Lyon. .
Der Polizei ist im Fernen Osten ein großer Schlag gegen die internationale Fußball-Wettmafia gelungen. Nach Angaben von Interpol wurden bei Razzien der Operation „SOGA III“ in China, Malaysia, Singapur und Thailand mehr als 5000 Personen verhaftet, die während der WM in Südafrika an illegalen Wetten beteiligt gewesen sein sollen.
„Die Ergebnisse, die wir vorliegen haben, sind beeindruckend“, sagte Interpol-Direktor Jean-Michel Louboutin und verwies darauf, dass Fußball-Wetten „nicht nur der organisierten Kriminalität nahestehen, sondern auch im Zusammenhang mit Bestechungen, Geldwäsche und Prostitution“ zu sehen seien.
Die internationale Polizeibehörde, die an den monatelangen Ermittlungen beteiligt gewesen war, gab an, dass die Beamten Razzien in mehr als 800 illegalen Spielhöllen durchgeführt hätten. Insgesamt soll dort mit umgerechnet mehr als 119 Millionen Euro gehandelt worden sein.
Die Polizei stellte im Rahmen der Durchsuchungen umgerechnet rund sieben Millionen Euro an Bargeld sowie Autos, Kreditkarten, Computer und Handys sicher. „Die gesammelten Informationen werden ausgewertet, um mögliche Verwicklungen weiterer Banden in der Region oder darüber hinaus aufdecken zu können“, sagte Louboutin. Vor der Operation „SOGA III“ waren in den vergangenen Monaten bereits Razzien in kleineren Umfängen durchgeführt worden.
Erst vor gut einer Woche war der Polizei in Hongkong ein Schlag gegen die Wettmafia gelungen. Dabei hatten die Ermittler einen großflächig agierenden Wettring zerschlagen und 93 Menschen festgenommen. Es wurden Wettscheine mit einem Gesamtwert von sieben Milliarden Yen (815 Millionen Euro) konfisziert.
Die Wetten seien nach Angaben der Polizei hauptsächlich via Internet platziert worden. Während der WM in Südafrika hatte die Polizei bereits mehr als 800 Online-Wetter festgenommen. In der ehemaligen britischen Kolonie sind Wetten auf Sportereignisse nicht grundsätzlich verboten. Die Gewinnraten bei den illegalen Anbietern sind allerdings deutlich höher.
Am vergangenen Mittwoch war bekannt geworden, dass das Ausmaß des größten Wett- und Manipulationsskandals in der Geschichte des europäischen Fußballs offenbar noch weit dramatischer als zunächst befürchtet ist. Laut einer Zwischenbilanz der Staatsanwaltschaft Bochum, die den Skandal Ende November 2009 öffentlich gemacht hatte, werden insgesamt 250 Personen verdächtigt.
Die Gesamtzahl der unter Manipulationsverdacht stehenden Spiele hat sich auf 270 erhöht. In Deutschland sollen anstatt der zunächst vermuteten 32 Begegnungen nun 53 Partien von der 2. Bundesliga bis in den Juniorenbereich manipuliert worden sein. In keinem anderen Land ist die Zahl der Spiele derart hoch. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft belaufen sich die bislang ermittelten Wetteinsätze auf manipulationsverdächtige Spiele auf rund zwölf Millionen Euro. (SID)