Budapest. .

Gegen Deutschlands Freiwasser-Trainer Stefan Lurz sind Ermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Übergriffs auf eine Minderjährige aufgenommen worden.

Schockierende Nachricht für Deutschlands Schwimmer bei der EM in Budapest: Freiwasser-Trainer Stefan Lurz wird vorgeworfen, eine minderjährige Schwimmerin sexuell missbraucht zu haben. Die Würzburger Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen und den Bruder von Langstrecken-Europameister Thomas Lurz nach der Rückkehr aus Ungarn bereits vernommen.

„Ich bin am Dienstagabend per Telefon von Stefan über die Vorwürfe gegen seine Person informiert worden“, sagte der Sportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), Lutz Buschkow, dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Es ist doch klar, dass wir mit aller gebotenen Sensibilität mit diesem Thema umgehen werden.“

DSV-Präsidentin Christa Thiel wollte sich in Ungarn noch nicht weiter äußern. „Ich bin bislang auch nur von Herrn Buschkow über die Sache in Kenntnis gesetzt worden“, sagte die Rechtsanwältin.

Lurz bislang ohne Stellungnahme

Stefan Lurz und sein Bruder Thomas, der in der vergangenen Woche am Plattensee mit Gold über 10km seinen 13. internationalen Titel gewonnen hatte, waren bislang zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. „Mein Mandant gilt als unschuldig, solange nicht seine Schuld bewiesen ist“, wird der Strafverteidiger von Stefan Lurz, Norman Jacob, in der Mainpost zitiert.

Angezeigt wurde Stefan Lurz nach Informationen der Mainpost von der Mutter einer 15 Jahre alten Schwimmerin, die nicht direkt von Lurz betreut wird. Nach Angaben des Mädchens soll es im November 2009 bei einem Wettkampf in Essen sowie bei einem Trainingslager des Verbandes in Singapur Ende März dieses Jahres zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Die Mutter der Schülerin stellte jedoch erst vor etwa zehn Tagen Anzeige.

Daraufhin warteten bei der Heimkehr aus Ungarn Kriminalpolizei und Staatsanwalt auf Stefan Lurz, der mit der ehemaligen Vize-Weltmeisterin Annika Lurz verheiratet ist. Lurz wurde vernommen. Zudem wurde sein Arbeitsplatz im Wolfgang-Adami-Bad nach Beweisen durchsucht. Sein Handy wurde sichergestellt, um nach verdächtigen Anrufen oder SMS-Nachrichten zu suchen.

Die Würzburger Staatsanwaltschaft gab am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt, dass Ermittlungen gegen einen Würzburger Schwimmtrainer wegen des Verdachts von sexuellem Missbrauch und sexueller Nötigung gegenüber einer Schutzbefohlenen aufgenommen worden seien. „Nähere Einzelheiten geben wir zum jetzigen Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt“, sagte der stellvertretende Chef der Staatsanwaltschaft, Burkhard Pöpperl, dem SID.

Heimatverein reagiert zunächst besonnen

Der Heimatverein von Lurz, der SV Würzburg, will besonnen reagieren. „Wir wollen das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wir treffen unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit geeignete Maßnahmen“, wird Vereinspräsident Reinhard Stumpf in der Mainpost zitiert.

Der Verein werde mit den Ermittlern kooperieren, um sich nicht dem Vorwurf der Vertuschung auszusetzen. Da das Training bis zum September ruhe, sei keine Eile geboten. Lurz sei zum derzeitigen Stand nicht suspendiert. (sid)