Gelsenkirchen. Nach der Absage von David Haye arbeitet das Management Wladimir Klitschko fieberhaft an einer Ersatzlösung. Als möglicher Gegner kommt fast nur noch Ruslan Tschagajew in Frage.
Den Kampf der Giganten wird es nicht geben. Der "russische Riese" Nikolai Walujew hat das Angebot für einen Fight gegen Wladimir Klitschko am 20. Juni abgelehnt. "Walujew steht aus terminlichen Gründen nicht zur Verfügung", sagte Heiko Mallwitz, Sprecher von Sauerland-Event, dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Er hat seit Freitag nicht mehr trainiert. Natürlich boxt er jederzeit gegen Klitschko, aber nur nach einer vernünftigen Vorbereitung."
Seit der Absage seines WBA-WM-Kampfes am vergangenen Samstag sei der 35-jährige Walujew nicht mehr im Training. Derzeit urlaubt er mit seiner Familie. "Außerdem hat er sich wochenlang auf einen 1, 81 Meter großen Rechtsausleger vorbereitet", sagt Mallwitz, "so schnell kann man sich dann nicht auf einen 2,00 Meter großen Normalausleger einstellen."
Tschagajew letzte spektakuläre Möglichkeit
Damit steht eigentlich nur noch Ruslan Tschagajew als ernstzunehmender Ersatzgegner für das Spektakel in der Gelsenkirchener Arena zur Verfügung. Das Management von Klitschko konnte sich zwar vor Anfragen zahlreicher mehr oder weniger bekannter Boxer kaum retten, nachdem David Haye den Kampf um die IBF/WBO-Krone im Schwergewicht am Mittwoch überraschend abgesagt hatte, aber bei 57.000 verkauften Karten kommt eben nur ein in Deutschland bekannter Name in Frage.
Universum-Chef Klaus-Peter Kohl, bei dem Tschagajew unter Vertrag steht, hat dem SID Verhandlungen bereits bestätigt: "Wir prüfen das Angebot zurzeit. Grundsätzlich ist der Kampf ein sehr interessantes Gedankenspiel." Klitschkos Manager Bernd Bönte war zuversichtlich, dass es zu einer Einigung kommt: "Ich bin optimistisch, dass wir einen absoluten Top-Mann verpflichten können."
Allerdings war am Donnerstag die Titelsituation in der WBA noch vollkommen unklar. Nachdem der WM-Kampf zwischen Titelträger Tschagajew und Walujew am vergangenen Samstag in Helsinki geplatzt ist, will der Verband bis Ende der Woche eine Entscheidung treffen. Walujew ist noch Interims-Champion, möglicherweise bekommt Tschagajew seinen Titel aber abgenommen und Walujew wird zum Weltmeister erklärt. Es wird also auf Schalke mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um den WBA-Gürtel gehen.
Ansteckungsgefahr bei Tschagajew?
"Wenn Nikolai jetzt gegen Klitschko antreten würde, hätte doch jeder gesagt, die Vorfälle in Helsinki waren ein abgekartetes Spiel", sagt Mallwitz. Dort kam der WM-Kampf nicht zustande, weil finnische Ärzte nach einem Bluttest bei Tschagajew eine Ansteckungsgefahr mit Hepatitis B nicht ausgeschlossen hatten. Eine Schutzimpfung lehnte Walujew ab. Für Klitschko wird das kein Hindernis. "Ich hätte mich an Walujews Stelle impfen lassen, um den Kampf zu retten", hatte der Ukrainer erklärt: "Das war wirklich eine kuriose Absage."
Die von Haye kam auch überraschend. Angeblich hat der Brite eine Rückenverletzung, auch von einer Handverletzung war die Rede. Hayes Manager Adam Booth hatte am Mittwochabend dem Klitschko-Management per Fax mitgeteilt, dass sich der Brite beim Training auf Zypern verletzt habe und kampfunfähig sei. "Ich bin schockiert und sprachlos. Ich werde jeden boxen. Ich möchte die Schalker Fans nicht enttäuschen", sagte Klitschko im österreichischen Going, wo er sich seit fünf Wochen auf den Fight vorbereitet.
Kaum hatte die Nachricht von Hayes Absage die Runde gemacht, flatterten auch schon die Angebote bei Bönte ein. Die Amerikaner Kevin Johnson, Brian Minto und Michael Grant erklärten sich bereit, der Hamburger Promoter Ahmed Öner brachte seine Schwergewichtler Sinan Samil Sam und Odlanir Solis ins Gespräch. Vergebens. "Wir arbeiten an großen Namen, und da bleiben nicht so viele", sagte Bönte. Witali Klitschko steht schließlich auch nicht zur Verfügung.