Am Montag starten die Europameisterschaften auch endlich für die Beckenschwimmer. Doppelweltmeister Paul Biedermann ist im Hinblick auf das Schwimm-Event in Budapest voller Euphorie. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht Biedermann, der am Samstag seinen 24. Geburtstag feiert, über seine Form, die Erwartungen und seinen "Glücksbringer" Britta Steffen.

SID: "Herr Biedermann, am Montag beginnt für die Beckenschwimmer die EM in Budapest. Wie ist Ihre Form?"

Paul Biedermann: "Ich merke im Training schon, dass ich gut drauf bin. Auch die Laktatwerte sprechen für sich. Ich bin sehr zuversichtlich. Ich will jetzt auch, dass endlich etwas passiert. Das ganze Gerede im Vorfeld nervt ein bisschen, jetzt muss es auch mal endlich losgehen."

SID: "Mit welchen Erwartungen fahren Sie denn nach Ungarn?"

Biedermann: "Ich möchte natürlich meinen Titel über 200 Meter Freistil erfolgreich verteidigen und über 400 Meter unter die ersten Drei kommen, am besten natürlich auf Platz eins. Und bei den Staffeln sind wir gut besetzt. Ich bin optimistisch, dass wir auch da etwas reißen können."

SID: "Nach Ihren zwei WM-Titeln von Rom könnte alles andere als ein Doppelsieg von Ihnen in der Öffentlichkeit als Misserfolg gewertet werden. Wie gehen Sie mit den gestiegenen Erwartungen um?"

Biedermann: "Mit dem Druck, den ich mir selbst mache, komme ich ganz gut klar. Alles andere lasse ich nicht an mich heran. Die Situation ist allerdings wirklich neu: Der Jäger ist jetzt der Gejagte. Ich bin selbst gespannt zu sehen, wie ich damit umgehen kann. Vielleicht ist es eine wichtige Lehre im Hinblick auf Olympia 2012 in London."

SID: "Über Ihre Paradestrecke 200 Meter Freistil wird Ihr vermutlich stärkster Konkurrent, der erst 18 Jahre alte Franzose Yannick Agnel, nicht am Start sein. Sind Sie froh oder enttäuscht darüber?"

Biedermann: "So weit ich weiß, darf er über diese Strecke nicht schwimmen, weil der französische Verband es nicht wollte. Aber eigentlich interessiert es mich nicht. Über 400 Meter werden wir schon aufeinandertreffen und uns einen guten Kampf liefern."

SID: "Das Duell Mann gegen Mann ist im Schwimmen wieder reizvoller geworden, weil Rekorde seit dem Verbot der Ganzkörperanzüge wegfallen. Welche Auswirkungen hatte diese Entscheidung auf Sie?"

Biedermann: "Es ist ist eine neue Situation entstanden, in der sich jeder neu profilieren muss. Ich möchte wieder ganz vorne dabei sein. Wir haben im Training wieder mehr Wert auf die Atem- und Beintechnik gelegt. Im Wettkampf spürt man schon starke Veränderungen. Man ist viel langsamer unterwegs, und der Schmerz holt dich viel früher ein."

SID: "Ihre Freundin Britta Steffen, Doppel-Olympiasiegerin von Peking, wird wegen diverser Erkrankungen und Trainingsrückstands nicht in Budapest starten. Allerdings wird Sie Ihnen von der Tribüne aus die Daumen drücken. Ist das ein zusätzlicher Motivationskick?"

Biedermann: "Das würde mir natürlich helfen, das ist doch ganz klar. Aber auch meine Familie wird da sein, und da freue ich mich sehr drauf."