Dortmund. .
Die Woche über wurde Louis van Gaal nicht müde, in täglich verschärfter Form Ungeheuerlichkeiten anzuprangern. Die Freude nach dem Gewinn des Supercups war überbordend. Ein Kommentar.
Kernpunkt seiner Kritik war die Verletzung von Arjen Robben und der zuvor verantwortungslose Umgang mit seiner Muskelzerrung in der holländischen Nationalmannschaft. Dass der Bayern-Trainer nicht davor zurückschreckte, in der Schuldfrage seine Landsleute inklusive des Nationaltrainers Bert van Marwijk offensiv anzugehen, lässt den Schluss zu, dass der Holländer auch argumentativ ein echter General der bayerischen Attacke ist.
Die Klage über das mangelhafte medizinische Basiswissen im Oranje-Team wird aber von der Befürchtung getragen, dass der frisch gewählte Fußballer des Jahres alsbald zum Sorgenkind der neuen Saison werden könnte. Denn die Verpflichtung von Robben, dessen Krankenakte durchaus Roman-tragende Züge besitzt, war in der letzten Saison nicht nur Bayerns sondern auch van Gaals Erfolgsgeheimnis. Mit dem torgefährlichen Oranje-Star ging auch die Deckungsgleichheit holländisch-bajuwarischer Philosophie einher. Ohne Robben hätte es wohl kein Happy End gegeben: Kein Titelgewinn, vielleicht kein Pokalsieg, bestimmt kein Champions League-Finale. Insofern ist die Auszeichnung Synonym für Freude und Fluch zugleich.
Psychologische Kraftmeierei
Umso erklärlicher wird die überbordende Freude nach dem Gewinn des Supercups gegen den FC Schalke 04. Die kommt so gesehen als psychologische Kraftmeierei daher, um den Emporkömmlingen noch vor dem Saisonstart Einhalt zu gebieten. Denn was in dem Ruf steht, in irgendwelcher Form vorzeigbar zu sein, scheint das bayerische Selbstverständnis zu potenzieren. Als sei der erste von vier angestrebten Titeln ein immens wichtiger gewesen. Wohl gerade auch, weil diesmal noch Robben und Franck Ribéry verzichtbar waren. Man sei weiter als im vergangenen Jahr, wusste van Gaal in Drohgebärde der Konkurrenz mitzuteilen. Den Sorgen um Robben zum Trotz und ebenfalls jenen Zweifeln, ob Bayerns zahlreiche Nationalspieler nicht doch der WM-Belastung Tribut zollen könnten. Die Worte im dunklen Wald waren bewusst laut gewählt: Ihr könnt machen, was ihr wollt. Es geht nur um Platzierungen, aber nicht um Rang eins. Gut gebrüllt, Louis!
Eine Vorab-Konstellation, die aber Felix Magath gut und gerne in die Karten spielt. Der Erfolgscoach des FC Schalke 04 und Zweiter in der Trainer-Rangliste weiß sich und seine Ansprüche stets ins rechte Licht zu setzen. Das 0:2 gegen die Übermächtigen war sein bestes Argument, noch einmal in aller Deutlichkeit die Millionen für Verstärkungen im zweiten Amtsjahr einzufordern. Man sei dem Meister noch lange kein Gegner auf Augenhöhe. Was in erster Linie als Beschwichtigung dem vielleicht gestiegenen Schalker Anspruchsdenken galt. Aber den Druck hat ihm die bajuwarische Einschüchterungstaktik genommen. Eine dankbare Basis für eine erneute Überraschung.