Clairefontaine-en-Yvelines. Der Mittelfeldspieler von PSG steht gegen Deutschland vor seinem zweiten Länderspiel. Noch sucht er aber seinen Platz im Nationalteam.
Ein paar Eindrücke von einem kalten Champions-League-Abend im Dortmunder Dezember: Es ist schon reichlich spät, als Kylian Mbappé, 25, der vielleicht beste Fußballer der Welt, unter der Osttribüne des Stadions auftaucht, um in den Mannschaftsbus zu steigen. Bewunderung.
Auch Nasser Al-Khelaifi, 50, der katarische Geschäftsmann und Präsident von Paris Saint-Germain, der beste Kontakte zum Emir pflegt, ist da. Eine Entourage schirmt den kurzgewachsenen, aber mächtigen PSG-Boss ab. Ehrfurcht.
Und dann steht da noch Warren Zaire-Emery, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, schüchtern. Er ist ja auch erst 17 Jahre alt. Geduldig wartet er darauf, ein paar Sätze im Klub-Fernsehen sagen zu dürfen. Würde er keine Kleidung im PSG-Logo tragen, könnte man ihn glatt für einen Schüler oder Studenten halten, der sich bei einem Stadion-Job ein paar Euro dazuverdient.
Warren Zaire-Emery vor seinem zweiten Länderspiel
Nicht für jemanden, der gerade in einem Europapokal-Spiel herausgestochen ist. Mbappé dribbelte das eine oder andere Mal, aber Zaire-Emery dirigierte. Das BVB-Pressing konnte ihm nichts anhaben, das Paris-Tor beim 1:1 schoss er auch noch. Warren Zaire-Emery, zwischen Mbappé und Co. ist er Frankreichs Ausnahmetalent.
In dieser Woche saß der Mittelfeldspieler auf dem Podium in Clairefontaine-en-Yvelines, dem Leistungszentrum der französischen Nationalmannschaft, wo er sich auf das Länderspiel am Samstag in Lyon gegen Deutschland (21 Uhr/ZDF) vorbereitet. Es lockt sein zweiter Länderspiel-Einsatz. Gerade hatte er Geburtstag und ist nun volljährig. „Ich freue mich, jetzt ein Mann zu sein, obwohl ich vorher schon ziemlich erwachsen war“, sagt er. Die Schüchternheit ist ihm in den vergangenen vier Monaten nicht abhanden gekommen. Vor den Medien zu sprechen, das sei nicht seine liebste Übung. „Aber ich sehe es als Training. Ich mache es mit einem Lächeln und bin froh, dass mir die Leute zuhören“, meint er.
Natürlich, denn er hat ja schon etwas Historisches vollbracht. Als ihn Trainer Didier Deschamps (55) im November in die Equipe Tricolore berufen hatte, war Zaire-Emery der jüngste Nationalspieler seit 109 Jahren. Er war auch beteiligt am 14:0-Rekordsieg in der EM-Qualifikation über Gibraltar. Er schoss auch gleich ein Tor, verstauchte sich dann aber den Knöchel und musste raus. „So ist Fußball“, stellte er fest.
Große Konkurrenz im Mittelfeld bei Frankreich
In Frankreich trauen sie Warren Zaire-Emery eine große Zukunft zu. Im Pariser Mittelfeld übernahm er schon sowohl den offensiven als auch den defensiven Part. Auch als rechter Außenverteidiger durfte er sich schon versuchen.
In der Nationalelf allerdings sucht Zaire-Emery noch nach seiner Rolle, was vor allem an Deschamps Luxus-Auswahl liegt. Aurelien Tchouameni (24) und Eduardo Camavinga (21) von Real Madrid kommen infrage. Auch Adrien Rabiot (28) von Juventus Turin. Und Antoine Griezmann (33) von Atlético Madrid ist für Frankreichs Starensemble eher Mittelfeldspieler als Angreifer – weil vorne ja auch Mbappé, Randal Kolo Muani (25) oder Ousmane Dembélé (26) wirbeln.
Die Zukunft gehört ohne Zweifel Zaire-Emery, auch wenn man noch nicht so genau weiß, wo. Im Sommer 2025 läuft sein PSG-Vertag aus, sein Marktwert wird auf 60 Millionen Euro beziffert. Wann wird er verlängert? „Da bin ich doch der falsche Ansprechpartner“, sagt 18-Jährige und lächelt. Eine Antwort, wie die von einem alten Hasen.