Aachen. .

Isabell Werth schäumte vor Wut. Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin kam mit Satchmo beim CHIO auch in der Kür nicht über Platz vier hinaus.

Werth empörte sich über die neuen Punktrichter, die den Niederländern um den CHIO-Sieger Edward Gal Traumnoten bescherten. Auch ihre neue Kürmusik mit Hits von Roberto Blanco (“Ein bisschen Spaß muss sein“) konnte sie nicht aufheitern.

„Herr Kemperman, wann bestellen sie endlich vernünftige Richter“, rief die aufgebrachte Werth vom Pferd dem Sportlichen Leiter des CHIO entgegen. Frank Kemperman hatte mitveranlasst, dass neuerdings sieben statt fünf Punktrichter sowie drei weitere Aufpasser (“Supervisor“) über die Punktevergabe entscheiden. „Wir sind im Sport alle professioneller geworden, dann müssen es die Richter auch werden“, sagte Werth erbost.

Werth: „Das versteht doch keiner mehr“

In der Kür zum Großen Preis zeigte Werth mit ihrem 16 Jahre alten Wallach Satchmo Unsicherheiten bei den Einerwechseln, fühlte sich aber mit 80,786 Punkten zu schlecht bewertet. „Das versteht doch keiner mehr“, sagte sie. Gal kassierte mit dem Wunderrappen Totilas die Aachener Rekordpunktzahl von 90,964. Adelinde Cornelissen mit Parzival (85,607) und Imke Schellekens-Bartels mit Sunrise (81,000) machten den Dreifach-Triumph der Nachbarn perfekt.

Die erneut hohe Benotung für Oranje brachte Werth auf die Palme. „Sie sind besser. Aber ich habe ein Problem damit, dass solche Differenzen geschaffen werden. Da wird eine Neun oder eine Zehn herausgeschmissen, als hätte die Skala 15 und nicht zehn Noten“, sagte Werth: „Es kann doch nicht sein, dass ich für die gleiche Leistung vor ein, zwei Jahren noch einige Prozent mehr bekommen habe.“

Isabell Werth während ihrer Kür.
Isabell Werth während ihrer Kür. © REUTERS

Qualität vieler Punktrichter angezweifelt

Hintergrund des neuen Benotungssystems ist eine Regel-Reform, die die Dressurkommission des Weltverbandes FEI unter Vorsitz von Kemperman umgesetzt hatte. Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 soll die Dressur transparenter und attraktiver werden. Die Qualität der vielen Punktrichter wird aber angezweifelt. „Da sind doch einige schon jenseits der 70“, sagte Bundestrainer Holger Schmezer.

Hinter Werth ritt Christoph Koschel aus Hagen am Teutoburger Wald als zweitbester Deutscher mit 75,000 Punkten auf den siebten Rang. Der Debütant war mit dem elf Jahre alten Donnperignon aus deutscher Sicht die Entdeckung des Turniers und darf sich gute Chancen auf ein Ticket für die Weltreiterspiele in Kentucky/USA ausrechnen.

Der EM-Sechste Matthias Alexander Rath (Kronberg) enttäuschte in der Soers und verpasste die Qualifikation für die Kür. Einen guten Eindruck hinterließ Debütantin Anabel Balkenhol (Rosendahl), die aber wegen einer Magenerkrankung für die Kür ausfiel. „Wir haben noch Zeit und werden weitere Kandidaten testen“, sagte Schmezer mit Blick auf die Vergabe der vier WM-Tickets Mitte August.