Tagen aus wie ein frisch gefütterter Goldhamster, so pausbäckig; es heißt, Mr. DiCaprio habe sich ein paar Pfund angefuttert für seinen nächsten Film, vielleicht ja mit diesem komischen Popcorn, das Maria Shriver, Mrs. Arnold Schwarzenegger, pausenlos futtert, während sie den Lakers zuschaut: Popcorn mit zerlassener Butter, das für europäische Nasen riecht wie alte Socken – Kalifornier mögen es so, geschmacksbefreit, wie sie nun einmal sind.
Jack Nicholson allerdings, dreimaliger Oscar-Gewinner und seit mehr als drei Jahrzehnten Dauerkartenbesitzer, hat keine Zeit für Popcorn, er hat keine Hände frei, wenn seine Jungs spielen: Mr. Nicholson gestikuliert, hält die Daumen hoch und runter, je nach Schiedsrichter-Entscheidung, und kaum ist Kobe Bryant in seiner Nähe, springt er auf und applaudiert und guckt so, wie er das sonst vermutlich nur von Jack-Nicholson-Groupies kennt – beeindruckt.
Als Bryant im ersten Spiel der Best-of-Seven-Serie um die Meisterschaft der National Basketball Association lässige 40 Punkte machte, war Nicholson ständig auf den Beinen, und immer wieder kreischte er: „Kobeeee, yeah!”
Kobe Bryant trifft zuverlässig
Ganz gerecht war das nicht, denn es geht in diesem Finale nicht nur darum, wie häufig Kobe Bryant trifft, der Superstar der Lakers. Bryant trifft sowieso, es geht deshalb eher darum, wie häufig Dwight Howard nicht trifft, der Star der Orlando Magic, Muskelberg und Basketball-Maschine, die Dunkings herstellt, eigentlich, nun aber mit echten Defensiv-Kräften zu kämpfen hat. Wie Andrew Bynum und Lamar Odom. Die stehen in Kobe Bryants Schatten, sind deswegen aber nicht weniger wichtig für die Lakers, die nach zwei Spielen mit 2:0 führen. Das erste gewannen sie mehr als deutlich (100:75), im zweiten brauchten sie eine kleine Verlängerung, die sie aber klar für sich entschieden: Am Ende hieß es 101:96 für die Lakers, die heute ein bisschen anders unterwegs sind als noch vor einem Jahr um diese Zeit.
Damals kam ihr Gegner aus Boston: Die Celtics waren ihnen mehr als ebenbürtig, und Andrew Bynum verfolgte das Finale von der Bank aus, auf Krücken. Bynum, Center der Lakers, 2,13 Meter groß, 21 Jahre jung, ist ein bulliger Kerl, der an der Ostküste aufwuchs, in New Jersey, und sich nach der High School ziemlich forsch die College-Liga schenkte und sich lieber gleich zum NBA-Draft anmeldete – wo er auf Anhieb von den Lakers erwählt wurde. Bynum hatte 2007/08 die beste Saison seines bis dato kurzen Profi-Lebens gespielt, sich dann aber am Knie verletzt – und letztlich musste er über sich lesen: Wäre Bynum dabei, hätten die Lakers vielleicht eine Chance, aber so… entschieden die Celtics das Finale mit 4:2-Spielen für sich.
„Wir waren vor einem Jahr noch ein bisschen unerfahren”, sagt Lamar Odom, der Forward der Lakers, ein Typ mit jungem Gesicht und alter Kojak-Glatze, „so ein Finale, das war damals noch neu – für die meisten von uns. Es war, als wenn du eingeschult wirst: Du bist nervös. Jetzt aber ist es, als wenn du in die zweite Klasse kommst: Du bist immer noch ein bisschen nervös, hast aber eine Idee, was dich erwartet.” Also treten die Lakers abgeklärter auf, konzentrierter.
Mit jedem Jahr gewachsen
Lamar Odom, 29, wuchs in New York City auf, in Queens, sein Vater war heroinsüchtig, seine Mutter starb an Krebs, als er zwölf Jahre alt war, und so kümmerte sich seine Großmutter um ihn. Auf seinen Basketball-Schuhen ist heute „Cathy” eingestickt, so hieß seine Mutter, sowie „Grandma”, die am 29. Juni 2003 starb. Und „Jaden”, so hatte Odom seinen Sohn getauft, der auf den Tag genau drei Jahre nach seiner Grandma starb, am plötzlichen Kindstod. „Ich habe gelernt, mit dem Tod umzugehen, und das funktioniert nur, in dem du dich entwickelst", sagt Odom heute, der seit 2004 bei den Lakers mit jedem Jahr zu wachsen scheint, ohne sich deshalb auch zunehmend wie ein Superstar zu benehmen.
Odom ist eher der Buddy, der während des Spiels mit Zuschauern plaudert: „Schöner Wurf”, sagen die. „Hey, danke!" sagt Odom und klatscht die Menschen ab, die hinter Jack Nicholson sitzen. Lamar Odom ist der Mann für die normalen Fans, und davon gibt es in Los Angeles schließlich auch ein paar.