An seinem 24. Geburtstag musste Paul Biedermann noch vor den Scherz-Kerzen auf den geschenkten Muffins kapitulieren, heute aber darf ihm die Luft nicht ausgehen. Der Doppel-Weltmeister soll über 400m Freistil möglichst Gold gewinnen und das deutsche Schwimm-Team bei der EM in Budapest (bis zum 15. August) gleich in ein Erfolgs-Fahrwasser führen. Motivation zieht der Hallenser aber auch durch die Anwesenheit seiner Freundin Britta Steffen und das Fernduell mit US-Superstar Michael Phelps.

"Ich habe sehr gut trainiert, die Tests sprechen für sich. Jetzt muss ich das einfach nur noch im Wettkampf umsetzen", sagte Biedermann, der mit der Mission Doppel-Gold über 400 und 200m Freistil nach Ungarn gereist ist. Zudem will der Hallenser auf der Margareteninsel inmitten der Donau alle drei Männer-Staffeln zu Edelmetall führen.

Allerdings warnte Deutschlands "Sportler des Jahres 2009" davor, einen Doppel-Triumph in den Einzelrennen wie bei der WM vor einem Jahr in Rom, wo er den damals als unschlagbar geltenden Phelps sensationell düpierte, als selbstverständlich zu nehmen. Vor allem der 400-m-Wettkampf bereitet der Nummer neun der Jahresbestenliste etwas Kopfzerbrechen.

<strong>Biedermann dämpft Erwartungen</strong>

"Das wird ein sehr, sehr hartes Rennen. Ich gehe vielleicht als Favorit an den Start, aber andere sind in diesem Jahr schon schneller geschwommen", sagte der Praktikant der Wasserwerke Halle/Saale. Auf der Rechnung hat er vor allem die zwei Franzosen Sebastien Rouault und Yannick Agnel, den erst 18 Jahre alten Shootingstar der Schwimmszene.

Wesentlich siegessicherer ist Biedermann über seine Paradestrecke 200m Freistil mit dem Finale am Mittwoch. Hier will der Olympia-Fünfte nicht nur seinen Titel erfolgreich verteidigen, sondern sich auch bei Phelps revanchieren. Der 14-malige Olympiasieger aus den USA hatte den Deutschen (1:45,84 Minuten) mit seinem Sieg bei den US-Trials in 1:45,61 Minuten von der Spitze der Jahresbestenliste gestürzt.

"Ich hoffe, dass ich noch einmal schneller sein kann. Das wäre dann ein schöner Gruß nach Amerika", sagte Biedermann mit einem verschmitzten Lächeln. Der Kampf um die Jahresbestzeit ist nach der Ära der High-Tech-Anzüge, die seit Anfang des Jahres verboten sind, zum Gratmesser für die Athleten geworden. Denn Rekorde sind mit den knielangen Badehosen, in denen sich Biedermann "wie eine Nacktschnecke" fühlt, illusorisch.

<strong>Steffen als TV-Expertin vor Ort</strong>

Moralische Unterstützung erhält Biedermann auf der Tribüne von seiner Familie und Freundin Britta Steffen, die nach ihrem Start-Verzicht wegen Trainingsrückstandes zudem für die ARD als Expertin vor Ort ist. "Natürlich drücke ich Paul die Daumen. Aber letztlich muss er alleine schwimmen und zeigen, was er drauf hat", sagte die Doppel-Olympiasiegerin, deren Stern bei der EM 2006 in Budapest mit vier Titeln aufgegangen war.

Zumindest an seinem Geburtstag war Biedermann nur ein "Opfer". Von Trainer Frank Embacher bekam er als Geschenk ein paar Muffins mit Kerzen, die man nicht auspusten konnte. Biedermann: "Das habe ich erst beim dritten Mal gemerkt. Mein Trainer hat sich königlich amüsiert."

Ab Montag wird es für das 27-köpfige deutsche Team aber ernst. Elf Medaillen sollen die Beckenschwimmer aus dem Wasser fischen. Von diesem Ziel rückt DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow auch nach den Absagen einiger Leistungsträger nicht ab. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir so viel Potenzial haben", sagte Buschkow.