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René Adler ist verletzt. Der Weser-Kurier sagt, warum Tim Wiese von Werder Bremen die Nummer 1 werden muss.

Es kann nur einen geben, der bei der WM-Endrunde in Südafrika im Tor der Nationalmannschaft stehen wird. Der Kampf um die Nummer eins, er hat in Deutschland schon Geschichte: Wolfgang Fahrian gegen Hans Tilkowski, Uli Stein gegen Harald Schumacher, Bodo Illgner gegen Andreas Köpke oder Oliver Kahn gegen Jens Lehmann - fast bei jeder WM gab es (mindestens) einen Zweikampf um den Platz zwischen den Pfosten.

Ein Dreikampf war es in diesem Sommer, bis Rene Adler wegen einer Rippen-OP aufgeben musste. Der Leverkusener war der Top-Favorit, hätte den Platz wohl sicher gehabt. Bis die Verletzung kam. Nun, nach dem Adler-Aus, ist es ein Zweikampf, und dazu noch ein ganz offener.

Wiese ist 28 Jahre alt, das nennt man in der Regel das beste Fußballalter. Weil der Körper noch voll mitspielt und der Spieler schon einiges an Erfahrung vorweisen kann. Und das kann der Ex-Lauterer, der seit 2005 das Werder-Tor hütet. Die internationale Erfahrung spricht klar für Wiese. Er ist seit 2006 immer international im Blickpunkt, das hat er Neuer voraus.

Die Diskussion um die deutsche Nummer eins war immer eine auf sehr hohem Niveau, diese Tradition setzen auch Wiese und Neuer fort. Gut viereinhalb Jahre älter ist Wiese, der in seiner Karriere schon den ein oder anderen Rückschlag verpacken musste. Sportlich, als er mit Lautern 2005 abstieg. Oder als er nach seinem Wechsel zunächst nur hinter Andreas Reinke auf der Bank saß. Und gesundheitlich, zwei Kreuzbandrisse musste Wiese schon überstehen. Rückschläge, die ihn stark gemacht haben - und die Neuer, dessen Karriere bislang stetig nach oben ging, noch fehlen. Wiese kämpfte sich immer wieder ganz nach vorne zurück. Da ist er nun, Tim Wiese: ganz vorne in der Rangliste der deutschen Torhüter. Ein Mann für das WM-Tor.

Wiese polarisiert - wie einst Oliver Kahn

Damit würde Wiese eine gute deutsche Tradition fortsetzen: Die WM-Torhüter sind in der Regel gestandene Profis. Jens Lehmann war 2006 36 Jahre alt, der „Fußballgott“ Toni Turek beim WM-Triumph 1954 immerhin 35. Und selbst Oliver Kahn, der Titan, musste bis zu seinem 33. Lebensjahr warten, bevor er 2002 erstmals als Nummer eins zur WM fahren durfte. Neuer hingegen wäre der drittjüngste WM-Keeper der DFB-Geschichte nach Bodo Illgner 1990 (23 Jahre) und Wolfgang Fahrian 1962 (20).

Noch eine weitere Kleinigkeit spricht mit Blick auf die Torwarthistorie für Wiese. Er ist das, was man gemeinhin einen „Typen“ nennt. Einer, der polarisiert, aneckt, Emotionen weckt. Dafür liebten die deutschen Fans - zumindest während der WM - den Kahn-Titan, auch Lehmann und der stets verrückte Sepp Maier waren echte Typen. Ganz zu schweigen von Toni Schumacher, der 1982 den Franzosen Patrick Battiston brutal niederstreckte und nur lässig kommentierte: „Dann zahl ich ihm seine Jacketkronen.“ Soweit muss Wiese gar nicht gehen (auch wenn Ivica Olic da sicher eine andere Geschichte erzählen kann), um Neuer von der Ausstrahlung her überlegen zu sein. Einst als Kraftprotz und Lautsprecher verschrien, wandelte sich Wiese an der Weser zu einem ruhigeren Vertreter, ohne dabei aber seine typische Art zu verlieren. Das macht ihn nicht überall beliebt, aber doch unverkennbar.

Und wenn es um youtube geht, kann auch Tim Wiese auf einige gut abgerufene Videos verweisen. Die heißen nicht, wie bei Neuer „One Man Show gegen Porto“, sondern so polarisierend, wie Videos bei einem echten Typen eben heißen. Am Wochenende standen sich beide Keeper in der Liga gegenüber. Werder gewann das Spiel, das Torwartduell endete aber unentschieden. So richtig besser als der andere ist eben keiner. Es geht nur um Nuancen. Und um Joachim Löws Meinung. Und der kennt die Argumente. (Weser-Kurier)

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