Mönchengladbach. Die Polizeigewerkschaft hat nach den Randalen beim Test zwischen Galatasaray und Fenerbahce scharfe Kritik geübt. Die Polizei ziehe die "Arschkarte", so DPolG-Chef Rainer Wendt.
Drei verletzte Zuschauer, sieben Festnahmen und ein Großeinsatz der Polizei: Die erschreckende Bilanz der als "Testspiel" deklarierten Begegnung zwischen den türkischen Fußball-Topklubs Galatasaray und Fenerbahce Istanbul (0:1) am Mittwochabend in Mönchengladbach hat die Spitze der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) auf die Palme gebracht. DPolG-Chef Rainer Wendt prangerte schwere Versäumnisse an, für die wieder einmal der Steuerzahler gerade stehen müsse. FIFA-Referee Thorsten Kinhöfer (Herne) sprach von einem "Ausnahmezustand für ein Testspiel."
"Es standen ganz offensichtlich kommerzielle Interessen im Vordergrund. Die Veranstaltungen werden durchgeführt und bringen Geld - die Polizei kommt zum Nulltarif. Was eigentlich kein Nulltarif ist, da der Steuerzahler dafür aufkommen muss", sagte Wendt dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Die Polizei kann so eine Veranstaltung nicht verhindern und hat hinterher die Arschkarte gezogen. Andere verdienen den Euro, die Polizei kassiert die Prügel und bekommt die Auswirkungen zu spüren."
Nach Ansicht des DPolG-Bundesvorsitzenden musste die Polizei in Mönchengladbach einmal mehr die Fehler der Veranstalter, die ein solches Tespiel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) anmelden müssen, ausbaden. "Da gibt es eine private Veranstaltung, die Polizei wird im Vorfeld einfach nur informiert und hat keine Möglichkeit, die Sache zu verbieten. Das ist ein unmöglicher Vorgang - und nun holen wir uns diese Kommerz-Veranstaltungen auch noch ins Land", sagte Wendt.
Galatasaray hat Sicherheit vernachlässigt
Veranstalter war in diesem Fall Galatasaray. Der türkische Rekordmeister hatte den Borussia-Park für das Spiel angemietet. Nach Ansicht von Wendt hat der Klub den Sicherheitsaspekt dabei aber völlig vernachlässigt. "Die Verantwortung für die Vorfälle trägt der Veranstalter. In der Vorbereitung wurde einiges falsch gemacht. Das geht schon mit den Zugangskontrollen los, nur so kam Pyrotechnik ins Stadion. Dazu kam eine katastrophale Verkehrssituation, es gab keine Shuttleverbindungen", sagte der DPolG-Boss.
Die Fehler in der Einschätzung des Spiels zwischen den beiden Istanbuler Erzrivalen waren nach Angaben der Mönchengladbacher Polizei schon vor der Begegnung zu erkennen, da Galatasaray mit nur 25.000 Zuschauer gerechnet habe, am Ende aber 34.191 Fans im Stadion waren. Schon vor der Arena stellten die Beamten bei Durchsuchungen eine Vielzahl von Feuerwerkskörpern sicher. Dennoch brannten die Fenerbahce-Anhänger nach dem Treffer von Andre Dos Santos (30.) bengalische Feuer ab.
Kinhöfer musste daraufhin das Spiel unterbrechen. "Es war eine unglaublich hitzige Atmosphäre in der Anfangsphase. Und als dann Bengalos auf das Spielfeld flogen, haben wir die Spieler erstmal in die Kabine geschickt", sagte der 42-Jährige dem SID: "Ob die Verantwortlichen keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, kann ich nicht beurteilen. Aber ich habe schon im Radio auf dem Hinweg gehört, dass es keine speziellen Maßnahmen geben und die Partie wie ein normales Testspiel ablaufen soll."
Bei Abbruch wäre "die Reaktion nicht vorherzusehen"
Nach dem Wiederanpfiff durch Kinhöfer befürchtete die Poilzei, dass der Unparteiische das Spiel bei einem weiteren Vorfall abbrechen könnte. Für diesen Fall war nach Angaben der Beamten "die Reaktion der beiden Fanblöcke nicht vorherzusehen". Deshalb forderte die Einsatzleitung Verstärkung an.
Bis zum Spielende wurden immer Feuerwerkskörper gezündet, nach der Partie kam es laut Polizei zudem "zu kleineren Scharmützel zwischen rivalisierenden Gruppierungen". Als Folge der Ausschreitungen musste eine 19-Jährie mit Verbrennungen dritten Grades auf dem Rücken in eine Spezialklinik eingelifert werden. Zwei weitere Besucher erlitten leichte Brandverletzungen. SID