Herne. .
Mit dem vierten WM-Titel für Deutschland zum Jubiläum hat es nicht geklappt. Dennoch wird am Tag nach dem Finale der Fußball und das Turnier in Südafrika sicherlich ein Hauptthema beim 75. Geburtstag von Hans Tilkowski sein.
„Von der WM habe ich alles gesehen“, bestätigt der einstige Nationaltorhüter, der seinen Ehrentag zwar nur im Kreis der Familie feiern wird, aber mit Enthusiasmus von einem geplanten Empfang der Stadt Herne zu seinen Ehren am 1. September berichtet.
Per Post, Mail oder Telefon werden am Montag alte Weggefährten seiner Fußball-Karriere gratulieren wie Franz Beckenbauer, Uwe Seeler, Willi Schulz und andere Mitglieder des WM-Teams von 1966, das unter anderem durch das berühmte Wembley-Tor mit 2:4 im Finale gegen England verlor. „Natürlich war der Ball nicht drin, das ist längst klar und das Thema inzwischen abgehakt“, sagt Tilkowski.
Geoff Hurst hatte damals den Ball in der Verlängerung an die Unterkante der Latte gejagt. Ob das runde Leder danach vor, auf oder hinter Linie gelandet war - darüber diskutieren jahrzehntelang Millionen von Fans, ehe neueste elektronische Hilfsmittel den Beweis lieferten. Schiedsrichter Gottfried Dienst aus der Schweiz entschied damals nach Befragen des russischen Linienrichters Tofik Bachramow bekanntlich auf Tor.
Erster Vertrag bei Westfalia Herne
Die Zeit kann und will Tilkowski nicht mehr zurückdrehen. Allerdings, so der 39-malige Nationalkeeper, gibt es am Montag gleich mehrere Gründe zu feiern. Denn an diesem Tag vor 55 Jahren unterschrieb er seinen ersten Vertrag bei Westfalia Herne, und am gleichen Datum startete die Nationalmannschaft mit einem spektakulären 5:0 über die Schweiz bei der WM 1966 in England ihren Weg ins besagte Endspiel.
Der Fußball spielt nach wie vor eine große Rolle in seinem Leben. Bei fast jedem Heimspiel von Borussia Dortmund sitzt „Til“, wie ihn die Freunde rufen, auf der Tribüne. Beim BVB erlebte der gelernte Schlosser die Highlights seiner Karriere. 1965 wurde er mit den Schwarz-Gelben DFB-Pokalsieger und als erster Torhüter „Fußballer des Jahres“, 1966 dann Europapokalsieger der Pokalsieger. Das Torwart-Handwerk erlernte Tilkowski bei den Trainern Herbert Widmayer und Fritz Langner, der ihn 1955 nach Herne holte.
Seit dem Abschied von der Fußball-Bühne als Bundesliga-Profi in Dortmund und bei Eintracht Frankfurt (insgesamt 122 Spiele) und Trainer mit den Stationen Werder Bremen, 1. FC Saarbrücken, 1860 München und 1. FC Nürnberg engagiert sich Tilkowski mit Hingabe für Schwerkranke und Arme. Weit über eine Millionen Euro hat Tilkowski als „Botschafter der guten Tat“ bei zahlreichen Veranstaltungen für Mukoviszidose- und Multiple-Sklerose-Kranke, die Krebshilfe, brasilianische Straßenkinder oder für Krankenhausaufenthalte von Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten schon gesammelt.
„Das ist jetzt mein Hobby. Es macht viel Spaß und hält mich jung“, bestätigt der dreifache Familienvater und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Und wie steht es mit der Fitness? Tilkowski berichtet: „Die Herz-OP im letzten Jahr habe ich gut überstanden.“ Allerdings müsse er sein Fitness-Programm nunmehr ein wenig zurückschrauben. „Aber gut: So ist das im Alter.“ Nur am kommenden Montag wird er mal nicht auf sein Ergometer steigen.