Johannesburg.

Mesut Özil drängt sich mit seinem Siegtreffer im „Finale“ gegen Ghana zum legitimen Nachfolger von Michael Ballack auf. In dem 21-jährigen Hoffnungsträger bündelt sich der neue Stil der DFB-Auswahl.

Sie war perfekt, diese Ballannahme. Ebenso wie der vorherige Pass von Cacau, der das Spielgerät exakt in den Lauf von Mesut Özil beförderte. Und wer, wenn nicht der feine Techniker von Werder Bremen, könnte diese Chance besser zu einem guten Ende bringen?

Es war angerichtet in der 25. Minute, als Mesut Özil allein auf Ghanas Torwart Richard Kingson zulief. Noch wenige Sekunden - und der ganze Druck, der sichtbar auf der deutschen Mannschaft lag, würde abfallen, würde in einen kurzen, befreienden Jubel übergehen. Mit diesem Treffer im Rücken wäre der Grundstein gelegt zum wichtigen Sieg, der den Gruppensieg und die Qualifikation für das Achtelfinale bedeutet.

Nur: Mesut Özil traf wenige Meter vor Richard Kingson die falsche Entscheidung. Durch die Beine des Torwarts sollte der Ball in Richtung Torlinie rollen. Ein Lupfer wäre die bessere Variante gewesen - denn so zeichnete sich der Ghanaer mit einer Glanzparade aus, während Deutschland weiterhin um den Verbleib im Turnier zittern musste.

Supertalent und Hoffnungsträger

Irgendwie war diese Szene bezeichnend für den 21-jährigen Özil. Er gilt als Supertalent, als Hoffnungsträger für eine gute deutsche Fußball-Zukunft. In ihm bündelt sich der neue Stil der DFB-Auswahl: ihre Jugend und ihre spielerische Klasse.

So ging Mesut Özil auch vor dem Gruppen-Finale gegen Ghana mit seinen Muschelkopfhörern im Nacken vom Bus in die Kabine, wie ein HipHop-Star, ein Idol der Jugend eben. Mit einer zur Schau getragenen frechen Lässigkeit.

Diese wandelte sich mit dem Anpfiff aber. Wie eine fleißige Arbeitsbiene summte Özil über den Rasen, nur graziler. Immer anspielbereit, mal einen Fehlpass produzierend, mal einen brillanten Ball auf seine Mitspieler schlagend. Neben Bastian Schweinsteiger agierte er als Denker und Lenker im deutschen Angriff.

„Manchmal klappt’s – manchmal nicht.“

Dann kam die 25. Minute - und Özil drohte das Schicksal des Unvollendeten. Ein Wechselspiel der Gefühle. Wie nach dem glanzvollen Auftritt gegen Australien und der vorzeitigen Auswechslung gegen Serbien. Aber ihn schockte das nicht. „Manchmal klappt’s, manchmal klappt’s nicht so gut“, sagt er. Gegen Ghana zauberte der in Gelsenkirchen geborene Deutsch-Türke einfach munter weiter.

Und wurde belohnt.

In der 60. Minute. Von der Strafraumgrenze nahm der Werder-Profi Maß - und traf zum 1:0 in den Winkel. Da war er, der Moment, in dem der Druck abfiel, in dem sich Özil endgültig aufdrängte. Nicht als Ersatz für den verletzten Kapitän Michael Ballack. Sondern als legitimer Nachfolger.