Oberhausen. .
Champions und Herausforder traten bei der „WrestleMania Revenge Tour“ in Oberhausen an, doch das Hauptaugenmerk der 5.000 Fans galt einem anderen: Dabei stand Wrestling-Legende Bret „The Hitman“ Hart nicht einmal für einen Kampf am Ring. Eigentlich.
Der Blick ist leicht gesenkt. Der Gang ist staatstragend. Aus den Musikboxen dröhnen Gitarren. Bret „The Hitman“ Hart hat bereits einige Schlachten geschlagen. Sein Marsch in den Ring bei der „WrestleMania Revenge Tour“ in der König-Pilsener-Arena wirkt wie die Rückkehr eines Titanen.
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Der Profi-Wrestler schreitet nach fast 13 Jahren Abstinenz zurück auf die deutschen Bühnen. Seine langen Haare baumeln über der Lederjacke, die sich bei der bulligen Statur des 110-Kilo-Mannes kaum schließen lässt. Einige Fans an den Absperrgittern haben die alten T-Shirts mit dem Konterfei des Kanadiers angezogen und recken Transparente ins grelle und hektische Licht der Scheinwerfer: „Welcome back to Germany, Bret!“ Doch der Hitman ist nicht zum Kämpfen gekommen.
Transparente im Scheinwerferlicht
Gekämpft hat er genug. Beruflich wie privat. Bret Sergeant Hart erblickte vor knapp 53 Jahren in Calgery in der kanadischen Provinz Alberta das Licht der Erde. Sein Vater Stu Hart, ein ehemaliger Footballspieler, brachte ihn auf die knarrenden Wrestling-Bretter. Während von Vater Stu kuriose Schwarz-Weiß-Bilder existieren, auf denen er mit Tigern und Grizzlybären ringt, startete die Ringerkarriere von Sohn Bret klassisch. 1976 stand er erstmals im Ring.
34 Jahre später steht er in der Oberhausener Arena vor dem Ring. Drinnen geben sich der zwielichtige Champion Jack Swagger, Fiesling Chris Jericho und Publikumsliebling Edge beharken sich ordentlich. Der Hitman ist außen vor. Schleicht um den Ring. Die Blicke des Kolosses sind auf die Akteure im Ring gerichtet, die mit protzigen Posen um die Gunst des Publikums werben sowie Tritte, Schläge und Sprünge absolvieren und von der Ringecke auf die Bühnenbretter springen. Der Hitman ist nur der Aufpasser. Er soll gewährleisten, dass außerhalb des Rings kein Schindluder getrieben wird. So steht es jedenfalls im Drehbuch.
Erst Weltmeistertitel, dann Schicksalsschläge
Bret Hart ringt nicht. Im Jahr 2000 verkündete er seinen Rücktritt. Seit ein falscher Tritt seines Kontrahenten Bill Goldberg die Karriere beendete. Nackenverletzungen und eine Gehirnerschütterung zog sich der Hitman zu. Ein Schicksalsschlag nach einer großen Karriere, in der er alleine beim Verband WWF fünffacher Schwergewichts-Weltmeister wurde. 1999 starb sein Bruder Owen bei einem Unfall im Ring. 2002 erlitt Bret selbst einen Schlaganfall. Sein Schwager Davey Boy „British Bulldog“ Smith erlag 2003 einem Herzinfarkt. Schwere Schläge, auch für harte Männer.
Im Ring tut sich was. Chris Jericho schnappt sich einen Klappstuhl und möchte mit dem unerlaubten Hilfsmittel in den Ring. Bret Hart fackelt nicht lange und schnappt sich den Bösewicht. Der Hitman verteilt jetzt eine Portion heiße Ohren. Der 52-Jährige ist plötzlich zurück aus der Frührente. Jubel!
Dass Bret Hart überhaupt noch etwas mit dem Verband „World Wrestling Entertainment“ zu schaffen hat, ist eine Überraschung. Einst schwor der Hitman, nie wieder für die WWE in den Ring zu steigen. Nachdem er vor dem heimischen, kanadischen Publikum seinen Titel verteidigen wollte und letztlich nicht durfte, weil die Produzenten ohne sein Wissen das Drehbuch änderten. Doch die Zeit heilt die Wunden.
One, Two, Three… Gongschlag!
Schluss. Der Ringrichter zählt: One, Two, Three… Gongschlag! Fans stürmen mit Handykameras an den Ringrand. Den Kampf hat Publikumsliebling Edge in der Arena zwar nicht gewonnen, aber er ist der Meister der Fanherzen und gibt den fiesen Kontrahenten nach dem Gongschlag ordentlich Saures. Es ist der Moment des Bret „The Hitman“ Hart. Er steigt zurück in den Ring. Demonstriert zum Entzücken der Fans gemeinsam mit Edge zum Abschluss der Show jenen Ringergriff mit dem er über Jahrzehnte stets seine Kämpfe beendete. „Du hast es immer noch drauf“, schreit ein Fan in den Ring. „So wie früher - nur noch viel besser!“